Essen. Thyssenkrupp plant einen Börsengang für die Wasserstoff-Sparte Uhde Chlorine Engineers. Die Jahresbilanz bietet insgesamt ein gemischtes Bild.
Der Essener Industriekonzern Thyssenkrupp strebt einen Börsengang der Wasserstoff-Sparte Uhde Chlorine Engineers (UCE) an. Der zukunftsträchtige Geschäftsteil, der in Dortmund beheimatet ist, bietet Potenzial aufgrund der zu erwartenden steigenden Nachfrage nach Produktionsanlagen für Wasserstoff. Die Thyssenkrupp-Sparte UCE stellt Elektrolyse-Anlagen zur Wasserstoff-Produktion her und könnte vom Hype rund um den geplanten Aufbau einer klimaneutralen Industrie profitieren.
Thyssenkrupp sehe „großes Potenzial“ und wolle „von der starken Nachfrage nach grünem Wasserstoff profitieren“, teilte der Vorstand um Konzernchefin Martina Merz zur Jahresbilanz in Essen mit. Das Unternehmen prüfe deshalb intensiv, wie das Wasserstoff-Geschäft „bestmöglich weiterentwickelt werden“ könne. Aktuell plane Thyssenkrupp daher einen Börsengang „als Vorzugslösung“.
Momentan ist der Essener Industriekonzern mit zwei Dritteln an der Wasserstoff-Sparte UCE beteiligt. Ein Drittel gehört dem italienischen Unternehmen Industrie De Nora. Bei der Bilanzpräsentation betonte das Thyssenkrupp-Management, der Revierkonzern werde „in jedem Falle eine Mehrheit am Geschäft behalten“.
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Dem Vernehmen nach zielt der Börsengang, der durchaus ein milliardenschwerer Deal werden könnte, insbesondere darauf ab, Kapital bei Investoren für einen Wachstumskurs der Wasserstoff-Sparte einzusammeln. Uhde Chlorine Engineers hat nach eigenen Angaben weltweit bereits mehr als 600 Projekte und elektrochemische Anlagen mit einer Gesamtleistung von über zehn Gigawatt installiert. Mit der Wasserelektrolyse-Technologie zur Erzeugung von „grünem Wasserstoff“ könne das Unternehmen Anlagen für den industriellen Maßstab bieten.
Finanzguthaben von Thyssenkrupp hat sich abermals verringert
Das Wasserstoff-Geschäft gilt als Hoffnungsträger beim Essener Industriekonzern Thyssenkrupp, der insgesamt weiterhin zu kämpfen hat. Auch im zurückliegenden Geschäftsjahr 2020/21, das im September zu Ende ging, floss mehr Geld aus dem Konzern ab, als in die Kasse kam, wie aus der Jahresbilanz hervorgeht. Bei der wichtigen Finanzkennziffer Free Cashflow verbuchte Thyssenkrupp ein Minus in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Das Netto-Finanzguthaben der Thyssenkrupp-Gruppe verringerte sich auf 3,6 Milliarden Euro – nach 5,1 Milliarden Euro zum Stichtag des Vorjahres. Vor einigen Monaten hatte der Vorstand die finanzielle Lage des Konzerns noch durch einen milliardenschweren Verkauf der lukrativen Aufzugssparte mit mehr als 50.000 Beschäftigten stabilisiert. Finanzinvestoren hatten sich mit der Essener RAG-Stiftung verbündet und TK Elevator übernommen.
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Das Thyssenkrupp-Management verwies im Zusammenhang mit dem Kapitalabfluss im vergangenen Geschäftsjahr unter anderem auf Kosten, die durch die Restrukturierung des Konzerns entstanden seien. Eine beträchtliche Rolle dürften Abfindungszahlungen gespielt haben. Thyssenkrupp hatte angekündigt, mehr als 12.000 Stellen bis zum Geschäftsjahr 2023/24 zu streichen. In den vergangenen zwei Geschäftsjahren habe das Unternehmen davon bereits rund 7800 Arbeitsplätze abgebaut – „sozialverträglich“, wie vom Vorstand betont wurde. Derzeit beschäftigt Thyssenkrupp weltweit rund 100.000 Menschen.
Die Thyssenkrupp-Aktionäre, darunter die Essener Krupp-Stiftung, sollen für das zurückliegende Geschäftsjahr erneut keine Dividende erhalten. Kurz zuvor hatte die Stiftung noch über den Online-Dienst Instagram verkündet, ihr sei als Ankeraktionärin „in erster Linie eine nachhaltige Dividendenfähigkeit“ des Konzerns wichtig, unter anderem um wissenschaftliche Projekte oder Künstler zu fördern sowie „zur Völkerverständigung beizutragen“.
Konzernchefin Martina Merz spricht von „Trendwende“
Insgesamt hätten sich Finanzkennzahlen der Bilanz 2020/21 im Vorjahresvergleich deutlich verbessert, teilte das Unternehmen mit. Dabei spielte auch die konjunkturelle Erholung nach einem tiefen Absturz in der Corona-Krise eine Rolle. Von Oktober 2020 bis September 2021 verzeichnete Thyssenkrupp eigenen Angaben zufolge Auftragseingänge von insgesamt 39,6 Milliarden Euro, was einem Plus von 41 Prozent entspreche. Der Umsatz habe sich um 18 Prozent auf 34 Milliarden Euro verbessert. Der Betriebsgewinn („bereinigtes Ebit“) sei auf 796 Millionen Euro gestiegen – nach einem Verlust in Höhe von mehr 1,7 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Insbesondere im Geschäft mit Stahl habe Thyssenkrupp von steigenden Verkaufsmengen und Preisen profitiert.
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„Die Trendwende ist erkennbar, es geht in die richtige Richtung bei Thyssenkrupp“, kommentierte Vorstandschefin Martina Merz die Zahlen. „Unsere Performance verbessert sich deutlich“, sagte die Managerin, das spiegele sich auch in den Zahlen wider. „Diesen Schwung wollen wir mitnehmen in die nächste Phase unserer Transformation, um in unseren Geschäften auch wieder profitabel zu wachsen.“
„Unsicherheiten wegen der Corona-Pandemie“
Konjunkturell droht Thyssenkrupp allerdings Gegenwind. Konzernchefin Merz verwies auf „Unsicherheiten wegen der Corona-Pandemie“ und Lieferengpässe bei Halbleitern, durch die wichtige Industriezweige wie etwa die Autobauer belastet würden. Vor Thyssenkrupp stünden „noch große Herausforderungen“, gab Merz zu bedenken.
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Vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaftlichen Erholung blicke Thyssenkrupp aber insgesamt zuversichtlich auf das neue Geschäftsjahr 2021/22, erklärte das Unternehmen in einer Mitteilung zur Jahresbilanz. Der Umsatz der Thyssenkrupp-Gruppe solle im gesamten Geschäftsjahr in einem mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen. Darin berücksichtigt sei unter anderem eine „signifikante Ergebnisverbesserung“ bei der Stahlsparte Thyssenkrupp Steel, die insbesondere für NRW mit ihren großen Standorten etwa in Duisburg, Bochum und Dortmund eine wichtige Rolle hat. Für den Jahresüberschuss rechnet Thyssenkrupp auf Konzernebene mit einem Wert von mindestens einer Milliarde, dies wäre der höchste Jahresüberschuss seit dem Geschäftsjahr 2007/2008.