Dortmund. Wegen der Corona-Pandemie steht der Betrieb am Flughafen Dortmund so gut wie still. Die Stadtwerke DSW21 rufen daher nach Staatshilfen.

Angesichts der Corona-Krise wird der Ruf nach Staatshilfen für den Dortmunder Flughafen laut. „Der Flughafen wird von der Corona-Krise hart getroffen“, sagte Guntram Pehlke, der Chef der Flughafen-Muttergesellschaft DSW21. „Es fliegen zurzeit nur noch zwei Maschinen der Wizz Air, und auch diese werden bald ihren Betrieb einstellen. Ohne Flugbetrieb ist jedem Flughafen natürlich die Geschäftsgrundlage entzogen“, betonte Pehlke. „In einer solchen Ausnahmesituation ist Unterstützung des Bundes erforderlich.“ In einer Video-Pressekonferenz äußerte sich der Stadtwerke-Chef auch zur Zukunft des Essener Energiekonzerns Steag.

Am Dortmunder Flughafen arbeiten Unternehmensangaben zufolge mehr als 2000 Menschen in unterschiedlichen Berufen. Im vergangenen Jahr hatte der Airport mit 2,72 Millionen Fluggästen einen Passagierrekord aufgestellt, allerdings nach wie vor rote Zahlen geschrieben. Da der Flugbetrieb wegen der Corona-Pandemie mittlerweile nahezu stillsteht, müssen sich die Beschäftigten auf Konsequenzen gefasst machen. Je nach Entwicklung der Situation müsse das Unternehmen „die Option von Kurzarbeit genau prüfen“, sagte Stadtwerke-Chef Pehlke, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des Airports ist.

Bisher ein bestätigter Corona-Fall bei DSW21

„Die Corona-Krise beschäftigt uns sehr“, berichtete Pehlke in einer Video-Pressekonferenz. „Wir tun alles dafür, die Menschen auch weiterhin sicher mit Strom, Wärme und Wasser zu versorgen. Unser ÖPNV-Angebot haben wir in manchen Bereichen sogar noch ausgeweitet, etwa um Krankenschwestern und Ärzte, aber auch Beschäftigte im Lebensmittel-Einzelhandel pünktlich zur Arbeit zu bringen.“

Auch interessant

Bislang gebe es bei den Stadtwerken DSW21 nur einen Beschäftigten, bei dem eine Infizierung bestätigt sei. „Der Mitarbeiter hat sehr verantwortungsvoll gehandelt und ist direkt nach seinem Italien-Urlaub in Absprache mit uns zu Hause geblieben“, erklärte Pehlke.

Kritik am Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung

Scharfe Kritik äußerte er mit Blick auf das Krisenmanagement der Bundesregierung. „Auf Bundesebene ist viel zu spät auf die Pandemie reagiert worden“, urteilt der Stadtwerke-Chef. „Daher müssen die Restriktionen nun länger aufrechterhalten bleiben.“ In seinem Unternehmen habe es schon 30. Januar eine erste Krisensitzung gegeben. „Ähnlich frühzeitiges Handeln hätte ich mir von der Bundesregierung auch gewünscht, hier ist man aber erst viel später tätig worden.“

Auch interessant

Die Dortmunder Stadtwerke DSW21 sind an mehreren Ruhrgebietsunternehmen beteiligt, etwa als größter kommunaler Aktionär des Essener Energiekonzerns RWE. Auch beim Wasserversorger Gelsenwasser und beim Energiekonzern Steag halten die Dortmunder Stadtwerke große Anteilspakete.

Pehlke zur Steag: „Auch wir könnten jederzeit unsere Anteile verkaufen“

Pehlke, der Aufsichtsratschef der Steag ist, bestätigte, dass sich mehrere kommunale Anteilseigner, die insgesamt 64 Prozent halten, bei dem Essener Energiekonzern zurückziehen wollen. „Geplant ist, dass die Steag selbst in einem ersten Schritt 64 Prozent der Anteile übernimmt, damit ein neuer Partner einsteigen kann“, sagte er. „Wir wollen den Verkaufsprozess in den nächsten zwei Jahren abschließen.“

Auch interessant

Zur Frage, ob das nordrhein-westfälische Familienunternehmen Rethmann einsteigen könnte, sagte Pehlke: „Es gibt mehr als einen Interessenten. Der Verkaufsprozess wird diskriminierungsfrei sein. Niemand wird im Vorhinein ausgeschlossen.“ Auch ein Komplettverkauf sei möglich. „Wir wollen am Unternehmen beteiligt bleiben, weil wir an die Zukunft der Steag glauben“, so Pehlke. „Grundsätzlich gilt aber: Auch wir könnten jederzeit unsere Anteile verkaufen, wenn ein Interessent für 100 Prozent bieten würde. Dann würden wir uns überlegen, wie wir damit umgehen.“

Die Corona-Krise gefährde die Neuordnung der Steag-Eigentümerstruktur nicht, sagte der Stadtwerke-Chef. „Wir können ja genauso gut über Telefon- oder Videokonferenzen kommunizieren.“