Essen. Metro und Rewe einzige deutsche Erstunterzeichner des „Code of Conduct“ für Lebensmittel in der EU. Selbstverpflichtung zu mehr Nachhaltigkeit.

Selbstverpflichtungen der Wirtschaft haben keinen besonders guten Ruf in Deutschland, die Skepsis hat sich oft als begründet erweisen. Etwa bei der freiwilligen Verpflichtung der Konzerne, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen oder dem Versprechen aus der Landwirtschaft, Ferkel nicht mehr ohne Betäubung zu kastrieren oder weniger Küken zu schreddern. Dennoch erhofft sich die Europäische Union viel von ihrem „Code of Conduct“ für Lebensmittel-Konzerne. Die verpflichten sich – freiwillig – zu mehr Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit sowie höheren Sozial- und Gesundheitsstandards „vom Bauernhof bis zur Gabel“, wie die EU verspricht. Aus Deutschland haben bisher nur Metro und Rewe unterzeichnet.

EU: Klimaschutz „vom Bauernhof bis zur Gabel“

Die EU-Strategie „Farm to Fork“ ist Teil des großen Green Deal, mit dem Europa sich hohe Klima- und Nachhaltigkeitsziele steckt. Neben Verbänden und Lobbygruppen gehören 41 Unternehmen zu den Erstunterzeichnern, darunter Großkonzerne aus der Lebensmittelindustrie und Handelsriesen. Dabei sind etwa Nestlé, Ferrero, Danone, Kellogg’s und Pepsi, die bekanntesten Handelskonzerne sind die Marktführer aus Frankreich und Großbritannien – Carrefour und Tesco.

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Mit der Metro hat auch der deutsche Marktführer im Großhandel den neuen Wohlverhaltens-Code der EU unterschrieben. Der Düsseldorfer Konzern erklärte, er habe seine Klimaziele „deutlich verschärft“ und wolle bis 2040 seinen weltweiten Geschäftsbetrieb klimaneutral stellen, also in allen 34 Ländern, in denen die Metro präsent ist. Dafür plant die Metro Investitionen von 1,5 Milliarden Euro ein. „Als internationaler Großhändler mit über 16 Millionen Kunden aus der Gastronomie und dem Handel verfügen wir über einen sehr großen Hebel, nachhaltige Veränderungen anzustoßen – nicht nur bei uns, sondern auch bei unseren Kunden und Partnern“, sagt Metro-Chef Steffen Greubel.

Metro will Verschwendung halbieren

Die wichtigsten Stellschrauben für mehr Nachhaltigkeit sieht die Metro bei der Lebensmittelverschwendung, die sie bis 2025 halbieren will. Bei den Eigenmarken will die Metro den Fett-, Salz- und Zuckergehalt reduzieren. Bei den Lieferketten gebe es die größten Nachhaltigkeitsreserven bei Produkten mit Fisch, Palmöl und Soja.

Auf dem Weg zur Klimaneutralität will Metro auf natürliche Kältemittel umsteigen, ohne fossile Wärme heizen und seine Dienstwagenflotte elektrifizieren. Neue Metro-Märkte sollen bereits klimaneutral sein. Besonders schwierig wird es sein, die gesamte Logistikflotte CO2-frei zu bekommen, räumt die Metro ein. Die größte Herausforderung sei das bei den Kühltrucks.

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Mit Rewe ist auch die zweitgrößte deutsche Supermarktkette dabei. Die Kölner Gruppe will ebenfalls bis 2040 klimaneutral werden. In den Märkten habe man den CO2-Ausstoß je Quadratmeter in Deutschland und Österreich von 2006 bis 2020 bereits um 53,6 Prozent gesenkt und damit das selbst gesteckte Ziel übererfüllt. Bis 2030 sollen weitere 30 Prozent Treibhausgase eingespart werden, erklärte Rewe am Montag nach Unterzeichnung der EU-Selbstverpflichtung. Der Händler setzt dabei vor allem auf die „Umstellung sämtlicher Märkte, Verwaltungsstandorte, Läger und Reisebüros auf zertifizierten Grünstrom aus erneuerbaren Energien wie Wasser, Wind und Solar“.

Rewe-Chef Souque: Können Lösungen entwickeln

„Unser Bekenntnis zum EU Code of Conduct mit einem neuen, ambitionierten Klimareduktionsziel ist auch ein klares Bekenntnis zu einer wirksamen und messbaren Nachhaltigkeitsstrategie. Als international tätiges Unternehmen haben wir selbst die Verantwortung und vor allem auch die Innovationskraft und das Engagement, um ökologische und soziale Probleme anzupacken und Lösungen zu entwickeln“, sagte Rewe-Chef Lionel Souque.

Kritiker bemängeln, dass wie bei jeder freiwilligen Selbstverpflichtung Automatismen für Sanktionen fehlen, falls Unterzeichner ihre erklärten Ziele nicht erreichen.