Essen. Innogy verschwindet von der Börse. Die einstige RWE-Tochter geht nun in Eon auf. Eon-Chef Teyssen spricht von einem „historischen Moment“.
Für Eon-Chef Johannes Teyssen ist es ein „historischer Moment in der Geschichte beider Häuser“: Nach der Übernahme des Nachbarkonzerns Innogy nimmt Eon die frühere RWE-Tochterfirma von der Börse. Innogy geht in Eon auf. Die verbliebenen Minderheitsaktionäre werden aus dem Unternehmen gedrängt und erhalten eine Abfindung. „Wir haben unser Ziel von der Anmeldung bis zum letzten rechtlichen Schritt innerhalb von gut zwei Jahren erreicht“, sagt Teyssen. „Gemessen an der Größe der Transaktion – etwas Vergleichbares hat in den letzten Dekaden der deutschen Wirtschaftsgeschichte nicht stattgefunden – kann sich dies sehen lassen.“ Aus Sicht der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) können die Innogy-Aktionäre allerdings mit der Transaktion nicht zufrieden sein.
Eon-Chef Teyssen sieht sich am Ziel. Mit einer am Dienstag erfolgten Eintragung in das Handelsregister könne das Unternehmen „den letzten großen Schritt zur vollständigen Übernahme und Integration von Innogy vollziehen“, so Teyssen. In Kürze soll Innogy von der Börse verschwinden. Die Börsennotierung der Aktien werde voraussichtlich noch in dieser Woche eingestellt, teilt das Unternehmen mit. In den nächsten Tagen werde Eon auch die Barabfindung in Höhe von 42,82 Euro je Aktie an die verbliebenen Aktionäre auszahlen.
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„Das Kapitel Innogy ist nun beendet“, konstatiert Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Es sei ein paar Monate schneller gegangen als gedacht, sagt der Experte. Zuletzt hatte Eon den nun erfolgten Schritt für September angepeilt. „Laut Bundesanzeiger gab es Klagen gegen das Herausdrängen der Innogy-Kleinaktionäre durch Eon“, erklärt Hechtischer. „Hier hat sich Eon augenscheinlich mit den Klägern einigen können.“
Ernüchterndes Fazit vom Aktionärsschützer
Ob die Barabfindung für die Aktionäre angemessen ist, werde sicherlich noch in sogenannten Spruchverfahren geklärt, sagt der DSW-Geschäftsführer. „Allzu große Aussichten auf Nachzahlungen sehe ich aber nicht“, fügt er hinzu. Sein generelles Urteil aus Sicht der Innogy-Anteilseigner fällt ernüchternd aus: „Der Innogy-Aktionär kann mit der Gesamtrechnung nicht zufrieden sein. Innogy sollte ja mal ein blühendes Unternehmen werden, daraus ist nichts geworden.“
Im März 2018 hatten sich Eon und der damalige Innogy-Mutterkonzern RWE auf eine weitreichende Neuordnung der Geschäftsaktivitäten geeinigt. Teil des Deals von Eon-Chef Teyssen mit dem RWE-Vorstandsvorsitzenden Rolf Martin Schmitz ist die Zerschlagung von Innogy. Bei der Neuaufstellung beider Konzerne konzentriert sich Eon auf das Geschäft rund um den Vertrieb und die Energienetze, bei RWE wird die Stromerzeugung gebündelt.
RWE spricht von „Meilenstein“
Eon erklärte, bis Ende Juni sollen nun die Innogy-Geschäfte mit erneuerbaren Energien und Gasspeichern an RWE übertragen werden. „Damit endet für RWE die Warterei“, sagt Hechtfischer dazu. Via Twitter erklärt RWE, ein „wichtiger Meilenstein“ sei erreicht. Bis Ende Juni sollen rund 3000 Mitarbeiter von Innogy zu RWE wechseln. Ziel sei es, die Position „als global führendes Unternehmen bei den Erneuerbaren auszubauen“.
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Die „neue Eon“ versorgt eigenen Angaben zufolge rund 50 Millionen Kunden und beschäftigt etwa 75.000 Mitarbeiter in 15 Ländern. Mitte September vergangenen Jahres hatte die EU-Kommission grünes Licht für die Neuordnung von Eon und RWE gegeben. Mehrere regionale Stromversorger in Deutschland wollen die Transaktion allerdings noch beim Gericht der Europäischen Union zu Fall bringen. Zu den Klägern gehören Versorger wie Naturstrom aus Düsseldorf und Mainova aus Frankfurt. Eon-Chef Teyssen zeigte sich vor wenigen Tagen bei der virtuellen Hauptversammlung mit Blick auf die Klagen betont gelassen.