Essen/Dortmund. Abgesagt, verschoben, noch immer geplant. So steht es um die großen Messe-Events der kommenden Wochen und Monate in NRW
Keine Boote, keine Pferde. Und ob Oldtimer schon im Frühjahr wieder wie geplant ins Ruhrgebiet kommen, steht noch nicht fest. Auch in den ersten Monaten des Jahres 2021 fallen beliebte Messen in Nordrhein-Westfalen aus oder werden verschoben. Es herrscht das Prinzip Hoffnung.
„Reise und Camping“ in Essen – abgesagt. Die „Boot“ in Düsseldorf: erst verschoben dann gecancelt. Die „Motorräder“ in Dortmund von Anfang März auf die Zeit vom 29. April bis zum 2. Mai gelegt. „Wir wissen allerdings nicht, wie die Lage dann ist“, sagt Thomas Deitenbach, Geschäftsführer der TWIN Veranstaltungs-GmbH, die die Messe in den Westfalenhallen seit vielen Jahren organisiert.
Alle hoffen auf den April
Niemand weiß das, aber alle hoffen sie. Vor allem auf den April. Die Kölner Messe hat bereits Ende 2020 alle Veranstaltungen in ihren Hallen bis Ende März abgesagt. Mit der „Art Cologne“ soll der Betrieb dann vor Ort vom 14. bis 18. April wieder losgehen – in einer Halle.
Die „Techno Classica“ in Essen soll – Stand Ende Januar – vom 7. bis 11. April ebenfalls stattfinden. „Der Termin steht“, heißt es auf Anfrage beim Veranstalter. Aber natürlich müsse man sich an die dann geltenden Regeln halten. Auch in Dortmund laufen die Vorbereitungen für die „Intermodellbau“ vom 15. bis 18. April auf Hochtouren“, wie Robin Uhlenbruch, Sprecher der Westfalenhalle,n bestätigt. Er betont: „Wir fahren auf Sicht.“
Die aber ist durch sich ständig ändernde Vorschriften teilweise stark eingeschränkt. „Man hängt oft in der Luft“, bestätigt Deitenbach.
Messen lassen sich nicht kurz vor knapp absagen
Erschwerend hinzu kommt, dass sich die meisten Messen nicht kurz vor knapp absagen lassen. Bei größeren Schiffen, die auf der Düsseldorfer Boot gezeigt werden, dauere der Transport oft bis zu vier Wochen, erklärt ein Messesprecher. In solchen Fällen müsse man früh für Klarheit sorgen. Das hat die Messe vor wenigen Tagen auch getan.
Eine Durchführung zum geplanten Termin im April sei unter den gegebenen Umständen nicht mehr gewährleistet, sagte Wolfram N. Diener, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf: „Das anhaltend hohe Infektionsgeschehen und das vorerst nicht absehbare Ende des Lockdowns lassen eine Wiederaufnahme des Messebetriebs Ende April zunehmend unrealistisch erscheinen.“
Pandemie hat die ganze Branche hart getroffen
Natürlich fällt jede Absage schwer, denn die vergangenen zwölf Monate waren hart. In den NRW-Messestädten gibt es noch keine Bilanz des Corona-Jahres, aber bei allen Gesprächen fallen Ausdrücke wie „verheerend“ oder „Katastrophe“. „Die Corona-Pandemie hat die deutsche Messewirtschaft 2020 in kaum vorstellbarem Ausmaß getroffen”, sagt Jörn Holtmeier, Geschäftsführer des Branchenverbandes AUMA. „Von über 360 geplanten internationalen und regionalen Messen wurden im vergangenen Jahr über 70 Prozent abgesagt oder auf 2021 verschoben.”
Unter normalen Umständen erwirtschafte die Branche einen Umsatz von vier Milliarden Euro. 2020, schätzt Holtmeier, sei nur etwa ein Viertel davon erreicht worden. Und trage die Veranstaltung von Messen üblicherweise 28 Milliarden Euro zur Wirtschaftsleistung bei, seien es nur rund sechs Milliarden gewesen.
„Die klassische Messe wird es auch nach Corona noch geben“
Das trifft nicht nur die Messegesellschaften, sondern viele Branchen. „Messebauer, Hotel- und Gastrobranche, Taxifahrer und Spediteure – allen geht es richtig schlecht“, bestätigt Guido Gudat, Sprecher der Kölnmesse. Auch im Schatten des Doms warten Aussteller und Besucher sehnsüchtig auf geöffnete Hallen. „Die klassische Messe“, ist Gudat überzeugt, „wird es auch nach Corona noch geben.“
Etwas anders werde sie – je nach Branche – vielleicht sein, möglicherweise hybrid, also teilweise ins Internet verlegt, aber nicht rein digital. Selbst nach der Videospielmesse „gamescom“, die eigentlich wie gemacht dafür ist, so wie im vergangenen Jahr nur im Netz stattzufinden, habe man von allen Seiten gehört „Gebt uns unsere Hallen wieder!“. Gudat: „Es fehlt das Erlebnis, es fehlt der persönliche Kontakt.“
Das Internet kann nicht alles ersetzen
Das sieht Thomas Deitenbach ähnlich. Klar, sagt er, es seien hunderte Videos von neuen Motorrädern im Netz, es gebe Berge an technischen Daten und Infos. „Aber Motorradfahren hat ja auch viel mit Emotion zu tun.“ Die Haptik sei wichtig. „Eine Maschine will man anfassen, will sich auch einmal draufsetzen. Das alles geht im Internet ja nicht.“