Düsseldorf. Betreiber von Corona-Testcentern sind verärgert über die Kassenärztlichen Vereinigungen: Bezahlungen für Schnelltest lassen auf sich warten.

Ihre Zahl wächst täglich und es dürften inzwischen Hunderttausende der kostenlosen Bürger-Schnelltests sein, die in den seit jüngstem landesweit in NRW auch zu findenden Schnelltestzentren durchgeführt wurden. Das Ziel: Mehr Sicherheit für die Bevölkerung und da und dort so etwas wie ein Stück ‘normales’ Leben in der Corona-Pandemie ermöglichen. Doch es gibt Probleme: Testcenter-Betreiber berichten, dass die Bezahlung durch Land und Bund auf sich warten lässt.

„Wir warten seit mehr als zwei Wochen auf das Geld“, sagt etwa Frederik Sterthoff, Mitbetreiber von zwei Corona-Testcentern in Düsseldorf und Erkrath. Gut 6000 der für Bürger kostenlosen Schnelltests habe man in den beiden Zentren seit Öffnung Ende März bereits durchgeführt - die Kosten für Material, Miete, Hygiene und Personal „schießen wir seitdem vor“, sagt Sterthoff. Dass dies über mehrere Wochen hin notwendig sein würde, habe man bei Eröffnung der Center nicht erwartet.

KV Nordrhein zahlt erst zum Monatsende

Zuständig für die Abrechnung sind die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV). Und dort geht es laut Sterthoff alles andere als schnell: Alleine drei Wochen dauere es laut KV-Information, um ein Testzentrum (Textlink) zu registrieren - Sterthoff: „das läuft per Brief und Einschreiben“ - um die Kostenübernahme zu regeln (externer Link); Die Testzentren arbeiten dann jedoch bereits, weil sie von der jeweiligen Kommune nach Prüfung längst zugelassen worden sind. „Gezahlt wird laut KV allerdings nur zum jeweiligen Monatsende“, kritisiert Sterthoff zudem. Die lange Bearbeitungsdauer bei der KV führe dazu, dass Sterthoffs Unternehmen d med works erst Ende Mai mit den ersten Zahlungen werde rechnen können, sagt er.

Bei der KV Nordrhein war am Freitag niemand auf Anfrage für eine Stellungnahme zu erreichen. Das Problem betrifft aber offenbar alle Testcenter-Betreiber (Textlink), auch über NRW hinaus.

Mit mehreren Millionen Euro in Vorleistung getreten

So beklagte jüngst das Unternehmen CoviMedical aus dem hessischen Dillenburg, das nach eigenen Angaben bundesweit 60 Testcenter mit 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreibt, dass man inzwischen mit vier Millionen Euro in Vorleistung getreten sei und nun erste Testcenter (Textlink) wieder für die kostenlosen Bürgertests schließen müsse, weil das Geld ausgehe.

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„Wir sind nicht mehr in der Lage, Materialbestellung für weitere Tests vorzufinanzieren und gezwungen den Betrieb unserer Stationen bis zur Abrechnung zu schließen“, teilte Geschäftsführer Christoph Neumeier Anfang April in einem offenen Brief (externer Link) mit, der unter anderem an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) adressiert war.

Testcenter-Unternehmen schränkt Betrieb ein

In NRW würden voraussichtlich noch ab diesem Freitag bis auf weiteres alle der etwa 30 Standorte unter anderem im Kreis Unna und in Essen keine neuen Termine für kostenlose Bürgertests mehr anbieten, sagte ein Sprecher am Freitag auf Nachfrage. Bereits vereinbarte Termine würden selbstverständlich durchgeführt. Andere Angebote, wie etwa kostenpflichtige PCR-Tests, würden ebenfalls weiterhin angeboten.

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Beim Testcenter-Betreiber d med works sieht man sich derzeit noch in der Lage, die beiden Testzentren vorerst weiter zu betreiben. Gleichwohl würde sich Frederik Sterthoff von der KV Nordrhein mehr Entgegenkommen und weniger bürokratische Hürden wünschen: „Es wäre hilfreich, wenn die Auszahlung nicht nur Monatsweise kommen könnte, sondern im Ein- oder Zweiwochen-Turnus“, schlägt Sterthoff vor. So laufe es wohl darauf hinaus, „dass wir bis Juni noch in Vorleistung für die seit Ende März geleistete Arbeit treten müssen.“

Die kostenlosen Bürger-Schnelltest werden nicht nur in Testcentern angeboten, auch Ärzte, Apotheken, medizinische Labore oder Hilfsorganisationen bieten sie an. Je Test können insgesamt 18 Euro abgerechnet werden. Laut Rechtslage kann man sich „mindestens“ einmal wöchentlich (externer Link) per Schnelltest auf Corona untersuchen lassen.

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