Essen. Die Börsengang-Pläne von Thyssenkrupp locken Betrüger an. Die Finanzaufsicht Bafin warnt vor möglicher Abzocke rund um Aktien von Nucera.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) warnt vor Betrugsversuchen rund um einen möglichen Börsengang der Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera. Dabei gibt es nach Darstellung der Behörde ein typisches Muster. „In jüngster Zeit häufen sich die Meldungen von Betrugsversuchen, bei denen Aktien bekannter Gesellschaften zur Zeichnung angeboten werden“, berichtet die Bafin. „Diese Aktien werden jedoch nach Zahlung durch die Käufer nicht geliefert und die Anbieter sind nicht mehr erreichbar.“ Im Fall von Thyssenkrupp seien die angeblichen Aktienverkäufer unter den Namen „Greenrock Financial“ und „HundA Invest“ aufgetreten.

Meist würden Betroffene unaufgefordert telefonisch kontaktiert – mit dem Angebot zum Kauf angeblich vorbörslicher Aktien. Um die Angerufenen vom Angebot zu überzeugen, sei ihnen ein Link zu einer Internetseite mit einem leicht abgewandelten Namen von Thyssenkrupp Nucera übermittelt worden. Sowohl Thyssenkrupp als auch die Bafin weisen nach Angaben der Behörde darauf hin, dass vorbörsliche Kaufangebote für diese Aktien unrechtmäßig sind und nicht vom Essener Industriekonzern stammen.

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Neben Thyssenkrupp sind auch weitere deutsche Großkonzerne betroffen. Mittlerweile habe die Bafin 14 Warnungen veröffentlicht – unter anderem zu Unternehmen wie Daimler Truck und Porsche.

„Nehmen Verbraucher das Angebot an, zahlen sie zwar den Kaufpreis für die angebotenen Aktien, bekommen die Wertpapiere aber nie geliefert“, warnt die Bafin. Die Anbieter betreiben nach Darstellung der Finanzaufsicht meist eine professionell wirkende Internetseite und geben regelmäßig auch einen Sitz in Deutschland an, sind unter dieser Anschrift jedoch nicht existent. „Teilweise wird auch die komplette Identität eines bestehenden Unternehmens missbraucht. Kostenlose Bewertungsdienste und Online-Presseportale werden dafür genutzt, den Anbieter in einem extrem positiven Licht dastehen zu lassen.“

Finanzaufsicht arbeitet mit Strafverfolgern zusammen

Im Zusammenhang mit den Vorkommnissen arbeite die Finanzaufsicht eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen. Verlässliche Zahlen zu Schadenssummen liegen der Bafin derzeit eigenen Angaben zufolge nicht vor. In einem Fall, der unserer Redaktion im Zusammenhang mit Thyssenkrupp Nucera geschildert wurde, war von einer Zahlung von insgesamt knapp 4000 Euro die Rede.

Bei einem „Kapitalmarkttag“ im Januar hatte Thyssenkrupp den neuen Namen Nucera für die Wasserstoff-Tochterfirma Uhde Chlorine Engineers (UCE) präsentiert. Das Unternehmen aus Dortmund ist nach eigenen Angaben einer der weltweit führenden Anbieter für Elektrolyseure zur Produktion von grünem Wasserstoff. Vor den virtuell zugeschalteten möglichen Investoren bekräftigte das Thyssenkrupp-Management, einen Börsengang für das Wasserstoff-Geschäft anzustreben. „Wir erwarten, dass nachhaltig erzeugter Wasserstoff in den nächsten Jahren einen großen Wachstumsmarkt darstellen wird“, hatte Thyssenkrupp-Vorstandschefin Martina Merz Ende vergangenen Jahres betont. Thyssenkrupp wolle „vom erwarteten Boom profitieren“.