Duisburg. Der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel wird neuer Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp Steel. Die Personalie kommt überraschend.

Sigmar Gabriel wird überraschend neuer Aufsichtsratschef von Deutschlands größtem Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel. Der frühere SPD-Vorsitzende und ehemalige Bundeswirtschaftsminister sei am Donnerstag von der Hauptversammlung des Unternehmens in das Kontrollgremium berufen und bei einer konstituierenden Sitzung des Aufsichtsrats zum neuen Vorsitzenden des Gremiums gewählt worden, teilte der Konzern am Donnerstag mit.

„In den kommenden Monaten und Jahren stehen wegweisende Entscheidungen mit wirtschaftlicher, industriepolitischer und umweltbezogener Relevanz an“, wird Gabriel in einer Mitteilung des Unternehmens zitiert. „Diesen Weg zu begleiten, ist eine der spannendsten Aufgaben, die derzeit in der deutschen Industrie zu vergeben sind.“

Wegen des Krieges von Russland gegen die Ukraine gerät Deutschlands größter Stahlkonzern aktuell unter Druck. Gabriel betonte, er sei optimistisch, dass die Herausforderungen beim anstehenden Aufbau einer klimafreundlichen Produktion bewältigt werden können.

Gabriel hat Erfahrungen bei Stahlkonzern Salzgitter gesammelt

Als früherer niedersächsischer Ministerpräsident hat Gabriel in der Vergangenheit auch beim Thyssenkrupp-Konkurrenten Salzgitter mitgemischt. An dem Stahlkonzern ist das Land Niedersachsen beteiligt. Mit der Tochterfirma HKM haben Thyssenkrupp und Salzgitter in Duisburg auch ein Gemeinschaftsunternehmen.

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Thyssenkrupp-Konzernchefin Martina Merz betonte, Gabriel bringe aus seiner Zeit als Bundesumwelt- und Bundeswirtschaftsminister wertvolle Erfahrungen mit, die für die „grüne Transformation“ von Thyssenkrupp Steel „von essenzieller Bedeutung sein werden“.

Vorstandschefin Merz hat die Belegschaft des Konzerns vor wenigen Tagen wegen des Ukraine-Kriegs bereits auf harte Zeiten vorbereitet. Ausgaben würden nun „auf den Prüfstand“ gestellt. Pläne für eine Verselbstständigung der Stahlsparte mit rund 26.000 Beschäftigten legte die Managerin ebenfalls erst einmal auf Eis.

Merz betont Vorzüge von „eigenständiger Aufstellung des Stahlgeschäfts“

„Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass die Strategie der eigenständigen Aufstellung des Stahlgeschäfts gute Zukunftsperspektiven eröffnet – auch wenn die konkrete Form der Umsetzung aufgrund der geopolitischen Lage für den Moment offenbleiben muss“, erklärte Merz nun in der aktuellen Mitteilung zur Gabriel-Personalie.

Zuletzt war regelmäßig ein Vorstandsmitglied des Essener Mutterkonzerns Thyssenkrupp Aufsichtsratschef der Stahlsparte mit ihrem großen Standort Duisburg – zuletzt übernahm Finanzchef Klaus Keysberg diese Aufgabe. Das ändert sich nun. Bewusst gebe es mit Gabriel jetzt ein „unabhängiges Mitglied“ im Aufsichtsrat, das Vertrauen beider Seiten des montanmitbestimmten Stahlunternehmens besitze. Einflussreiche Vertreter der Gewerkschaft IG Metall hatten sich zuletzt unzufrieden mit Blick auf die Entwicklung des Unternehmens geäußert.