Essen. Auch Eon hat die Corona-Krise erwischt. Der Vorstand korrigiert die Gewinn-Erwartungen. Vorstandschef Teyssen zeigt sich dennoch optimistisch.
Bislang schien Eon relativ unbeschadet durch die Corona-Krise zu steuern. Doch wie sich nun herausstellt, macht die Pandemie auch dem Essener Energiekonzern zu schaffen. Die Gewinnerwartungen schraubt Eon-Chef Johannes Teyssen jetzt nach unten, wenn auch in einem überschaubaren Umfang.
„Wir sehen keine fundamentale Beeinträchtigung unseres Geschäftsmodells durch Covid-19“, hob Teyssen in einer Telefonkonferenz hervor. Trotz der Coronavirus-Pandemie und trotz eines „historisch warmen Winters“ habe der Essener Konzern seine Widerstandsfähigkeit in Krisen-Zeiten unter Beweis gestellt „und in der tiefsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg“ ein „starkes Halbjahresergebnis“ erzielt. „Alle unsere Geschäfte laufen trotz Covid-19 robust und reibungslos“, sagte Teyssen, „die Auswirkungen der Pandemie konnten begrenzt werden und fallen bisher moderat aus“.
Der etwas pessimistischere Gewinn-Ausblick bedeutet in Zahlen, dass der Eon-Vorstand jetzt ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) in der Bandbreite von 3,6 bis 3,8 Milliarden Euro erwartet. Bislang waren es 3,9 bis 4,1 Milliarden Euro. Entsprechend soll auch der bereinigte Konzernüberschuss niedriger ausfallen und bei 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro (statt 1,7 bis 1,9 Milliarden Euro) liegen.
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Teyssen zeigte sich zugleich optimistisch für die kommenden Monate. Eon könne „mit mehr Zuversicht“ auf die zweite Hälfte des laufenden Jahres blicken. Die Ankündigung, die Dividende für die Aktionäre bis zur Gewinn-Ausschüttung für 2022 jährlich um bis zu fünf Prozent zu steigern, bestätigte das Management. An der mittelfristigen Finanzplanung ändere sich durch „die temporären Belastungen durch die Covid-19-Krise“ nichts, sagte Teyssen.
Rund 1000 Arbeitsplätze im Zuge der Innogy-Übernahme bereits abgebaut
Die Gewinn-Prognose stellte der Eon-Chef unter den Vorbehalt, dass es „keinen weiteren, einschneidenden Lockdown“ in den Kernmärkten von Eon gebe. Teyssen betonte allerdings: „Nach allem, was wir heute sehen können, sind wir sehr zuversichtlich, den größten Teil der Covid-19-Auswirkungen im ersten Halbjahr bereits finanziell verarbeitet zu haben.“
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Die Übernahme des Nachbarkonzerns Innogy laufe nach Plan, berichtete Teyssen. Im Zuge der Eingliederung der einstigen RWE-Tochter will Eon bis zu 5000 Arbeitsplätze abbauen. Bis zum Ende einer sogenannten „Sprinterphase“ hätten bereits rund 1000 Mitarbeiter freiwillig das Unternehmen verlassen, erklärte Teyssen.
Derzeit gehören rund 78.000 Beschäftigte zum Eon-Konzern. Aus der Innogy-Transaktion erhofft sich der Vorstand Einsparungen von rund 740 Millionen Euro ab dem Jahr 2022 und rund 780 Millionen Euro im Jahr 2024.
Tiefe Einschnitte bei britischer Tochter NPower: 5000 Stellen fallen weg
Massiver Stellenabbau ist zusätzlich auch bei der britischen Innogy-Tochter NPower geplant. Bei einer harten Sanierung des Unternehmens sollen 5000 Arbeitsplätze wegfallen, erklärte Eon-Finanzchef Marc Spieker. Die Tochterfirma NPower gilt im Konzern seit einiger Zeit als Sorgenkind und war ursprünglich nicht Teil der Übernahmepläne von Eon.
Insgesamt sehe er Eon in einer „guten Ausgangsposition“ für die nächsten Jahre, betonte Teyssen. Der Konzern sei „nicht nur jetzt, in der Krise, gut aufgestellt, sondern insbesondere für die Zeit nach der Krise“. Eon könne auch von den Klimaschutz-Anstrengungen in Deutschland und Europa profitieren, die Auslöser für milliardenschwere Investitionen sein dürften. Impulse sind Teyssens Darstellung zufolge etwa durch die energetische Sanierung von Stadtteilen oder den Ausbau der Wasserstoff-Wirtschaft zu erwarten.