Essen/Duisburg. Nach der Absage an Liberty Steel bahnt sich bei Thyssenkrupp Streit über neuen Stellenabbau an. Bei der IG Metall ist von Provokation die Rede.
Nach dem Abbruch der Gespräche über einen möglichen Verkauf der Stahlsparte zeichnen sich bei Thyssenkrupp harte Verhandlungen zu weiteren Stellenstreichungen ab. Auf die Forderung von Thyssenkrupp-Stahlchef Bernhard Osburg nach zusätzlichem Arbeitsplatzabbau reagierten Gewerkschaftsvertreter empört. „Diese Ankündigung von Herrn Osburg ist der absolute Hammer, eine Provokation“, kritisierte Klaus Wittig von der IG Metall in Duisburg in einem Flugblatt für die Beschäftigten. „Die Belegschaft hat die Schnauze voll, immer wieder die Rechnung zu zahlen.“
Osburg hatte erklärt, es hänge auch von neuen Verhandlungen ab, ob betriebsbedingte Kündigungen bei Thyssenkrupp Steel vermieden werden können. „Es kann nicht sein, dass jede Woche neue Ankündigungen von Seiten der Vorstände kommen“, erklärte Horst Gawlik, der stellvertretende Gesamtbetriebsratschef von Thyssenkrupp Steel, in dem Flugblatt, das unserer Redaktion vorliegt. „Keine gute Nachricht ohne eine schlechte hinterher – diese Dauerschleife der Unsicherheiten muss ein Ende haben.“
Lob der IG Metall für Absage an Liberty Steel
Bisher hat das Unternehmen mit den Arbeitnehmervertretern den sozialverträglichen Abbau von 3000 Stellen vereinbart. Ende des zurückliegenden Geschäftsjahres gehörten rund 27.000 Mitarbeiter zur Thyssenkrupp-Stahlsparte.
Dass der Thyssenkrupp-Vorstand die Verhandlungen zu einem möglichen Verkauf an den britisch-indischen Unternehmer Sanjeev Gupta mit seinem Konzern Liberty Steel abgebrochen hat, lobt Stahl-Gesamtbetriebsratschef Tekin Nasikkol: „Es ist gut, dass in dieser Frage Klarheit herrscht und wir nicht weiter Spekulationsobjekt sind.“ Ähnlich äußerte sich der Chef der nordrhein-westfälischen IG Metall, Knut Giesler.
Liberty Steel stichelt nach Absage von Thyssenkrupp
Thyssenkrupp-Finanzchef Klaus Keysberg begründete die Entscheidung unter anderem mit abweichenden Vorstellungen über den Unternehmenswert. Liberty Steel erklärte, das eigene Management sei „nach wie vor davon überzeugt, den einzigen langfristig tragfähigen Plan für das Stahlgeschäft von Thyssenkrupp vorgelegt zu haben“. Daher werde sich das Unternehmen „weiterhin bemühen, die Bewertungslücke zu gegebener Zeit zu schließen“.
Thyssenkrupp-Vorstandschefin Martina Merz hatte bei der Hauptversammlung erklärt, sie prüfe auch eine Ausgliederung der Stahlsparte. „Dafür müssen allerdings viele Voraussetzungen erfüllt sein und die prüfen wir gerade sehr sorgfältig“, sagte Merz.