Essen. Impfstoff-Zulieferung aus Deutschland für Biontech-Pfizer kommt schneller als geplant: Essener Chemiekonzern Evonik startet Produktion in Hanau.

Der Essener Chemiekonzern Evonik beginnt mit der Zulieferung aus Deutschland zur Impfstoffproduktion von Pfizer-Biontech früher als ursprünglich geplant. Damit könne die Produktion des Covid-19-Impfstoffs beschleunigt werden, teilte Evonik am Donnerstagmorgen mit. Die Verfügbarkeit des Vakzins werde „deutlich erhöht“.

Das Ruhrgebietsunternehmen stellt sogenannte Lipide her, die ein zwingender Bestandteil für mRNA-basierte Impfstoffe sind, wie sie Pfizer-Biontech produziert. Innerhalb von nur acht Wochen sei Evonik am Standort Hanau ein vollständiger Aufbau einer Produktion mit hohen Qualitätsanforderungen gelungen, erklärte das Unternehmen. Ursprünglich war der Lieferstart von Evonik erst für Mitte des Jahres vorgesehen.

„Mit einer Steigerung der Lipid-Produktion in Deutschland lässt sich auch die Herstellung größerer Mengen des Impfstoffs weiter beschleunigen“, sagte Evonik-Vorstandschef Christian Kullmann. Damit leiste sein Unternehmen auch „einen gesellschaftlichen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie“.

„Komplexe Produktion, die nur wenige in der Welt beherrschen“

Vor wenigen Tagen hatten Biontech und Pfizer bereits angekündigt, bis Ende Juni zusätzlich 50 Millionen Dosen Corona-Impfstoff an die Europäische Union zu liefern, wie die EU-Kommission mitteilte. Im zweiten Quartal von April bis Juni stelle Biontech/Pfizer somit insgesamt 250 Millionen Dosen Impfstoff zur Verfügung. Die Lieferung werde nach Bevölkerungsanteil auf die 27 EU-Staaten verteilt. Dieser liegt für Deutschland bei 18,6 Prozent. Von der zusätzlichen Lieferung kann die Bundesrepublik also rechnerisch gut neun Millionen Dosen erwarten.

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Im Zuge der strategischen Partnerschaft mit Biontech stellt Evonik nach eigenen Angaben zwei verschiedene Lipide für den Covid-19-Impfstoff her. „Es handelt sich um eine komplexe Produktion, die nur wenige in der Welt beherrschen“, sagt Evonik-Manager Thomas Riermeier, der das Geschäftsgebiet Health Care leitet.

Auf Nachfrage erklärte Evonik, die Lipid-Lieferung könne durchaus dazu beitragen, dass Biontech künftig in der Lage sei, mehr Impfstoff zu produzieren. Das gelte vor allem für die zweite Jahreshälfte, da die Herstellung samt behördlicher Freigabe einer Charge Impfstoff vier bis sechs Wochen in Anspruch nehme. Evonik und Biontech hätten frühzeitig Vorkehrungen mit Blick auf Produktionsabläufe und eine erhöhte Rohstoffnachfrage getroffen.

Evonik will Zuliefergeschäft für Pharmaindustrie ausbauen

Der Covid-19-Impfstoff von Biontech-Pfizer basiert auf der mRNA-Technologie. Die Lipide aus der Produktion von Evonik bilden eine Art Schutzhülle, um die mRNA in die menschlichen Zellen zu transportieren. Dort wird die mRNA dann freigesetzt, damit der Impfstoff seine Wirkung entfalten kann.

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Evonik hat angekündigt, das Geschäft als Zulieferer der Pharma- und Biotechbranche weiter auszubauen. Das Health-Care-Geschäft zeichne sich seit Jahren durch „kräftiges Wachstum und hohe Innovationskraft“ aus, betont der Essener Konzern. Auch andere Erkrankungen habe das Unternehmen im Fokus, sagte Evonik-Manager Riermeier unlängst: „Innovative Impfstoffe gegen die Grippe, Malaria oder HIV sind ebenso denkbar wie vielversprechende Impulse für die Krebs-Immuntherapie, die Behandlung von Erbkrankheiten und die gezielte Heilung defekter Gene.“