Lennestadt. Die Erntebilanz 2020 in Westfalen-Lippe fällt laut Verband WLV unterdurchschnittlich aus. Besondere Schwierigkeiten sieht man in Südwestfalen.
Eine allgemeingültige Erntebilanz für ganz Westfalen-Lippe zu ziehen, erscheint kaum mehr möglich. Hubertus Beringmeier, seit Jahresbeginn Präsident der Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), versucht es dennoch auf einen Nenner zu bringen: „Insgesamt unterdurchschnittliche Erträge.“
Der Wald – ein Desaster
Deutlich bei der Gerste, die als erste eingefahren wurde. In diesem Jahr nur viel weniger als sonst. Der Mais steht noch und sieht besser aus als in den beiden trockenen Jahren zuvor. Im Sauer- und Siegerland ist der Wald das größte Sorgenkind: „Ein Desaster. Wir brauchen einen Masterplan Südwestfalen“, sagt Beringmeier und meint das nicht nur wegen der Fichte.
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Landwirte in dieser Region hätten es schwerer als anderswo, etwa im Münsterland. „Wir brauchen hier mehr Wertschöpfung, so dass die Betriebe überleben können“, so Beringmeier. In Südwestfalen gäbe es ähnlich wie in der Eifel auch eine ganze Menge Dinge, die das Wirtschaften schwer machten. Schon wegen der Topographie. Und ganz aktuelle weil die sogenannte Sparkasse der Bauern in dieser Region in den vergangenen Jahren vom Borkenkäfer förmlich zerfressen wurde. Wegen des Masterplans habe der Verband bereits mit der NRW-Landwirtschaftsministerin Heinen-Esser gesprochen. Noch sei nichts spruchreif, aber allzu lange dürfe es nicht dauern, bis der Plan stehe. Noch sei es ein Rohentwurf. Im kommenden Frühjahr will man soweit sein.
Der Zugang zu Unterstützungstöpfen müsste anders geregelt werden, findet der WLV-Präsident. Als Ostwestfale ist er unverdächtig, eigene Pfründe sichern zu wollen. Kaum ein halbes Jahr im Amt als Präsident, war Beringmeier nun schon zum vierten Mal allein im Kreis Olpe im Sauerland. „Das wird von den Bauern im Kreis durchaus wahrgenommen“, sagt Michael Richard, der mit seiner Familie einen idyllisch wie schwierig gelegenen Hof in Lennestadt-Petmecke bewirtschaftet.
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Keine Windkraft-Denkverbote
So gut es geht. Es ist so: Hast du Glück, hast du Regen zur richtigen Zeit. Wenn nicht, sieht es gleich schon dürre aus.
Verwerfung der Märkte
Die Getreideernte (ohne Mais) liegt laut WLV 2020 ein Prozent unter dem Vorjahr. Beim Mais liege man leicht über dem Vorjahr, aber 13 bzw. 7 Prozent unter dem Mittel der vergangenen fünf Jahre.
Zusätzlich habe auch Corona zur Verwerfung der Märkte geführt. Keine Gastronomie bedeute, kaum Absatz von Kalb- und Rindfleisch. Über einseitige harte Auflagen für die Schlacht- und Zerlegeindustrie müsse geredet werden. Für Windkraft auf Schadwaldflächen dürfe es keine Denkverbote geben. „Nur aus Freude an der Arbeit werden wir nicht überleben können“, bilanziert WLV-Präsident Beringmeier.
Das Wetter spielt in der Landwirtschaft zwar seit jeher eine enorme Rolle, aber es wird zunehmend zur lokalen Lotterie, wie Richard nur zu gut weiß: „2018 war bei uns gut. Wir hatten viele Gewitter. 2019 und 2020 war es bei uns schlecht.“
Die Wiesen im Tal rund um den Hof herum sind ziemlich braun, weshalb die rund 50 Milchkühe derzeit mehr im Stall stehen als auf der Weide. Für sie ist draußen nichts zu holen. „Natürlich merken wir das an den Erträgen“, sagt der Sauerländer. Eins kommt zum anderen, denn die Milchpreise sind bereits seit längerem im Keller. „Nicht so berauschend“, sagt Richard und meint Mitte 30 Eurocent pro Liter, die sie bekommen. „Da ist es wie beim Wetter. Es soll besser werden. Wird es aber nicht.“
Seit rund 25 Jahren bieten Richards auf dem Hof auch Ferienwohnungen an. Ein festes Standbein, das in diesem Jahr wackelte, als durch Corona zwei Monate lang Gäste ausblieben. Aktuell haben sie in Bezug auf Buchungen den besten September aller Zeiten. Nur sind sie ja eigentlich Landwirte und nicht Touristiker mit angeschlossenem Streichelzoo, auch wenn sie manchmal genau dieses Gefühl beschleicht. Der WLV-Präsident kann es verstehen: „Schön anzusehen heißt noch nicht wirtschaftlich!“