Bonn. Die Telekom-Managerin Olga Nevska sieht er in der Mobilität eine große Chance für Start-ups. App soll alle Formen der Fortbewegung vernetzen.

Olga Nevska sprüht vor Energie und Ideen, wenn sie über die Zukunft der Mobilität spricht. Im Herbst will die Geschäftsführerin von Telekom Mobility Solutions eine App auf den Markt bringt, die alle Wege der Fortbewegung auf einer Plattform vereint. Gleichzeitig verfolgt die 44-Jährige mit großer Sorge die Kriegsnachrichten in ihrer ukrainischen Heimat. Zweimal täglich telefoniert Nevska mit ihren Eltern in der Hauptstadt Kiew.

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„Es tut unheimlich weh, dass in der Ukraine alles zerbombt wird. Ich wünsche mir, dass dieser Krieg zu einer Chance wird, ganz Europa enger zusammenzubringen“, versucht die Telekom-Managerin trotz aller Dramatik nach vorn zu schauen und Optimismus zu verbreiten. „Ich bin in der Sowjetunion geboren – ein Land, das es nicht mehr gibt. Der Wind of Change begleitet mich schon mein ganzes Leben. Ich habe gelernt, dass man aus Veränderungen einfach das Beste machen sollte, anstatt Angst davor zu haben“, sagt Nevska.

Große Sorge um ihre ukrainische Heimat

Sie war 13, als die Sowjetunion fiel. Mit 18 wurde die junge Frau in der Ukraine politisch aktiv. „Ich hatte ein Interesse daran, die Transformation des Landes voranzutreiben“, erzählt Nevska. Nach dem Wirtschafts- und Jura-Studium führte sie der Weg aber nach Deutschland – zunächst über ein Austausch-Stipendium in den Deutschen Bundestag. Sie wurde deutsche Staatsbürgerin, schrieb ihre Doktorarbeit und begann ihre Karriere. Nach Stationen bei Roland Berger, Axel Springer und der Commerzbank kam Nevska 2009 schließlich zur Telekom in Bonn.

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Seit drei Jahren ist sie Geschäftsführerin der Konzerntochter Mobility Solutions. Ein Unternehmen mit 185 Mitarbeitenden an 40 Standorten, die sich bislang in erster Linie um das Management des konzerneigenen Fuhrparks kümmern. „Die Telekom hat mit 24.000 Fahrzeugen die zweitgrößte Flotte in Deutschland“, sagt Nevska. 45 Prozent der jährlichen Neubestellungen seien bereits Elektrofahrzeuge, erklärt sie. Der ökologische und nachhaltige Umbau macht für die Managerin aber nicht unter der Motorhaube halt.

Umbau der Telekom-Flotte mit 24.000 Autos

„Als Tochterunternehmen managen wir nicht nur die Flotte, sondern die Mobilität aller 100.000 Telekom-Mitarbeitenden – mit dem Ziel, bedarfsorientierte Mobilität zu ermöglichen: vom Scooter, über Carsharing und Shuttle on demand bis hin zu Auto-Abos“, nennt Nevska Beispiele. Beim Megathema Mobilität sieht sie das größte Potenzial für Veränderungen und technologische Innovationen, an denen in Verbindung mit digitalen Lösungen auch Start-ups teilhaben können.

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„Mein Ziel ist die Vernetzung der Mobilität mit den unterschiedlichen Lebenswelten. Nur so können die richtigen Voraussetzungen für den Umstieg auf nachhaltige und geteilte Mobilität geschaffen werden. Nur so können wir die Verkehrswende vorantreiben“, blickt Nevska in die Zukunft und wünscht sich eine breitere Debatte. „Stattdessen wird viel zu viel über die reine Antriebswende gesprochen“, sagt sie und fragt spitz: „Was nutzt es, wenn wir auf Elektroautos umstellen und dann im E-Stau stehen?“

App soll Mobilitätsangebote vernetzen

Die digitalen Erfahrungen bei der Telekom für die Planung moderner Formen der Mobilität will das Tochterunternehmen Mobility Solutions demnächst auch einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. „Wir arbeiten an einer App, die Menschen dabei helfen soll, ohne eigenes Auto garantiert von A nach B zu kommen“, kündigt Nevska an. „Dabei wollen wir alle Transportmittel in eine App bringen – bis hin zum Scooter, der am Bahnhof auf mich wartet.“

Entscheidend sei dabei, dass die vielfältigen Mobilitätsangebote, die es bereits gibt, miteinander vernetzt werden. Nevskas Plan: „Im Oktober wollen wir mit der Plattform für unsere Mitarbeitenden im Rhein-Sieg-Kreis starten. Danach soll die App schnell in ganz NRW nutzbar sein.“ Die Geschäftsführerin erwartet schon bald mehr Dynamik. „Das Neun-Euro-Ticket wird uns zeigen, dass ein einheitlicher Tarif unabhängig von Verkehrsverbünden deutschlandweit planbar ist“, so Nevska.

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Ihre Ideen will die 44-Jährige am 14. Juni auch beim Gründerkongress Ruhrsummit in der Bochumer Jahrhunderthalle vorstellen. „Die Mobilität ist die Branche, die sich am stärksten verändert. Es entstehen neue Bedarfe und Geschäftsmodelle. Das ist eine Chance für Start-ups“, ist die Managerin überzeugt. „Wir brauchen kreative Lösungen in der Mobilität. Deshalb kann ich Start-ups nur ermutigen, in diesem Bereich aktiv zu werden, um Elektrifizierung, Digitalisierung und Vernetzung in Einklang zu bringen.“

Ruhrsummit: Chance für Start-ups

Auch der Großkonzern Telekom sei dabei für Partnerschaften offen. „Wir müssen branchenübergreifend denken und zum Beispiel Telekommunikation, Mobilität und Energiewirtschaft zusammenbringen. Start-ups können da Brücken bauen und das mit der nötigen Geschwindigkeit, die wir brauchen.“