Essen. Mit der Kunsthistorikerin Heike Catherina Mertens kommt erstmals eine Frau in den Vorstand der Thyssenkrupp-Großaktionärin Krupp-Stiftung.
Erstmals kommt eine Frau in den Vorstand der Thyssenkrupp-Großaktionärin Krupp-Stiftung: Die 52-jährige Kunsthistorikerin Heike Catherina Mertens folgt auf Thomas Kempf, der nach 25 Jahren als Leiter der Förderabteilung und Mitglied des Vorstands Ende März in den Ruhestand geht, wie die Essener Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung mitteilte. Nach einer entsprechenden Entscheidung des Stiftungskuratoriums trete Mertens Anfang Mai ihren Dienst an. Gemeinsam mit dem Juristen Volker Troche werde sie zukünftig den Vorstand der Stiftung bilden.
„Mit Thomas Kempf verlässt ein engagierter Intellektueller die Stiftung“, sagte die Kuratoriumsvorsitzende Ursula Gather. Mit Heike Catherina Mertens komme „eine in der Stiftungslandschaft exzellent vernetzte Persönlichkeit“ nach Essen, die „eine klare Vorstellung von einer modernen und zukunftsfähigen Stiftung mitbringt“.
Heike Catherina Mertens war im Vorstand der Schering Stiftung tätig und zuletzt geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Villa Aurora & Thomas Mann House. Das Thomas Mann House in Los Angeles ist ein Residenzhaus der Bundesrepublik Deutschland, das zum Ziel hat, einen transatlantischen Debattenort zu schaffen. Vor ihrer Laufbahn als Kultur- und Stiftungsmanagerin hat Mertens an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Kunstgeschichte, Philosophie und Soziologie studiert.
Der promovierte Germanist Thomas Kempf war seit 1997 für die Stiftung aktiv und seit dem Jahr 2000
auch Mitglied des Vorstands. In dieser Funktion verantwortete er das Fördergeschäft in den Bereichen Wissenschaft, Bildung, Gesundheit, Sport und Kunst.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1968 hat die vom Konzernpatriarchen Berthold Beitz geprägte Stiftung nach eigenen Angaben mehr als 680 Millionen Euro in Förderprojekte gesteckt. Als größte Einzelaktionärin der heutigen Thyssenkrupp AG will die Stiftung die Erträge aus dem Konzern ausschließlich für gemeinnützige Zwecke verwenden. Angesichts der Krise des Industriekonzerns blieben in den vergangenen Jahren allerdings mehrfach Dividendenzahlungen aus.
Beitz, der vom letzten Alleineigentümer der Firma, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, im November 1953 als persönlicher Generalbevollmächtigter nach Essen geholt worden war, hatte die Stiftung als Chef von Kuratorium und Vorstand geführt. Das hat sich mit seinem Tod und dem Amtsantritt der Wissenschaftsmanagerin Ursula Gather im Jahr 2013 geändert. Im Dezember wurde die frühere Rektorin der TU Dortmund vom Kuratorium für sieben Jahre an der Spitze der Stiftung bestätigt. Gathers Vize ist der Ökonom Christoph M. Schmidt vom RWI Essen.
Mit einem Anteil von rund 21 Prozent ist die Stiftung, die auf dem Gelände der Essener Villa Hügel residiert, zwar noch größte Einzelaktionärin des heutigen Stahl- und Industriegüterkonzerns Thyssenkrupp, aber weit entfernt von der einstigen Alleineigentümerschaft. Der Stiftungsvorstand, den künftig Mertens und Troche bilden, ist für die Verwaltung des Stiftungsvermögens zuständig und kümmert sich um das tägliche Geschäft. Über dem Vorstand steht das von Gather geführte Kuratorium.