Dortmund/Holzwickede. Till Schiffers Start-up ist auf Rabatte für Sneaker und Streetwear spezialisiert. Durch Provisionen machte er 2019 über eine Million Euro Umsatz.

Wer Start-up-Gründer Till Schiffer an der Stätte seines Wirkens treffen will, der muss in ein Gewerbegebiet nahe des Dortmunder Flughafens. Von außen ist das Gebäude unscheinbar, dafür verfängt sich der Blick im Inneren der ersten Büroetage sofort: Langhantelständer, Gewichte, Kurzhanteln. Ein eigens aufgebauter Fitnessbereich dominiert den Raum. Willkommen bei Prinz Sportlich, hier ist der Name Programm. Schiffers Online-Unternehmen hat sich auf Sneaker, Streetwear und Sportkleidung spezialisiert. Auf Lager ist die Ware aber nicht. Das Start-up macht seinen Umsatz mit Affiliate-Marketing.

Alles begann mit einem 450-Euro-Job für das Schnäppchenportal Urlaubsguru. 24 Jahre alt war Till Schiffer damals, der Dortmunder studierte Management and Economics an der Ruhruni Bochum. „Ich war schon immer ein modeinteressierter Typ und habe mich gefragt: Wenn Leute online den günstigsten Preis für ihre Urlaubsreise suchen, warum soll das nicht auch für Sneaker und Sportkleidung funktionieren?“, erinnert sich der heute 30-Jährige, der auch zum Pressetermin ein sportlich-modisches Outfit und - natürlich - Sneaker trägt. Mit dieser Idee überzeugte er die Chefs von Urlaubsguru.

Schnäppchenpreise sind die Grundlage des Geschäftsmodells

Unter dem Dach des Reiseblogs konnte Schiffer sein Projekt verwirklichen. Sein Arbeitsalltag bestand fortan darin, jeden Tag zahlreiche Online-Shops nach günstigen Angeboten für Sneaker und sportliche Kleidung zu durchforsten: Prozente auf einen ausgewählten Schuh oder zum Beispiel das gesamte T-Shirt-Segment, aber auch Rabattcodes für den gesamten Online-Shop eines Anbieters. Denn Schnäppchenpreise sind die Grundlage des Geschäftsmodells von Prinz Sportlich.

Utry.me- Erster Supermarkt für neue Produkte und ohne PreiseAuf der Prinz-Sportlich-Website finden Nutzer jene günstigen Angebote, die Mitarbeiter des Start-ups zuvor recherchiert haben, in Form von Blog-Beiträgen. Zum Produktspektrum gehören Kleidung und Schuhe von großen Sportherstellern wie Adidas oder Nike, von Handelsketten wie Footlocker oder von Online-Versandhändlern wie Asos. Gefällt den Nutzern ein Produkt, so klicken sie auf den Button „Zum Deal“ und werden zum Online-Shop des jeweiligen Anbieters weitergeleitet. Wenn sie dort etwas kaufen, erhält Prinz Sportlich eine Provision - und zwar nicht nur auf das Produkt, das sie auf der Website des Start-ups entdeckt haben, sondern auf den gesamten Warenkorb.

In der Corona-Krise machte das Start-up so viel Umsatz wie nie zuvor

Affiliate-Marketing, zu Deutsch, „Empfehlungsmarketing“, nennt sich dieses Konzept. Nachvollzogen werden kann der gesamte Prozess durch sogenannte Tracking-Links auf der Website und den Social-Media-Kanälen des Start-ups. Diese Links machen für die Partner-Shops transparent, dass der Kunde tatsächlich von Prinz Sportlich zu ihm gekommen ist. „Zwischen sechs und 15 Prozent“ Provision erhält das Start-up laut Schiffer dafür.

Das Modell hat sich als krisensicher erwiesen: Wie viele E-Commerce-Unternehmen gehört Prinz Sportlich zu den Profiteuren der Corona-Zeit. „Anfangs habe ich mir Sorgen gemacht. Viele unserer Kunden sind Studenten, die durch Corona ihre Jobs in der Eventbranche oder Gastronomie verloren haben“, sagt Schiffer. Doch diese Bedenken erwiesen sich als unbegründet: „Wir haben in den letzten Monaten so viel Umsatz gemacht wie nie zuvor.“ Ein Grund: Die Folgen des weltweiten Lockdowns habe dem Online-Handel und vor allem dem Rabattgeschäft noch einmal einen Schub gegeben: „Die Einzelhändler mussten versuchen, ihren Umsatz über die Online-Shops wieder hereinzuholen.“

Erfolgsfaktoren sind der intensive Kundenservice - und das junge Alter der Mitarbeiter

Besonders intensiv nutzt das Unternehmen die sozialen Medien, allen voran Instagram, um Kunden zu erreichen. 50 Prozent der vermittelten Käufe kommen mittlerweile über Social-Media, 23 Prozent direkt über die Website und 27 Prozent über die neu an den Start gebrachte Prinz-Sportlich-App. Mindestens genauso wichtig ist aber die Kundenkommunikation über die sozialen Medien. Fragen beantworten, beraten, möglichst nah an den Leuten sein, lautet die Devise. Letzteres dürfte den Mitarbeitern nicht schwerfallen, sind sie doch ein Abbild der Zielgruppe: Der firmeninterne Altersdurchschnitt liegt bei etwa 24, die meisten Kunden sind zwischen 18 und 26.

Start-up Myster organisiert Handwerker via InternetDas betrachtet Schiffer als wichtigen Erfolgsfaktor: „Wir wissen, was gerade bei jungen Leuten im Trend ist.“ Und tatsächlich geht es für das Start-up seit Jahren steil bergauf. Von 2018 auf 2019 steigerte Prinz Sportlich seinen Umsatz um knapp 40 Prozent und knackte im vergangenen Jahr erstmalig die Eine-Million-Marke. Etwa 20 Millionen Euro jährlich vermittelt das Unternehmen mittlerweile pro Jahr an die Partnerfirmen. Auch deswegen sind die Mitarbeiter heute nicht mehr darauf angewiesen, jedes einzelne Angebot selbst zu finden: „Viele Anbieter informieren uns inzwischen über bevorstehende Rabattaktionen“, so Schiffer.

Inzwischen hat Schiffer noch eine zweite Website gestartet

Das einstige Ein-Mann-Start-up ist heute ein Unternehmen mit 14 Mitarbeitern. Mit der Website Snkraddicted, auf der Nutzer Erscheinungs- und Nachschubdaten für begehrte Sneaker-Modelle finden, und der Einstellung von zwei Multimedia-Produzenten, die auch von extern für Imagefilme oder Wahlwerbung gebucht werden, hat Schiffer weitere Projekte verwirklicht. Er ist vom Schnäppchenjäger zum Mannschaftskapitän geworden, der die Fäden innerhalb der Firma zusammenführt. Was sich aber nicht verändert hat: „Man ist mit dem Kopf immer ein bisschen bei der Arbeit“, sagt er - und ergänzt lachend: „Als letztens um 22 Uhr wieder eine Anfrage reinkam, musste meine Freundin mich daran erinnern, endlich mal das Handy wegzupacken.“