Münster. Preise für Gebraucht-Immobilien stiegen 2021 in NRW um bis zu 16 Prozent. Am günstigsten sind Eigenheime im Sauer- und Siegerland zu haben.

Der Traum von der eigenen Immobilie ist im vergangenen Jahr in NRW erneut deutlich teurer geworden: Um 10 bis 15 Prozent stiegen die Preise gebrauchter Eigenheime im Jahr 2021 durchschnittlich, teilte am Mittwoch die Westdeutsche Landesbausparkasse LBS in ihrem LBS-Immobilienpreisspiegel mit. Allein: So groß der Wunsch bei vielen laut LBS ist, eine eigene Immobilie zu erwerben, er ist für die meisten immer schwieriger zu verwirklichen.

„Die niedrigen Finanzierungszinsen können den Preisanstieg nur teilweise auffangen, weil es im Gegenzug schwerer wird, das notwendige Eigenkapital aufzubringen, sagt Jörg Münning, Vorstandsvorsitzender der LBS West in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung. Ein Sprecher ergänzt auf Nachfrage, bezahlbare gebrauchte Immobilien sind in NRW nach wie vor sehr knapp. „Wer etwas sucht, tut sich schwer und muss Geduld haben“ - und Geld.

Immobilienpreise haben sich seit 2012 fast verdoppelt

Ein gebrauchtes Eigenheim wurde 2021 in NRW laut LBS-Immobilienpreisspiegel für durchschnittlich 408.000 Euro angeboten, das sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Preis entspricht 7,8 mittleren Haushaltsnettoeinkommen. Mit durchschnittlich 360.000 Euro waren gebrauchte Reihen- und Doppelhäuser zwar günstiger, die Immobilienpreise legten jedoch um 15 Prozent zu, was 6,9 Haushaltsdurchschnittsjahreseinkommen entspreche, teilt die LBS mit. Eigentumswohnungen aus zweiter Hand kosteten durchschnittlich 2525 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, das waren 16 Prozent mehr als 2020. Das Durchschnittsangebot lag bei 195.000 Euro, das entspricht 3,7 ortsüblichen Haushaltsnettoeinkommen.

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2012 habe man ein gebrauchtes Eigenheim in NRW noch für gut vier Haushaltsnettoeinkommen kaufen können, teilt die LBS mit; innerhalb von neun Jahren also haben sich die Preise gebrauchter Immobilien verdoppelt. In diese Berechnung seien Inflation und Einkommensentwicklung berücksichtigt, erklärte der Sprecher. Die LBS fordert deshalb eine „verlässliche Wohneigentums-Förderung“ vom Staat, „damit auch die junge Generation in die eigenen vier Wände kommt.“

Im Sauer- und Siegerland ist Eigentum noch am günstigsten in NRW

Die Preise für gebrauchte Immobilien sind in NRW regional stark unterschiedlich: Im Großraum Köln/Bonn/Düsseldorf waren sie am teuersten, im Sauer- und Siegerland am günstigsten. Die Rangfolge laut LBS-Immobilienpreisspiegel 2021:

  1. Großraum Köln/Bonn/Düsseldorf: 571.500 Euro
  2. Bergisches Land: 486.500 Euro
  3. Ruhrgebiet: 479.000 Euro
  4. Niederrhein: 460.000 Euro
  5. Münsterland: 422.500 Euro
  6. Aachen/Eifel: 370.000 Euro
  7. Ostwestfalen-Lippe: 350.000 Euro
  8. Sauer-/Siegerland: 299.725 Euro

Gebrauchte Häuser sind in Düsseldorf am teuersten

Betrachtet man einzelne Großstädte lag Düsseldorf bei den Preisen für gebrauchte Eigenheime NRW-weit auf Platz 1. Laut der Preisdatenbank LBS/empirica lag der Preis für gebrauchte Ein- bis Zweifamilienhäuser in Düsseldorf bei durchschnittlich 995.000 Euro, in Köln 828.000 Euro, in Bonn bei 799.000 Euro und in Münster bei 749.400 Euro. Essen kam mit 682.500 Euro auf Platz fünf, es folgen Bochum und Wuppertal (je 550.000 Euro) und Bielefeld (518.000 Euro). Unter den Großstädten blieben nur Dortmund (494.500 Euro) und Duisburg (459.000 Euro) unterhalt der halben Million.

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Die Corona-Pandemie habe laut LBS den Wunsch nach Immobilieneigentum noch gesteigert, „obwohl sich der eigentlich kaum noch steigern lässt“, sagt der LBS-Sprecher; in Umfragen hätten schon vorher stets 70 bis 80 Prozent der Befragten eine eigene Immobilie als Ziel genannt. Als weitere Effekte der Pandemie sei zu beobachten, dass die Kreditsummen steigen und die Nachfrage nach Modernisierungskrediten stark gestiegen sei.

Was sich indes nicht verändert habe, sei, „dass Immobilienkredite in Deutschland weiterhin zum Glück sehr konservativ finanziert“ würden, meint der LBS-Sprecher. Nur in Ausnahmefällen würden Kreditinstitute von der „Grundregel“ abweichen, und weniger als 20 Prozent Eigenkapital einer Kaufsumme verlangen. Die logische Folge: Je höher die Immobilienpreise steigen, desto mehr Geld müssen Interessenten mitbringen.

(dae)