Duisburg/Kiel. Mit Hilfe des schnellen 5G-Netzes soll in Kiel die erste autonome Fähre ablegen. Antennenbau an Wasserstraßen und in Häfen kommt voran.
Das autonom fahrende Auto lässt auf sich warten. Die Schifffahrt ist da schon weiter. In Duisburg wird seit dem vergangenen Jahr das ferngesteuerte Binnenschiff erforscht. Und in Kiel fiel am Mittwoch der Startschuss für die Erprobung einer Personenfähre, die ohne Besatzung auskommen soll. Der neue Mobilfunkstandard 5G soll das autonome Fahren auf dem Wasser möglich machen.
„Wenn Sensoren und Schiffe in Echtzeit Daten austauschen, kann der Schiffsverkehr künftig sicherer und effizienter werden“, sagt Hannes Ametsreiter, Deutschlandchef des Telekommunikationsanbieters Vodafone. Das Düsseldorfer Unternehmen rüstet derzeit nicht nur Autobahnen und Bahnstrecken mit der neuen Technik aus. Im Fokus stehen vor allem auch die Wasserstraßen. Mehr als 180 5G-Antennen an 64 Standorten hat Vodafone nach eigenen Angaben bereits aktiviert – rund 1000 weitere seien an mehr als 300 Standorten in den kommenden zwölf Monaten geplant.
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„Die Schifffahrtsbranche war in den vergangenen Monaten eine wichtige Säule für die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten oder Schutzkleidung. Deutschland zählt weiter zu den größten Schifffahrtsnationen der Welt“, betont Ametsreiter. Der Zugang der Binnenschiffe zum schnellen Mobilfunk soll die Prozesse auf den zum Teil stark befahrenen Flüssen und Kanälen nun effektiver und umweltfreundlicher machen.
5G soll Wasserstraßen, Häfen und Schleusen vernetzen
Ein wichtiger Mosaikstein ist das Projekt „Förde 5G“, das am Mittwoch in Kiel vorgestellt wurde. Stadt, Vodafone und andere Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft wollen im hohen Norden ermitteln, wie die neuen Möglichkeiten von 5G für autonome Personenfähren, Hafenlogistik und Segelveranstaltungen praxisnah erprobt werden können. Die Versuche sollen Modellcharakter für ganz Deutschland haben.
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„5G wird unseren Alltag und die Art und Weise, wie wir uns fortbewegen, verändern. Auf den Straßen, in der Luft und auf dem Wasser“, sagte Vodafone-Deutschlandchef Ametsreiter im Gespräch mit unserer Redaktion. Da der neue Mobilfunk-Standard Signale in Echtzeit und ohne Verzögerungen übertrage, sei es möglich, Schleusen, Schiffe und ganze Häfen zu vernetzen. „Die Konzepte sind vorbereitet, jetzt geht es an die rasante Umsetzung. Wir wollen unter alltäglichen Bedingungen testen, wie Schiffe mit 5G aus der Ferne gesteuert werden können“, kündigt Ametsreiter an.
Fähren bedarfsgerecht einsetzen
In einem ersten Schritt soll erprobt werden, wie Personenfähren mit Elektromotoren künftig über das an der Kieler Förde scharf geschaltete 5G-Netz aus der Ferne gesteuert werden können. Auch der Einsatz komplett autonom fahrender Fähren steht auf dem Programm. Die digitale Unterstützung soll den Verkehr auf dem Wasser nicht nur effektiver und umweltfreundlicher machen. Auch die Fahrgäste, die per Smartphone ihr Ticket buchen, sollen profitieren, weil Fähren flexibler und bedarfsgerechter eingesetzt werden können.
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Der Kieler Seehafen, in dem außerhalb der Corona-Zeiten regelmäßig große Kreuzfahrtschiffe vor Anker gehen, will 5G einsetzen. Auch Teilnehmer von Sport- und Segelveranstaltungen sollen die Vorzüge der neuen Technik kennenlernen: Sportler auf den Segelbooten und die Fans an der Küste können mit Live-Bildern in Echtzeit versorgt werden.
Bereits 2021 sollen Testfahrten mit einem autonomen Binnenschiff auf dem Endstück des Dortmund-Ems-Kanals vor dem Hafen Dortmund stattfinden. Herz des Forschungsprojekts ist ein Simulator des Entwicklungszentrums für Schiffstechnik und Transportsysteme (DST) in Duisburg. Er soll Automatisierungsfunktionen, ferngesteuerte Binnenschiffe sowie Überwachungs- und Notfalleingriffe bei autonom fahrenden Schiffen zunächst auf dem Trockenen erproben.