Essen. Zur Halbjahresbilanz hebt Evonik-Chef Kullmann die Gewinnprognose an. Die Folgen von Corona spielen für den Konzern kaum noch eine Rolle.

Christian Kullmann fasst die Lage seines Unternehmens in zwei Worten zusammen. „Evonik brummt“, sagt der Vorstandschef des Essener Chemiekonzerns, der knapp 33.000 Mitarbeiter weltweit beschäftigt, viele davon in NRW am wichtigen Produktionsstandort Marl und in der Essener Firmenzentrale. Bei der Halbjahresbilanz verbreitet Kullmann Optimismus. Die Nachfrage nach Evonik-Produkten sei weltweit „deutlich gestiegen“, die Verkaufspreise legten ebenfalls zu. Die Gewinnprognose für das Jahr 2021 hebt der Revierkonzern an.

Im Halbjahresbericht führt Evonik viele Bereiche auf, in denen es rund läuft. Erwähnung finden unter anderem die Lipide, die der Konzern für die mRNA-Impfstoffe von Biontech produziert. Auch bei Kunden aus der Auto- und Bauindustrie sowie im Geschäft mit Futtermittelzusätzen verzeichnet Evonik eine höhere Nachfrage. Einen starken Umsatzanstieg im Vergleich zum Vorjahr gebe es zudem bei Polyurethan-Schäumen, beispielsweise für Matratzen und Kühlschränke. Ein Polyamid-Pulver von Evonik für den 3D-Druck werde ebenfalls stark nachgefragt.

Kullmann: „Wir sind gestärkt aus der Krise hervorgegangen“

„Wir sind gestärkt aus der Krise hervorgegangen und im ersten Halbjahr kräftig gewachsen“, sagt Vorstandschef Kullmann. In der zweiten Jahreshälfte werde die „positive Dynamik“ bleiben. Für das Geschäftsjahr 2021 erwartet Evonik daher nun ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) zwischen 2,3 und 2,4 Milliarden Euro. Zuvor lag die Spanne bei 2,1 bis 2,3 Milliarden Euro. Der Umsatz wird von Evonik jetzt auf 13 bis 14,5 Milliarden Euro prognostiziert (bislang 12 bis 14 Milliarden Euro). Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr, das stark von der Corona-Krise geprägt war, lag der Umsatz noch bei 12,2 Milliarden Euro.

Auch interessant

Der Essener Chemiekonzern gehört mehrheitlich der RAG-Stiftung, die nach dem Steinkohlenausstieg in Deutschland die mit dem Bergbau entstandenen Daueraufgaben finanzieren soll. In den vergangenen Jahren war Evonik regelmäßig ein zuverlässiger Dividenden-Lieferant. Allein für das Geschäftsjahr 2020 erhielt die RAG-Stiftung 305 Millionen Euro vom Unternehmen.

„Nur wenig von den Auswirkungen der Corona-Pandemie beeinträchtigt“

„Unsere Geschäftsentwicklung wurde im ersten Halbjahr 2021 nur wenig von den Auswirkungen der Corona-Pandemie beeinträchtigt“, erklärt Evonik in der aktuellen Halbjahresbilanz. Die Erholung der Weltwirtschaft von der Pandemie sei im ersten Halbjahr 2021 besser verlaufen als zu Jahresbeginn erwartet. Der Welthandel mit Waren habe stark angezogen, und die weltweite Industrieproduktion sei gestiegen.

Auch interessant

„Der Erfolg der Impfprogramme in den meisten Industrieländern sowie die Lockerungen der Corona-Maßnahmen haben über eine steigende Konsumnachfrage das globale Wachstum gestärkt“, wird bei Evonik betont. Lieferketten-Unterbrechungen durch die Pandemie, extreme Wettersituationen in Europa und den USA sowie die Suezkanal-Blockade hätten allerdings die Wachstumsdynamik der Industrieproduktion im ersten Halbjahr 2021 trotz hoher Nachfrage teilweise begrenzt. Die Unterbrechungen hätten in Teilen zu längeren Lieferzeiten und deutlich höheren Preisen für Rohstoffe und Transporte im Industriesektor geführt.