Düsseldorf. Vegane Ernährung ist ein Megatrend – auch bei Aldi. Die Metro sensibilisiert Gastronomen, dass auch fleischloses Gyros auf die Karte gehört.

Wann Gaststätten und Restaurants wieder öffnen können, steht in den Sternen. Beim Großhandelskonzern Metro, der die Betriebe mit Lebensmitteln beliefert, geht man davon aus, dass die Ansprüche der Gäste während der Corona-Pandemie gestiegen und der Wunsch nach mehr fleischlosen Produkten auf den Speisekarten gewachsen seien. Der Grund sei ein ganz einfacher: Im Lockdown ist die Zahl der Selbstkocher massiv gewachsen.

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„Nur einen gemischten Salat als einzige Alternative zu Fleischgerichten anzubieten, wird nicht mehr ausreichen”, sagt Fabio Ziemßen. Seit sechs Jahren leitet er die Innovations-Einheit NX-Food, eine hundertprozentige Metro-Tochter. Die kleine Firma wittert Ernährungstrends und unterstützt gezielt Start-up-Unternehmen, vermittelt Investoren und hilft dabei, völlig neue Produkte in den Handel zu bringen - auch außerhalb des Metro-Reichs. Unlängst sind die Düsseldorfer beim Jung-Unternehmen Next Gen eingestiegen, das im Oktober in Singapur gegründet worden war. Unter der Marke Tindle bietet es Produkte an, die wie Hähnchen schmecken, aber komplett fleischlos sind.

Corona beschleunigt den Veggie-Boom

Vegane Speisen ganz ohne tierische Zusätze gehören nach der festen Überzeugung von Fabio Ziemßen zu den Megatrends, wie sich Menschen ernähren wollen. „Während der Corona-Zeit haben sich die Menschen ganz anders mit Lebensmitteln auseinandergesetzt, weil sie meist selbst kochen müssen und dafür auch die Zeit haben”, sagt der NX-Food-Geschäftsführer. „Bei den Verbrauchern ist eine ganz andere Expertise entstanden. Das führt zu einer wahnsinnigen Beschleunigung im Markt.”

Fabio Ziemßen leitet die Metro-Innovationstochter NX-Food.
Fabio Ziemßen leitet die Metro-Innovationstochter NX-Food. © Metro AG | Metro AG

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Schon vor Corona hat man bei der Metro gespürt, dass sich das Verbraucher-Verhalten ändert. „Die Verbraucher kaufen immer häufiger direkt beim Erzeuger”, meint Ziemßen. „Ernährung wird nachhaltiger, gewissenhafter, individueller und funktionaler. Auf diese Trends müssen große Händler wie die Metro vorbereitet sein. Denn die Händler stehen am Ende für die Qualität der Produkte gerade.”

Neben dem Bedürfnis, regional und biologisch einzukaufen, komme immer mehr die Ablehnung von Massentierhaltung hinzu und zusätzlich die Sorge, mit dem Schweineschnitzel zugleich auch eine Dosis Antibiotika zu sich zu nehmen.

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Nahrungsmittel-Hersteller müssen in der Folge nach Protein-Quellen jenseits der Tierställe suchen: Pflanzen, Algen, Pilze, Zellkulturen und Insekten. Hinzu kommen nach Einschätzung des Metro-Managers zwei weitere Kriterien, die an Bedeutung gewinnen: Lebensmittel sollen funktional sein, also der Gesundheit dienen, dem Körper ausreichend Vitamine zuführen und gut verträglich sein. Und sie sollen möglichst individuell sein. „Der Wunsch nach einem einfachen Drink, der eine Mahlzeit ersetzt, wächst”, so Ziemßen.

Fleisch wird nicht von Speisekarten verschwinden

Das sechsköpfige NX-Food-Team ist fest überzeugt, dass diese Trends längst keine Nischenthemen mehr sind. „Spätestens in fünf Jahren wird im Kühlregal neben jedem Camembert aus Milch eine vegane Variante liegen”, sagt der Geschäftsführer voraus. Zu seinem Zukunftsszenario gehört auch die Annahme, dass Fleisch von den Speisenkarten der Restaurants nicht verschwinden wird. „Der Grieche um die Ecke wird aber auch wird aber auch ein veganes Gyros anbieten, das so schmeckt wie Fleisch.”

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Nicht nur Großhändler und Gastronomen springen auf den Veggie-Zug, auch die Discounter: „Als Lebensmitteleinzelhändler können wir feststellen, dass eine vegane oder vegetarische Ernährung für unsere Kunden immer wichtiger wird”, sagt Florian Scholbeck, Geschäftsführer bei Aldi Nord. Seit mehreren Jahren baue das Essener Unternehmen das Sortiment mit rein pflanzlichen Lebensmitteln aus.

Auszeichnung für Aldis vegane Fischstäbchen

„Generell begleiten und unterstützen wir den Trend zu einer bewussten Ernährung auf rein pflanzlicher Basis bereits seit mehreren Jahren, indem wir unser Sortiment entsprechend ausbauen und stetig weiterentwickeln“, so Scholbeck. Zuletzt hatte Aldi Nord im Rahmen der Harmonisierung der Eigenmarken mit der Süd-Schwester in Mülheim das vegane Angebot unter „Mein Veggie Tag“ zusammengefasst. Die veganen Fischstäbchen des Discounters erhielten 2019 den Vegan Food Award. Im vergangenen Jahr zeichnete die Vereinigung Aldi als „Vegan freundlichsten Supermarkt“ aus.

>>> Auch Tönnies setzt auf Veggie

Selbst der Großschlachter Tönnies aus Ostwestfalen kündigt an, sein fleischloses Sortiment massiv ausbauen zu wollen. Im vergangenen Jahr hat der Konzern ein Werk für vegetarische und vegane Produkte in Böklund gebaut.

„Diese Kapazität bauen wir nun weiter aus und verdoppeln die Produktionsfläche, da die Verbrauchernachfrage und das Vertrauen in die Produkte nachhaltig wachsen”, sagt Maximilian Tönnies, Sohn des Mitinhabers Clemens Tönnies.

Im Fokus hat das Unternehmen mit seiner Veggie-Schiene vor allem Familien und Singles im Alter von 16 bis 45 Jahren.