Dortmund. Dortmunds Stadtwerke-Chef Pehlke äußert sich kritisch zum Corona-Krisenmanagement und fordert eine flächendecke Verteilung von FFP2-Masken.

Dortmunds Stadtwerke-Chef Guntram Pehlke blickt mit einer Mischung aus Verärgerung und Besorgnis auf die aktuelle Corona-Lage. „Wir haben in dieser Republik Menschen, die sich nicht an die Schutzmaßnahmen halten, und diese Menschen führen zu den berühmten Hotspots, die wir haben“, sagte Pehlke in einer Online-Konferenz der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung (WPV) mit Sitz in Düsseldorf. „Darunter leiden wir jetzt alle. Wir werden alle wieder – ich übertreibe jetzt mal – weggeschlossen.“ Dies habe auch damit zu tun, dass der Staat „nicht in der Lage oder nicht willens“ sei „diese Menschen auf Spur zu bringen und dafür zu sorgen, dass sie sich an die Auflagen halten“, kritisierte Pehlke.

Die Corona-Hotspots in Ruhrgebietsstädten wie Hamm, Bochum, Witten und Hagen seien in Dortmund hervorgerufen worden – bei Hochzeiten von Menschen „türkisch-arabischer Abstammung“, wie Pehlke sagte. Bei diesen Hochzeiten seien 150 Leute zugelassen, aber 300 im Saal gewesen. „Keiner hat die Veranstaltung geräumt, was man hätte tun müssen“, bemängelte der Stadtwerke-Chef.

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Die Pandemie wirkt sich auch auf den Bus- und Bahnbetrieb der Stadtwerke in Dortmund aus. Derzeit gebe es sieben infizierte Beschäftigte: drei erkrankte Stadtbahnfahrer, zwei Busfahrer, einen Service-Mitarbeiter und einen positiv getesteten Kollegen in der Technik, wie das kommunale Unternehmen mitteilte.

„Diese Fahrer haben sich nicht im Dienst infiziert“

„Diese Fahrer haben sich nicht im Dienst infiziert“, betonte Pehlke, sondern im Privatleben. Ein Fahrer, der sich im Dienst an die betrieblichen Anweisungen halte, könne sich bei der Arbeit nicht infizieren, so Pehlke. Etwa die Hälfte der Busse sei mit Glaskabinen für die Fahrer ausgestattet, in den anderen Bussen sei der Bereich so abgesperrt, dass Fahrgäste keinen Kontakt zu den Beschäftigten hätten. Dies gelte auch für die Stadtbahnen.

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Pehlke kritisierte auch das Krisenmanagement auf Bundes- und Landesebene. Deutschland sei für die zweite Corona-Welle angesichts organisatorischer Mängel unzureichend gewappnet. „Was ist denn seit Februar, seit März passiert, um sich auf die zweite Welle vorzubereiten?“, fragte Pehlke. „Wir wissen doch seit langem, dass sie kommt. Was haben diese Ebenen gemacht und warum fällt ihnen am Ende nur wieder ein, dass die Menschen – ich übertreibe wieder – eingesperrt werden?“ Es werde nun „einfach wieder ein Lockdown gemacht, der für die Wirtschaft nicht gut ist und der für die Menschen gar nicht gut ist“.

„Wir haben die alten Menschen in den Seniorenheimen eingesperrt“

Kritisch äußerte sich Pehlke insbesondere zum Umgang mit älteren Menschen in der Corona-Hochphase im Frühjahr. „Wir haben die alten Menschen in den Seniorenheimen eingesperrt. Die lebten wie im Gefängnis“, kritisierte er. „Das war aus meiner Sicht gegen alle Grundrechte.“

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Dortmunds Stadtwerke-Chef forderte angesichts der aktuellen Lage eine neue Strategie im Umgang mit Schutzmasken für die Bevölkerung. „Warum nicht FFP-2-Masken, die auch einen Eigenschutz bieten, flächendeckend an die Bevölkerung verteilen und sagen, im öffentlichen Raum muss jeder, der nicht ein gesundheitliches Attest hat, diese Masken tragen? Das machen wir zwei Monate und dann müssten die Fallzahlen runtergehen“, so Pehlke. Alltagsmasken böten nicht den Selbstschutz, der sinnvoll sei. „Bei der normalen Maske schadet ein Maskenverweigerer seiner Umwelt“, gab Pehlke zu bedenken. „Er schadet sich selbst weniger“, denn die Alltagsmaske schütze denjenigen, der sie trage, nicht zuverlässig.