Düsseldorf/Essen. Evonik-Chef und VCI-Präsident Kullmann lehnt einen Stopp der umstrittenen Ostsee-Pipeline ab. „Wir brauchen das Gas“, sagt Kullmann.

Evonik-Chef und VCI-Präsident Christian Kullmann hat sich klar für einen Start der umstrittenen russischen Pipeline Nord Stream 2 ausgesprochen. „Wir brauchen Nord Stream 2“, sagte Kullmann bei einer Veranstaltung des VCI in Düsseldorf. Das Gas werde in Deutschland benötigt. Mit der Pipeline entstehe ein Wettbewerb der Lieferanten, der auch zu niedrigeren Preisen für die Verbraucher hierzulande führe.

Kullmann gab zu bedenken, dass die Bundesrepublik nicht allein in der Lage sei, sich mit Energie zu versorgen. Daher sei Deutschland künftig auch auf französischen Atomstrom angewiesen. Kullmann forderte zugleich ein Ende der Subventionen für die erneuerbaren Energien. Die Erneuerbaren sollten sich im Wettbewerb behaupten, sagte Kullmann mit Blick auf das bestehende Erneuerbare-Energien-Gesetz. „Das EEG muss weg“, forderte er. Im Frühjahr hat der Evonik-Chef das Amt als neuer Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) angetreten, der 1700 Unternehmen und eine Branche mit rund 464.000 Beschäftigten vertritt.

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Kullmann äußerte sich bei einer Diskussion in Düsseldorf, an der NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), Grünen-Chefin Annalena Baerbock und der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis teilnahmen. Baerbock betonte, sie sehe das Pipeline-Projekt Nord Stream 2 „sehr kritisch“. Sie verwies auf „geo- und außenpolitische Gründe“. Deutschland solle stattdessen „voll auf erneuerbare Energien setzen“.

Um die Fertigstellung der Ostsee-Pipeline war nach der Vergiftung des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny eine heftige Diskussion entbrannt. Etliche Politiker forderten einen Stopp von Nord Stream 2. Auch Baerbock hatte einen Abbruch des Pipeline-Projekts gefordert.

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Die Pipeline zwischen Russland und Deutschland durch die Ostsee ist größtenteils fertig gebaut. Von den 2460 Kilometern fehlen nur noch gut 150 – etwa 120 Kilometer in dänischen und mehr als 30 in deutschen Gewässern. US-Präsident Donald Trump hatte Ende vergangenen Jahres Sanktionen gegen Unternehmen ermöglicht, die am Bau von Nord Stream 2 beteiligt sind.

NRW-Ministerpräsident Laschet verwies im Zusammenhang mit Nord Stream 2 auf den Kohle- und Atomausstieg in Deutschland und eine Abhängigkeit von anderen Energieformen. Es stelle sich die Frage, woher die Energie für die Versorgung etwa der Stahl- und der Chemieindustrie komme.