Essen. Bemerkenswerte Personalie: Der ehemalige Chef der Thyssenkrupp-Stahlsparte, Premal Desai, heuert bei der Konzernmutter von Liberty Steel an.
Es ist eine bemerkenswerte Personalie im Zusammenhang mit den Übernahmeplänen des britischen Konzerns Liberty Steel, der die Thyssenkrupp-Stahlwerke kaufen will: Der ehemalige Chef der Thyssenkrupp-Stahlsparte, Premal Desai, heuert bei der Konzernmutter von Liberty Steel an. Wie das Unternehmen GFG Alliance mitteilte, steigt Desai als Chief Operating Officer (COO) beim Thyssenkrupp-Konkurrenten ein. Konzernchef Sanjeev Gupta zeigte sich erfreut über den Neuzugang und verwies auf die Erfahrung, die Desai mitbringe.
Bevor Desai zum Chef der Thyssenkrupp-Stahlsparte aufstieg, war er jahrelang Strategiechef in der Konzernzentrale in Essen während der Ägide des Vorstandsvorsitzenden Heinrich Hiesinger. Desai war auch Hiesingers Wegbegleiter, als dieser die – letztlich gescheiterten – Pläne für eine Fusion mit dem indischen Stahlkonzern Tata entwickelte. Bei den Thyssenkrupp-Arbeitnehmervertretern hatte Desai einen schweren Stand. So attackierte Stahlgesamtbetriebsratschef Tekin Nasikkol den Manager auch öffentlich scharf.
Vorstoß von Liberty Steel stößt bei Gewerkschaft auf Ablehnung
Den aktuellen Übernahmeplänen von Liberty Steel begegnet die IG Metall mit Ablehnung. „Wir brauchen keinen neuen Eigentümer, sondern zusätzliches Kapital und das hat Liberty auch nicht“, sagte IG Metall-Vorstand Jürgen Kerner am Rande der Kundgebung von Thyssenkrupp-Beschäftigten in Düsseldorf. Eine Übernahme durch Liberty löse keines der Probleme, betonte Kerner.
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Der nordrhein-westfälische Bezirksleiter der IG Metall, Knut Giesler, reagierte mit den Worten: „Wer meint, in einem Ein-Euro-Laden Thyssenkrupp billig kaufen zu können, ist nicht der richtige Partner.“ Liberty habe kein industrielles Konzept, sondern betreibe bislang nur Billigstandorte.
IG Metall befürchtet „Verramschen, Zerschlagen oder Resteverwerten“
Schon vor einigen Tagen gab es ähnliche Signale der IG Metall. „Generell stellen wir fest: Wir sehen derzeit keine Perspektiven außer ein Verramschen, Zerschlagen oder Resteverwerten“, sagte Deftlef Wetzel, der frühere IG Metall-Chef, der Vize-Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp Steel ist. „Jetzt muss der Staat einsteigen. Es gibt keinen anderen Weg mehr, der zu einem guten Ergebnis führt“, forderte Wetzel.
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Liberty Steel hat mittlerweile offiziell bekannt gemacht, ein Angebot für die Stahl-Aktivitäten von Thyssenkrupp auf den Tisch gelegt zu haben. Aus wirtschaftlicher Sicht gibt es ein starkes industrielles Konzept“, warb der britische Konzern für seine Offerte. „Werke, Produktportfolio, Kunden und geografische Präsenz beider Unternehmen ergänzen sich sehr gut.“
Liberty Steel startet Charmeoffensive
Durch einen möglichen Zusammenschluss könnten Liberty und Thyssenkrupp Steel „den Herausforderungen der europäischen Stahlindustrie besser begegnen und die Entwicklung hin zu grünem Stahl vorantreiben“. Thyssenkrupp Steel beschäftigt mehr als 27.000 Menschen und ist insbesondere in NRW aktiv – mit großen Standorten in Duisburg, Bochum, Dortmund und Südwestfalen.
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Es handle sich um ein nicht-bindendes Angebot, erklärte der Konzern Liberty Steel, das Teil der britischen Firmengruppe GFG Alliance ist. Eigenen Angaben zufolge erwirtschaftet Liberty Steel jährliche Umsätze von rund 13 Milliarden Euro und beschäftigt 30.000 Mitarbeiter an mehr als 200 Standorten auf vier Kontinenten. Der Konzern GFG Alliance ist im Besitz des in Indien geborenen britischen Geschäftsmanns Sanjeev Gupta und seiner Familie.