Essen. Die traditionsreiche Krupp-Stiftung schafft historisches Ambiente ab und zeigt sich in moderner Umgebung – neuerdings auch auf Instagram.
Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die auf dem Gelände der Essener Villa Hügel residiert, gehört zu den traditionsreichsten Institutionen im Ruhrgebiet. Auch das Stiftungsgebäude in direkter Nachbarschaft zur Villa ist geprägt vom Glanz vergangener Jahrzehnte. Lange Zeit schien in den Räumen der Thyssenkrupp-Großaktionärin die Zeit stehengeblieben zu sein. Das ändert sich nun. Das Repräsentierzimmer hat einen modernen Anstrich bekommen, und die Stiftung zeigt sich neuerdings auch auf der Online-Plattform Instagram. Stiftungsvorstand Volker Troche erläutert im Gespräch mit unserer Redaktion die Hintergründe.
Herr Troche, ein wichtiger Raum im Stiftungsgebäude wurde kürzlich grundlegend verändert und modernisiert: die legendäre Bibliothek. Will die Stiftung damit ein Zeichen der Veränderung setzen?
Volker Troche: Mit diesem Raum haben wir uns als Stiftungsteam schon seit einiger Zeit beschäftigt. Denn er hat, so zumindest mein Eindruck, das Bild vieler Menschen von der Stiftung stark geprägt. In aller Regel sind unsere Gäste zunächst in diesen Raum, in dem es seit mehr als 50 Jahren keine Veränderungen gegeben hat, geleitet worden. Das hatte etwas von Protokoll. Dann waren die Menschen hier und haben sich umgeschaut – und ins Auge stach besonders ein dominantes Schwarz-Weiß-Bild des Stifters Alfried Krupp. Davor stand ein leerer Schreibtisch. In früheren Jahren sind hier Verträge unterschrieben worden. Doch das ist lange her.
Wieso ist der Raum so viele Jahre nie verändert worden?
Wir reden hier auch von einem historischen Ambiente. An dem Tisch, der hier stand, ist angeblich der Erbverzicht von Arndt von Bohlen und Halbach, Alfrieds Sohn, besiegelt worden. Das Gemälde von Claude
Lorrain, das hier hing, war schon bei der ersten Kuratoriumssitzung der Stiftung da. Da war viel Geschichte dahinter, aber es wirkte alles auch ein bisschen zusammengewürfelt und hatte eine Patina angesetzt, sowohl optisch als auch inhaltlich. Wir waren uns einig, dass der Raum neu gestaltet werden muss. Vielleicht hätten wir das viel eher tun sollen.
Die Stiftung soll nicht rückwärtsgewandt erscheinen?
Wir sind und waren nie rückwärtsgewandt, insofern wäre ein solcher Eindruck ohnehin falsch. Vieles machen wir mit der Zeit und vor der Zeit. Das wollen wir auch zeigen. Daher passt ein Raum, in dem die Zeit stehengeblieben ist, nicht zu uns. Das Schöne ist: Durch die Erneuerung sind Dinge zum Vorschein gekommen, die in den vergangenen 50 Jahren verdeckt worden sind, insbesondere ein wunderbarer Holzboden, auf dem ein schwerer Teppich lag. Auch die Tapeten sind runtergekommen. Jetzt ist alles frisch gestrichen.
Was ist mit den historischen Gegenständen passiert?
Was sich im Raum befand, bewahren wir natürlich größtenteils. Diverse Gegenstände stehen nun in der Schrankwand und der große Tisch wird bestimmt wieder eine gute Verwendung finden. Das Gemälde von Claude Lorrain lassen wir begutachten.
Welchen Charakter soll der Raum künftig haben?
Hier sollen nicht nur Gäste empfangen werden. Das soll ein Raum werden vor allem auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die hier einfach zusammensitzen oder ein Brötchen essen können, zu zweit, zu viert oder acht. Ganz wichtig: Hier kann man denken, sprechen und agieren.
Was wird aus der Bücherwand?
Hier entsteht ein Schaukasten für Dinge, die uns wichtig sind. Wir möchten, dass der Raum weiter Geschichten erzählt, aber nicht auf so schwerlastige Weise wie bisher.
Was stellen Sie persönlich in den Schaukasten?
Jedes Teammitglied der Stiftung konnte zur Einweihung des Raumes etwas beisteuern. Ich habe eine kleine
Bronze mitgebracht: ein Reh, das immer auf dem Schreibtisch von Berthold Beitz stand. Darunter lagen die Zettel mit seinem Tagesablauf. Seine Töchter haben mir das Reh nach seinem Tod geschenkt. Das hat mich zutiefst berührt. Denn dieses zarte Reh war, wenn es schwierige Situationen gab, immer auch ein Trost für mich.
Nicht nur im Stiftungsgebäude pflegen Sie einen neuen Stil, sondern auch in der Kommunikation. Seit einigen Monaten ist die Krupp-Stiftung auf der Online-Plattform Instagram aktiv. Geht es hier auch darum, ein verstaubtes Image loszuwerden?
Mit allen unseren Kommunikationsmaßnahmen möchten wir die Stiftung darstellen, wie sie ist: zukunftsgerichtet und offen. Dazu nutzen wir zeitgemäße Kanäle und eine zeitgemäße Ansprache.