Essen. Der Essener Konzern Evonik profitiert vom Impfstoff-Boom in der Corona-Krise und will das Geschäft als Zulieferer für die Pharmabranche ausbauen.

Der Essener Chemiekonzern Evonik will vom Impfstoff-Boom in der Corona-Krise profitieren. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben Covid-19-Impfstoff-Projekte führender Hersteller unterstützt und will das Geschäft als Zulieferer der Pharma- und Biotechbranche weiter ausbauen. In Branchenkreisen heißt es, zum Kundenkreis von Evonik gehöre auch das als Hoffnungsträger geltende Mainzer Unternehmen Biontech mit dem US-Partner Pfizer.

Evonik-Chef Christian Kullmann erklärte, sein Unternehmen wolle die Pharma- und Biotechbranche „mit hoch spezialisierten Anwendungen von der Formulierungsentwicklung bis zur Produktion unterstützen“. Evonik sieht sich generell in der Lage, eine Schlüsseltechnologie für genbasierte Medikamente bereitstellen zu können.

Technologie von Evonik für die mRNA-Impfstoffe

Covid-19-Impfstoffe basieren auf der mRNA-Technologie. Die sogenannte Boten-RNA in den Impfstoffen liefert einen Teil der Erbinformation des Virus in die menschlichen Zellen. Sie produzieren mit diesen Informationen ein Protein des Erregers, gegen das der Körper dann Abwehrreaktionen entwickelt. Bei späterem Kontakt mit dem Erreger erkennt das Immunsystem das Protein wieder und kann das Virus gezielt bekämpfen.

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Evonik erklärte, das derzeit einzige etablierte Verfahren, um mRNA-Impfstoffe in die menschliche Zelle zu transportieren, sei eine Verkapselung mittels sogenannter Lipid-Nanopartikel (LNP). Ohne diesen Schutz könnte die mRNA mit dem Bauplan zur Anregung der Immunabwehr nicht an den richtigen Wirkort im Körper gelangen. Binnen Sekunden würde sie in der Blutbahn zersetzt. Ein Impfstoff bliebe unwirksam.

Evonik hofft auf Impulse für die Krebs-Immuntherapie

Evonik betonte, das Potenzial genbasierter Therapieansätze frühzeitig erkannt zu haben. Die Entwicklung und Produktion in diesem Bereich erfolgt maßgeblich an Standorten in Kanada und in den USA. In einer Mitteilung verweist der Revierkonzern darauf, dass die Corona-Pandemie genbasierten Impfstoffen zum Durchbruch verholfen habe, „und damit auch einer Technologie, bei der Evonik weltweit führend ist“. Daher sieht das Essener Unternehmen für das eigene Geschäft „Potenzial für überdurchschnittliches Wachstum bei Impfstoffen sowie Zell- und Gentherapien“. Innerhalb der nächsten Jahre strebt Evonik einen Umsatz in „deutlich dreistelliger Millionenhöhe“ im Geschäft mit Gen-Therapien an.

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Ein Treiber sei die Corona-Pandemie, aber auch andere Erkrankungen habe das Unternehmen im Blick, sagt Evonik-Manager Thomas Riermeier: „Innovative Impfstoffe gegen die Grippe, Malaria oder HIV sind ebenso denkbar wie vielversprechende Impulse für die Krebs-Immuntherapie, die Behandlung von Erbkrankheiten und die gezielte Heilung defekter Gene.“