Essen. Interview mit Eon-Chef Johannes Teyssen: Darum investiert der Konzern in Kunst und sponsert die Keith Haring-Ausstellung im Museum Folkwang.

Bei Deutschlands größtem Energiekonzern Eon gibt es eine lange Kunsttradition. Eon verfügt über eine Sammlung mit Werken von Gerhard Richter, Georg Baselitz, Hans Arp und Heinz Mack. Bei der aktuellen Sonderausstellung mit Bildern von Keith Haring im Essener Museum Folkwang ist der Konzern als Sponsor beteiligt. Vorstandschef Johannes Teyssen erläutert in unserem Interview, warum Eon gerne Geld in Kunst investiert – und nicht mehr in Fußballtrikot-Sponsoring zum Beispiel. Hier lesen Sie das Interview im Wortlaut:

Herr Teyssen, Eon ist Sponsor der großen Sonderausstellung mit Bildern von Keith Haring im Museum Folkwang. Die Entscheidung dafür ist vor der Corona-Krise gefallen. Der Start der Ausstellung musste wegen der Pandemie verschoben werden. Hätten Sie rückblickend gerne auf das Sponsoring verzichtet?

Teyssen: Nein, keineswegs. Wir pflegen seit vielen Jahren gute Kontakte zum Museum, daher war es für uns selbstverständlich, dass wir trotz der Corona-Krise bei der Stange bleiben und Folkwang-Direktor Peter Gorschlüter unterstützen. Natürlich sind wir froh, dass die Ausstellung nun starten kann.

Eon hat wegen der Corona-Krise die Gewinnerwartungen nach unten geschraubt, im Zuge der Übernahme von Innogy fallen Arbeitsplätze weg. Wie viel Sponsoring kann sich das Unternehmen leisten?

Teyssen: Eon befindet sich in einer guten Verfassung. Wir haben bewusst unsere mittelfristigen Gewinnziele bestätigt, auch wenn uns die Pandemie nun kurzzeitig etwas belastet. Es gibt also Anlass zu Optimismus. Als großes Unternehmen möchten wir etwas für den Standort Essen tun. Von einem attraktiven Umfeld profitieren und Mitarbeiter und auch wir als Arbeitgeber. Ein gewisses Sponsoring können uns wollen wir uns auch in Zukunft leisten.

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Es gäbe viele Möglichkeiten für Sponsoring, nicht nur im Kulturbereich. Eon war ja auch mal Trikotsponsor des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund.

Teyssen: Das war in einer ganz bestimmten Phase des Unternehmens. Nach der Fusion von Veba und Viag ging es darum, den Kunstnamen Eon bundesweit bekannt zu machen. Dafür war das Fußball-Sponsoring mit dem Eon-Schriftzug auf dem Trikot ein geeignetes Instrument. Heute müssen wir uns keine Sorgen machen, dass Eon unter einem mangelnden Bekanntheitsgrad leidet. Wir müssen uns auch nicht wie ein Joghurt-Hersteller mit seinen Produkten im Supermarktregal behaupten. Wenn sich heute ein Hausbesitzer für eine unserer Solaranlagen entscheidet, wird er es in dem Vertrauen tun, dass wir ein seriöser Partner sind, auf den man sich auch in vielen Jahren verlassen kann.

Es gibt ja eine lange Kunsttradition bei Eon. Auch der Ruhrgas-Konzern, der in Eon aufgegangen ist, gehörte zu den wichtigen Sponsoren von Kunstausstellungen im Museum Folkwang. Geht es darum, eine Tradition weiterzuführen?

Teyssen: Folkwang ist eine herausragende Institution, die wir gerne unterstützen. Ruhrgas hat zur damaligen Zeit Blockbuster-Ausstellungen begleitet, große Publikumsmagneten mit populären Werken. Das ist gar nicht so sehr unser Ansatz heute. Die nächste Impressionisten-Ausstellung läuft auch von alleine. Wir finden es spannend, pointierte Beiträge zu unterstützen, nicht den Mainstream. Die Werke dürfen auch gerne mal provokant sein und zu Debatten anregen, wie es die Arbeiten von Keith Haring tun.

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Eon ist ja auch Eigentümer einer Kunstsammlung. Warum eigentlich?

Teyssen: Ich bin davon überzeugt, dass Kunst zu einem guten Arbeitsklima und Kreativität im Unternehmen beiträgt. Unsere kleine Sammlung, die wir hegen und pflegen, ist ja über viele Jahre gewachsen. Neben sehr bekannten Namen wie Baselitz, Arp oder Mack gehören auch eine breite Auswahl hervorragender Fotokünstler und ein interessantes Spektrum weiterer, auch junger Künstler dazu. In meinem Büro hängt ein Bild von Gerhard Richter, es heißt „Pfad grün“. Ich vermute, wir haben das Werk vor vielen Jahren zu einem atemberaubend niedrigen Preis gekauft.

Hängen die Werke nur auf der Vorstandsetage von Eon?

Teyssen: Nein, die Kunst ist nicht nur etwas für „die da oben“, sondern überall im Haus verteilt. Ich glaube auch, dass die Kunst hilft, dass sich unsere Mitarbeiter mit dem Unternehmen identifizieren.

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Wie viel Kunst ist bei der Konzernteilung zu Uniper nach Düsseldorf abgewandert?

Teyssen: Zufällig ist die Kunst nicht geteilt worden. Darüber bin ich auch ganz froh.

Stehen denn auch Werke aus der Eon-Sammlung zum Verkauf?

Teyssen: Es gibt Dinge, die verkauft man nicht. Gute Kunstwerke gehören dazu.

Sammeln Sie privat auch Kunst?

Teyssen: Ein wenig, aber das sind keine Werke, die von öffentlichem Interesse wären. Ich gehe aber auch gerne in Ausstellungen. Kürzlich habe ich mir „Die Bilder der Brüder“ im Museum Frieder Burda in Baden-Baden angeschaut, und in Basel die Werke von Edward Hopper in der Fondation Beyeler. Beide Ausstellungen haben mich sehr beeindruckt.