Essen/Dortmund. Bisher hatten die Dortmunder Stadtwerke DSW21 beharrlich am Essener Energiekonzern Steag festgehalten. Doch nun stehen die Zeichen auf Abschied.

Die Dortmunder Stadtwerke bereiten den Abschied vom Essener Energiekonzern Steag vor. „Es spricht viel für eine Veräußerung“, sagte Guntram Pehlke, der Vorstandsvorsitzende der Stadtwerke DSW21. „Wann wir unsere Anteile veräußern, hängt vom weiteren Prozess und vom richtigen Zeitpunkt ab.“ Im vergangenen Jahr hatte Pehlke noch betont, DSW21 wolle an der Steag beteiligt bleiben. Die Steag-Städte Essen, Bochum, Duisburg, Oberhausen und Dinslaken hatten zuvor bereits einen Ausstieg signalisiert. Mit einem Anteil von 36 Prozent an der kommunalen Muttergesellschaft KSBG hält Dortmund unter den Revierstädten die umfangreichste Steag-Beteiligung.

Angesichts der schwierigen Situation des Essener Energiekonzerns, der zu den großen Betreibern von Steinkohlekraftwerken in Deutschland gehört, hat DSW21 millionenschwere Abschreibungen vorgenommen. „Im Sinne einer Risikovorsorge haben wir uns dazu entschieden, den Wert unserer Beteiligung an der KSBG um 50 Millionen Euro auf nun 58 Millionen Euro zu korrigieren“, berichtete DSW21-Finanzvorstand Jörg Jacoby bei der Bilanz für das vergangene Geschäftsjahr. Andere kommunale Eigentümer haben die KSBG-Beteiligung schon vollständig abgeschrieben. „Wir sehen weiterhin die Werthaltigkeit der Beteiligung, wobei dies natürlich vom weiteren Verlauf des Finanzierungskonzeptes abhängt“, sagte Jacoby. „Die Einschätzung teilen auch die Wirtschaftsprüfer.“

RAG-Stiftung soll als Treuhänderin bei der Steag an Bord kommen

Die Folgen des Kohleausstiegs machen der Steag zu schaffen. An den Kraftwerksstandorten in NRW und im Saarland sowie in der Verwaltung sollen rund 1000 der bundesweit noch 3500 Arbeitsplätze wegfallen. „Bei der Steag steht jetzt die Restrukturierung im Vordergrund. Diese wird eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen“, sagte Dortmunds Stadtwerke-Chef Pehlke, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Steag ist. „Wir gehen davon aus, dass der Unternehmenswert durch die Neuaufstellung der Steag steigen wird. Dies wird auch unsere Chancen bei einem Verkaufsprozess verbessern.“

Auch interessant

Wie Ende vergangenen Jahres bekannt geworden ist, soll die Sanierung der Steag von der Essener RAG-Stiftung begleitet werden. „Es ist sinnvoll, dass die RAG-Stiftung als Treuhänderin mit an Bord kommt. An

Guntram Pehlke, Chef der Dortmunder Stadtwerke DSW21, ist auch Aufsichtsratsvorsitzender des Essener Energiekonzerns Steag.
Guntram Pehlke, Chef der Dortmunder Stadtwerke DSW21, ist auch Aufsichtsratsvorsitzender des Essener Energiekonzerns Steag. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

entsprechenden Verträgen wird derzeit gearbeitet“, erklärte Pehlke. „Wir sind bereit, unsere Anteile im Zuge der Treuhand-Lösung an die RAG-Stiftung zu übertragen. So können wir den Weg für einen Veräußerungsprozess ebnen.“ Nach Angaben von DSW21-Finanzvorstand Jacoby erhält die RAG-Stiftung als Dienstleister von den Dortmunder Stadtwerken „eine Vergütung, die im sechsstelligen Bereich liegt“.

Dortmunder Stadtwerke stocken beim Essener Energiekonzern RWE auf

Im Gegensatz zur Steag bauen die Dortmunder Stadtwerke ihr finanzielles Engagement beim Essener Energiekonzern RWE weiter aus. Nachdem der DSW21-Aufsichtsrat Ende 2019 den Zukauf von zusätzlichen 1,3 Millionen Aktien innerhalb der nächsten fünf Jahre beschlossen hatte, erwarben die Stadtwerke im vergangenen Jahr 880.000 Anteilsscheine. Mit 3,6 Prozent – insgesamt 24,5 Millionen Aktien – ist DSW21 der größte kommunale RWE-Aktionär.

Auch interessant

„Wir haben noch Spielraum für den Erwerb weiterer 400.000 RWE-Aktien“, sagte Pehlke. „Zu gegebener Zeit werden wir uns mit dieser Frage befassen. Aktuell steht das Thema angesichts der Corona-Pandemie nicht auf unserer Tagesordnung.“ Finanzchef Jacoby betonte, mit der RWE-Beteiligung hätten die Stadtwerke „einen stabilen Vermögenswert im Portfolio“. Beim derzeitigen Börsenkurs gehe es um ein Volumen in Höhe von etwa 850 Millionen Euro in kommunalem Besitz. Dortmund profitiere von der RWE-Dividendenausschüttung in Höhe von 0,80 Euro je Aktie, sagte Jacoby. „Unsere RWE-Beteiligung liefert uns durch die Dividende einen nennenswerten Beitrag zum Ausgleich unserer Verluste im ÖPNV.“