Essen. Studenten fürchten um ihren Lebensunterhalt. Viele Nebenjobs sind durch den Ausbruch des Coronavirus weggebrochen, wichtiges Geld fehlt.

Viele Branchen ächzen unter den Auswirkungen des Coronavirus. Restaurants sind geschlossen, Messen und Veranstaltungen bis auf Weiteres abgesagt. Also Branchen, in denen viele Studenten nicht nur ihr Taschengeld aufbessern, sondern auch Teile ihres Lebensunterhalts verdienen. In der Finanzierung vieler Studenten klaffen dementsprechend große Löcher. Der Bund will helfen, allerdings ist noch unklar wann und wie überhaupt.

Student ist fast einen Monat auf Jobsuche in der Corona-Krise

Auch Mohammad Chakrouf (25), Student im vierten Semester Nano-Engineering an der Universität Duisburg-Essen, blickt mit Sorgen in Zukunft. Fast einen Monat ist er nun auf Jobsuche. Bis dahin arbeitete der 25-Jährige für eine Firma, die sich um Veranstaltungstechnik auf Messen und Konzerten kümmert. „Die Firma hat mir geraten, mir einen anderen Job zu suchen“, sagt Chakrouf. „Bis September geht bei denen gar nichts mehr.“ Mehrere hundert Euro fehlen dem Duisburger.

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Sein Erspartes ist bald aufgebraucht. Die Unterstützung seiner Eltern reiche für die Wohnung und die Krankenversicherung. Da er syrischer Staatsbürger ist, hat er keinen Anspruch auf BAFöG. „Ich lebe ein bisschen minimal“, erklärt er. „So langsam wird es schwierig.“ Ende April benötige er einen neuen Job.

Corona: Viele Jobs in der Gastronomie weggefallen

„Der Zahl, wie viele Studenten in Nöte geraten sind, kann man sich nur annähern“, sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk. Sicher aber ist: Von 2,9 Millionen Studenten gehen mehr als zwei Drittel neben der Uni arbeiten. „Die Hälfte davon könnte sich ohne Nebenjob nicht finanzieren“, erklärt Grob. Durch den Wegfall von Jobs zum Beispiel in der Gastronomie seien Studierende massiv betroffen.

Bei vielen sind die Zukunftssorgen durch Corona gewachsen. Beim Studierendenwerk Essen-Duisburg sind innerhalb von drei Wochen 70 Anfragen auf einen Härtefonds gestellt worden. „Im Normalfall wird eine solche Anfragensumme, wenn überhaupt, in einem Zeitraum von 24 Monaten erreicht“, sagt Melanie Wessel, Sprecherin des Studierendenwerkes. In den Gesprächen mit den Studierenden ging es vor allem um den Jobverlust und Probleme mit den Mietzahlungen. „Viele wissen grundsätzlich nicht, wie sie ihren Lebensunterhalt nun finanzieren sollen“, erklärt sie.

Digitales Sommersemester ist ein akutes Problem

Ein weiteres akutes Problem: Durch den Start des digitalen Sommersemesters sind alle Studierenden auf einen Laptop angewiesen. Vor allem für einkommensschwache Studenten sei das laut Jonathan Ludwig, Sprecher des Akademischen Förderungswerk, das auch Bochumer Studenten betreut, ein Problem. „Da sind die Studierenden, was die Anschaffung angeht, komplett auf sich gestellt“, erklärt er.

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Wer helfen könnte? „Bund und Land sind da die Hauptadressaten“, erklärt Max Wernicke, Vorsitzender des AStA der Uni Duisburg-Essen. Er und die Studierendenvertretung sprechen sich für einen finanziellen Zuschuss aus. Also eine Zahlung, die die Studierenden nicht zurückzahlen müssen. „Wenn sie ein Darlehen zurückzahlen müssen, tragen sie die finanzielle Last in die Zukunft“, sagt Wernicke.

Studenten-Zuschuss: Verhandlungen auf Bundesebene

Die Verhandlungen auf Bundesebene dazu laufen. Diese gehen allerdings „eher in Richtung Darlehen“, sagt Stefan Grob. Den Vorstoß der Länder, das BAföG für weitere Studenten, also vielleicht auch für Mohammad Chakrouf zu öffnen, hat der Bund abgewiesen.

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In der gegenwärtigen Ausnahmesituation gehe es um unbürokratische, schnelle und wirksame Unterstützung, teilt Volker Abt, Pressesprecher des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, mit. „Dafür ist ein z insloses Darlehen als Überbrückungshilfe vorgesehen“, erklärt er. „Die Gespräche laufen unter Hochdruck.“ Doch wann es hier zu einer Entscheidung kommen soll und wie diese dann endgültig aussieht, ist offen. Auch ist unklar, wie viel Geld die Studenten dann erhalten sollen.

„Bund könnte unter Zugzwang geraten“

Eine Entscheidung, die auch die Studierendenwerke in NRW abwarten müssen. „Unsere Darlehenskassen sind viel zu klein, um die aktuelle Situation aufzufangen“, sagt Olaf Kroll, Referent der Studierendenwerke Nordrhein-Westfalen. Knapp 900 Millionen Euro an BAföG-Mitteln sind laut Kroll nicht genutzt. „Das Sommersemester hat begonnen. Der Bund könnte unter Zugzwang geraten“, sagt er.

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Doch erst einmal sind Studenten wie Mohammad Chakrouf weiter auf sich gestellt. „Gerade ist es mir egal, welcher Job es ist“, erklärt der 25-Jährige. Ein Angebot von Edeka habe er schon abgelehnt. „Da gibt es sehr viel Kontakt mit Menschen“, erklärt er. Zudem habe er in diesem Bereich persönlich schlechte Erfahrungen gemacht. Neben Supermärkten „suchen aber auch Paketzulieferer und die Landwirtschaft nach Arbeitern“, erklärt Melanie Wessel vom Studierendenwerk der Uni Duisburg-Essen.

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Chakrouf hat vielleicht eine Lösung gefunden: Der Fahrradladen um die Ecke „hat wieder geöffnet“, erklärt der 25-Jährige. Da will er seine Bewerbung abgeben. „Schrauben macht mir Spaß“, erklärt er.