Düsseldorf. . Der Handelsriese Metro stellt Pasta und Kekse mit Insekten-Proteinen in die Regale und will damit Trendsetter bei Lebensmitteln sein.

Nudeln aus Algen, Mehlwurm-Spätzle und essbare Strohhalme aus Apfelresten – der Handelsriese Metro steigt in das Geschäft mit nachhaltigen Lebensmitteln ein. Gestern stellte der Konzern in Düsseldorf seinen „NX-Food Hub“ vor, in dem, so Metro-Chef Olaf Koch, „coole Ideen“ entwickelt und umgesetzt werden sollen. „Wir wollen die Wertschöpfung rund um die Lebensmittel neu denken“, so Koch.

Fabio Ziemßen ist der Leiter des neuen Innovationslabors der Metro. Er zählt die globalen „Mega-Trends“ auf, die Nahrungsmittel-Produzenten und -Händler gleichermaßen vor Herausforderungen stellen: Nach einer Prognose der Vereinten Nationen wird die Weltbevölkerung bis 2050 von derzeit 7,5 auf bis zu 9,5 Milliarden Menschen anwachsen. 80 Prozent von ihnen werden dann in Städten leben. Die Menschen müssen nicht nur essen und trinken, mit Kohlenhydraten und Proteinen versorgt werden, „sie wollen auch mehr Transparenz, wo die Produkte herkommen“, sagt Ziemßen.

Olaf Koch, Vorstandsvorsitzender der Metro AG.
Olaf Koch, Vorstandsvorsitzender der Metro AG.

Diesen Fragen will sich die Metro nun stellen. Thomas Storck, Deutschland-Chef der Metro-Großmärkte: „Wir wollen Trendsetter werden und mehr Vielfalt in die Regale bringen. Die Gastronomen, die bei uns kaufen, wollen Produkte, die es nicht überall gibt.“

Um die Lebensmittelkonzepte der Zukunft zu beeinflussen, will die Metro Start-up-Unternehmen einbinden, die neue Produkte entwickeln. In bundesweit vier Real-Märkten, darunter Krefeld, und in drei Metro-Filialen stellt das Unternehmen Start-up-Regale zur Verfügung, in denen ausgewählte Existenzgründer jeweils für drei Monate ihre Neuerfindungen präsentieren und testen können, wie Kunden darauf reagieren.

Um die wachsende Nachfrage nach Lebensmitteln mit Insekten-Proteinen zu decken, arbeitet die Metro seit Oktober mit dem Start-up Plumento Foods zusammen. Nach einer EU-Verordnung ist der Verkauf dieser Trend-Produkte seit dem 1. Januar auch in Deutschland möglich. „Es gibt einen regelrechten Run auf Insekten“, sagt Plumento-Geschäftsführer Daniel Mohr. Da es hierzulande bislang noch keine Farmen gibt, die Larven des Buffalo-Wurms (Mohr: „Das ist der Bruder des Mehlwurms.“) züchten, kauft der junge Betrieb in den Niederlanden ein.

Seit Jahresanfang sind Lebensmittel mit Insekten-Protein zugelassen.
Seit Jahresanfang sind Lebensmittel mit Insekten-Protein zugelassen.

Seiner „Insect-Pasta“, die Mohr bei einem konventionellen Nudel-Produzenten herstellen lässt, werden zehn Prozent Buffalo-Würmer zugesetzt. „Sie enthalten einen sehr hohen Proteingehalt, viele Mineralien und gute Fette“, zählt der Geschäftsführer die Vorzüge auf. „Die zu Pulver vermahlenen Insekten sind nicht sichtbar und nicht zu schmecken“, meint Mohr. „Es gibt deshalb keinen Ekelfaktor.“ Der Unternehmer, der 15 Jahre in China gelebt hat, verweist darauf, dass weltweit zwei Milliarden Menschen regelmäßig Insekten verzehrten. Die Knappheit in Deutschland hat ihren Preis: Die 250-Gramm-Packung Insekten-Pasta kostet noch 5,99 Euro.

Insektennudeln für den Supermarkt

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    Rein pflanzlich sind dagegen die essbaren Trinkhalme, die das Start-up Wisefood aus Fasern, die bei der Apfelsaft-Herstellung übrig bleiben, herstellt. Geschäftsführer Konstantin Neumann ist überzeugt, dass die Apfelreste den Kunststoff-Verbrauch eindämmen könnten. „Jährlich werden 40 Milliarden Plastik-Halme verbraucht. Diese krasse Zahl müssen wir senken“, fordert er. Demnächst sollen Gastronomen, die monatlich zwischen 1000 und 10 000 Halme benötigen, bei der Metro die essbare Variante kaufen können.

    >>> Weniger Futter, aber mehr Heizenergie

    Plumento Foods argumentiert, dass zur Herstellung von Protein aus Insekten im Vergleich zur Rinderproduktion 10 x weniger Futter, 100 x weniger Treibhausgase und 100 x weniger Zeit nötig seien. Die Aufzucht dauere drei Wochen.

    Die Umweltorganisation WWF betont auch die Nachteile: Insekten fühlen sich erst bei einer Temperatur über 25 Grad richtig wohl. Die Farmen müssten also heizen. Das gehe zu Lasten der Klimabilanz.