Bochum. Vonovia-Chef Buch verspricht Aktionären auf der Hauptversammlung neue Rekordgewinne. Doch steigende Zinsen und Baukosten bereiten ihm Sorgen.

Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia hat seinen Aktionärinnen und Aktionären auch für dieses Jahr aller Widrigkeiten zum Trotz steigende Gewinne versprochen. Allerdings musste Konzernchef Rolf Buch auf der Hauptversammlung auch diverse Probleme einräumen, die der Immobilienbranche und damit auch dem Marktführer Sorgen bereiten: Vor allem steigende Zinsen und Baukosten belasten die Wohnungsunternehmen, die hohen Energiekosten zudem ihre Mieterinnen und Mieter.

Weil an den Finanzmärkten die Zinswende bereits als „Gamechanger“ für die Immobilienwirtschaft gesehen wird, der die Lage entscheidend verändern kann, gab die im Dax notierte Vonovia-Aktie in den vergangenen drei Monaten von 51 auf rund 39 Euro nach, das ist ein knappes Viertel Wertverlust. Steigende Zinsen treffen die Branche doppelt: Sie machen festverzinsliche Geldanlagen wieder attraktiver und sie verteuern die Kredite. Um neue Geldgeber zu finden, spricht Vonovia laut Buch nun gezielt langfristige Investoren wie Versicherungen und Pensionsfonds an.

Buch: „Unsere Kapitalkosten sind deutlich gestiegen“

„Wir nehmen stark steigende Zinsen war“, sagte Buch auf dem virtuellen Aktionärstreffen, und räumte ein: „Für uns heißt das, dass unsere Kapitalkosten in kurzer Zeit deutlich gestiegen sind.“ Das ist nicht unbedeutend angesichts eines durch die Übernahme des Branchenzweiten Deutschen Wohnen auf beträchtliche 60 Milliarden Euro gewachsenen Bergs an langfristigen Schulden.

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Buch betonte, trotz steigender Zinsen noch rentabler werden zu können. Für das laufende Jahr hat er eine Ergebnisverbesserung beim bereinigten operativen Gewinn (FFO) um rund ein Fünftel von 1,7 auf 2,0 bis 2,1 Milliarden Euro angekündigt. Das wäre abermals ein neuer Rekord des Bochumer Dax-Konzerns.

Neubau-Miete von 12,43 Euro je Quadratmeter

Vonovia will weiter massiv in Neubauten und in die Modernisierung ihres Bestands von rund 350.000 Wohnungen in Deutschland investieren, der mit der Deutschen Wohnen, die bis 2023 integriert werden soll, auf über 500.000 anwächst. Dafür will Vonovia bis zu 2,5 Milliarden Euro ausgeben. Dass dies nicht nur der Bekämpfung der Wohnungsnot dient, sondern auch der eigenen Bilanz, verdeutlicht die durchschnittliche Kaltmiete von 12,43 Euro je Quadratmeter, die Buch auf Nachfrage eines Aktionärsvertreters für Wohnungen in Vonovia-Neubauten nannte.

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Bei einer Neuvermietung frisch modernisierter Wohnungen erhöhte Vonovia 2021 die Kaltmiete durchschnittlich um satte 30 Prozent. „Die haben dann auch Neubaustandard“, begründete Buch diesen hohen Wert. Für Bestandsmieter erhöhte sich die Miete nach einer Modernisierung um durchschnittlich vier Prozent. Mieterschützer kritisierten unlängst die auf 1,66 Euro angehobene Dividende, weil sie mit Mieterhöhungen erwirtschaftet werde.