Essen. Die Corona-Pandemie hat auch die Messestandorte in NRW weitgehend lahmgelegt. Wann es wieder losgeht und welche Messen stattfinden sollen.

Viele Messefans haben sich im vergangenen Jahr wohl ein neues Hobby suchen müssen. Denn wegen Corona finden die so beliebten Ausstellungen seit Monaten nicht mehr statt. Ob Düsseldorf, Dortmund oder Essen - überall wurde zwar geplant, dann aber doch wieder abgesagt. In Nordrhein-Westfalen dürfen Messen, Tagungen und Kongresse nun aber wieder öffnen, wenn die Inzidenz unter 50 liegt. An den Messestandorten in NRW hofft man jetzt vor allem auf den Sommer und Herbst.

Eigentlich wollte man in Düsseldorf mit der „Boot“ schon im April wieder in See stechen. Aufgrund der Infektionslage musste aber auch die größte Bootsmesse der Welt abgesagt werden. Neun weitere Absagen folgten in diesem Halbjahr. Im letzten Jahr konnten insgesamt nur sieben Großveranstaltungen stattfinden - darunter der „Caravan Salon“ mit 107.000 Teilnehmenden. Die Campinggroßmesse soll auch in diesem Jahr den Neustart in Düsseldorf einleiten. Stand jetzt ist sie vom 27. August bis 5. September geplant.

Messe Düsseldorf hat Hygienekonzepte erarbeitet

Hygienekonzepte sind bereits erarbeitet. „Wir haben gezeigt, dass erfolgreiche Messen und größtmöglicher Schutz für alle Beteiligten auch in Corona-Zeiten möglich sind“, so Geschäftsführer Erhard Wienkamp. Ein Messesprecher sagte auf Anfrage unserer Redaktion, dass man hier aber noch abwarten müsse, was genau in der Corona-Schutzverordnung im August stehe. Neben dem „Caravan Salon“ sollen in der Landeshauptstadt in diesem Jahr im Oktober noch die „Rehacare“ und die Arbeitsschutzmesse „A+A“ sowie im November die Medizinmessen „Compamed“ und „Medica“ stattfinden.

Für die Messe Düsseldorf wäre dieser Neustart extrem wichtig. Im abgelaufenen Geschäftsjahr musste sie einen Verlust von 53 Millionen Euro verkraften, für 2021 wird Stand heute sogar ein Minus von 77 Millionen Euro prognostiziert.

2021 sollte Rekordjahr für die Messe Essen werden

„Ohne den Corona-Effekt hätte 2021 das beste Jahr unserer Geschichte werden sollen“ sagt Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Messe Essen. Ein Rekordumsatz von circa 80 Millionen Euro sollte erreicht werden. Das ist nun aber in weiter Ferne. Seit Beginn der Pandemie mussten in Essen 20 Fach-und Verbrauchermessen abgesagt werden, darunter auch so Publikumsmagnete wie die „Reise und Camping“ im Februar dieses Jahres. Im vergangenen Jahr erzielte die Messe nur 25 der anvisierten 70 Millionen Euro Umsatz. Um die Verluste aufzufangen, gewährte ihr die Stadt Sonderzuschüsse. Kuhrt rechnet für das laufende Jahr mit einem Verlust von 25 Millionen Euro – vorausgesetzt, er kann ab der zweiten Jahreshälfte wieder Veranstaltungen durchführen.

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So ist der Neustart in Essen im Juli mit der „European Bridal Week“ geplant. Die Brautmodenmesse war auch im vergangenen Jahr die erste Veranstaltung, die nach dem Lockdown wieder stattfinden konnte. Geschäftsführer Kuhrt ist optimistisch, dass es jetzt wieder in die richtige Richtung gehen könnte. „Die beschleunigte Impfkampagne und die durch die NRW-Landesregierung skizzierte Öffnungsperspektive für Messen stimmen uns in der Tat optimistisch. Wir sind auf jeden Fall vorbereitet.“

Umsatz der Messe Dortmund ist um 80 Prozent eingebrochen

In Dortmund sind bereits in diesem Jahr 24 Veranstaltungen abgesagt worden – darunter auch die beliebte „Jagd und Hund“. Von März bis Dezember letzten Jahres brach der Umsatz der Westfalenhallen GmbH um 80 Prozent ein. Nach Angaben eines Sprechers wird 2020 deshalb als das Jahr mit der geringsten Zahl an Veranstaltungen und mit dem niedrigsten Umsatz in die Geschichte eingehen. Das Unternehmen rechnet auch mit einem Rekordverlust, die Bilanz für 2020 hat es aber noch nicht veröffentlicht.

Deswegen hofft man auch in Dortmund darauf, dass es ab Sommer wieder bergauf geht. So soll Europas größte Kreativmesse, die „Creativa“, vom 25. bis 29. August den Startschuss in eine bessere Zeit geben. Zudem sind im August noch die Tortenmesse „Cake and Bake“ und die Augenoptik-Fachmesse „Brille und Co.“ geplant.

In Dortmund werden hybride Modelle angeboten

Besucher brauchen negativen Test

Liegt die Inzidenz einer Messestadt unter 50, dürfen Messen wieder öffnen. Voraussetzung für die Besucher ist allerdings ein negativer Corona-Test. Zudem erhalten Genesene oder Geimpfte Zutritt.Allerdings müssen auch dann einige Hygieneauflagen erfüllt werden. So darf sich maximal ein Besucher auf einer Fläche von sieben Quadratmetern aufhalten.

Aber auch hier sind noch einige Fragen offen, weshalb man sich in Dortmund klare Antworten seitens der Politik wünscht. „Gemeinsam mit dem Auma (Verband der deutschen Messewirtschaft, Anm. d Red) fordern wir seit Monaten, dass die Politik aus den absehbaren Erfolgen der Impfkampagne und dem breitflächigen Testangebot ein vernünftiges Planungsszenario ableitet“, so ein Sprecher der Westfalenhallen. Die Entscheidung, Messen ab einer Inzidenz von 50 wieder zu öffnen, sei nun ein erster Schritt.

Bei allen negativen Aspekten habe die Krise aber habe auch die Möglichkeit gegeben, über neue Konzepte nachzudenken. So wird die „Intermodellbau“ im November in hybrider Form stattfinden – eine Mischung aus dem physischen Erlebnis vor Ort und ergänzenden digitalen Angeboten.