Essen. Neuer Chef für den Essener Energiekonzern Eon: Leonhard Birnbaum soll schon im April die Nachfolge von Johannes Teyssen antreten.

Nach einer langen Zeit bei Eon verabschiedet sich Vorstandschef Johannes Teyssen etwas schneller als gedacht. Nicht erst – wie angesichts der Vertragslaufzeit zu vermuten war – Ende nächsten Jahres, sondern schon im April scheidet Teyssen aus und überlässt die Führungsrolle seinem Vorstandskollegen Leonhard Birnbaum. Der in der Energiebranche bestens vernetzte Manager, der schon seit 2013 Eon-Vorstandsmitglied ist, galt als Favorit für die Teyssen-Nachfolge. Zuletzt spielte er im Zusammenhang mit der Übernahme des Nachbarkonzerns Innogy eine Schlüsselrolle.

Birnbaums Aufgabe war, die Integration des früheren RWE-Tochterunternehmens in Eon zu organisieren. Zwischenzeitlich war Birnbaum auch Innogy-Vorstandschef. Konzernintern galt dies als Vorbereitung für einen möglichen Aufstieg an die Eon-Spitze.

Birnbaum, der von seinen Vorstandskollegen Leo genannt wird, begann seine berufliche Laufbahn als Unternehmensberater bei McKinsey in Düsseldorf. Im Jahr 2008 wechselte der heute 53-Jährige zu RWE und wurde schon im selben Jahr in den Vorstand berufen. Seine familiären Wurzeln liegen auch in Südtirol. Birnbaum hat sowohl die deutsche als auch die italienische Staatsangehörigkeit. Der Manager gilt als passionierter Bergsteiger, der auch gerne hohe Gipfel erklimmt.

„Die bislang wohl bewegteste Phase der Unternehmensgeschichte“

Eon-Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley dankte dem langjährigen Eon-Vorstandsvorsitzenden Teyssen in einer Mitteilung, die das Unternehmen nach einer Aufsichtsratssitzung verschickte. Seit mehr als zehn Jahren steht der 61-jährige Teyssen nunmehr an der Spitze des Konzerns mit derzeit rund 75.000 Beschäftigten. Er habe Eon „durch die bislang wohl bewegteste Phase der Unternehmensgeschichte geführt“, betonte Kley. „Die heutige Positionierung von Eon als einer der Wegbereiter der Energiewende in Europa und verlässlicher Gesprächspartner von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ist untrennbar mit seinem Namen und seiner Person verbunden“, so Kley.

Auch interessant

Ein Stück Industriegeschichte schrieb Teyssen gemeinsam mit RWE-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz. Im März 2018 einigten sich die beiden auf eine weitreichende Neuordnung der Geschäftsaktivitäten der beiden größten deutschen Energiekonzerne. Eon konzentriert sich nun vor allem auf das Geschäft rund um den Vertrieb und die Energienetze – bei RWE wird die Stromerzeugung gebündelt.

„Mit der Integration von Innogy ist der große Konzernumbau von Eon erst einmal erfolgreich abgeschlossen“, sagt Eon-Aufsichtsratschef Kley. „Für die neue Eon kommt es in den nächsten Jahren darauf an, auf diesem stabilen Fundament aufzubauen und das Unternehmen als Treiber der europäischen Energiewende im digitalen Zeitalter für unsere Kunden, die Gesellschaft und unsere Investoren weiterzuentwickeln.“

Victoria Ossadnik wird Eon-Digitalchefin im Vorstand

Neben Birnbaum steigt auch die Eon-Managerin Victoria Ossadnik innerhalb des Konzerns auf. Die 52-Jährige, die von Microsoft zu Eon gewechselt war, führt derzeit aus München die Vertriebstochter Eon Energie Deutschland und soll künftig im Eon-Vorstand für die Digitalisierung verantwortlich sein. Momentan ist der fünfköpfige Eon-Vorstand eine reine Männerriege. Dass es für die Digitalisierung künftig ein eigenes Vorstandsressort bei Eon gibt, sei auch ein Zeichen für die Bedeutung des Themas, heißt es.

Auch interessant

Im Eon-Vorstand werden die Aufgaben teilweise neu zugeordnet. Für die neue Digitalchefin Ossadnik gibt Karsten Wildberger einen Teil seiner Kompetenzen ab, erhält aber von seinem Vorstandskollegen Thomas König die Zuständigkeit für das wichtige Einkaufsressort. Marc Spieker bleibt Finanzvorstand.

Die nächste Jahresbilanz präsentieren Teyssen und Birnbaum voraussichtlich noch gemeinsam. Bei der Hauptversammlung hat Birnbaum dann schon die Bühne als Chef für sich allein. Intern hat Teyssen auch klar gemacht, dass er nicht danach strebe, in den Eon-Aufsichtsrat zu wechseln. Einen solchen Ämtertausch habe der scheidende Chef unmissverständlich ausgeschlossen, ist zu hören.