Düsseldorf. Corona hat Media Markt und Saturn rote Zahlen beschert. Das Onlinegeschäft hat sich jedoch verdoppelt. Jetzt sollen die Läden verkleinert werden.
Die Corona-Krise hat die Elektronikketten Media Markt und Saturn in die roten Zahlen gedrückt. Im zweiten Geschäftsquartal von Januar bis März weist die Düsseldorfer Muttergesellschaft Ceconomy einen Nettoverlust von 309 Millionen Euro aus. Das Online-Geschäft wächst dagegen rasant. Das hat zur Folge, dass die Läden schrumpfen sollen.
Die Zahlen bedrücken: Europaweit waren 87 Prozent der rund 1000 Filialen seit Mitte März geschlossen. 30.000 Beschäftigte wurden in Kurzarbeit geschickt, davon 20.000 der 24.000 Mitarbeiter in Deutschland. Der Umsatz ging währungs- und portfoliobereinigt um 6,6 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro zurück.
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Doch es gibt auch noch gute Nachrichten in diesen tristen Corona-Zeiten. Ceconomy-Chef Bernhard Düttmann, selbst von seiner Covid-19-Erkrankung genesen, verkündet am frühen Donnerstagmorgen, dass nach dem Shutdown wieder 92 Prozent seiner Filialen, darunter alle deutschen, geöffnet haben. Und: Seine Strategie, dem US-Riesen Amazon besser als in den Jahren zuvor die Stirn zu bieten, scheint aufzugehen: Im Pandemie-Monat März verdoppelten Media Markt und Saturn ihre Umsätze im Online-Geschäft.
„Wichtiger Schritt in Richtung Normalität“
„Die Wiedereröffnungsphase des stationären Geschäfts ist für uns ein wichtiger Schritt in Richtung Normalität, wobei der Schutz der Gesundheit von Kunden und Mitarbeitern für uns weiter höchste Priorität hat“, sagt Düttmann. Er macht sich und seinen Aktionären aber nichts vor. „Das Jahr 2020 bleibt außergewöhnlich und herausfordernd, da das Ausmaß und die Dauer der Krise unvorhersehbar sind.“
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Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Media Markt und Saturn lange vor Corona schwächelten. Am 26. März wollte Düttmann seinen ungeduldigen Investoren eine neue Strategie präsentieren und damit zum Aufbruch blasen. Doch der große Auftritt musste wegen der Pandemie abgesagt werden. Der Investorentag soll nun im Laufe des Jahres nachgeholt werden.
Mit Fieber, so berichten Mitarbeiter, saß der Ceconomy-Chef an seinem Düsseldorfer Schreibtisch, um das Unternehmen durch die Corona-Krise zu manövrieren: Kurzarbeit, die Stundung von Steuerzahlungen, die Aussetzung von Mietzahlungen und Investitionen, aber auch ein freiwilliger Gehaltsverzicht von Vorstand, leitenden Angestellten und Mitarbeitern sollten Ceconomy über Wasser halten. Zuletzt gelang es Düttmann auch noch, Staatshilfe in Anspruch zu nehmen und mit der KfW-Bank einen Kredit in Höhe von 1,7 Milliarden Euro auszuhandeln – „vorsorglich“, wie der 62-jährige Manager betont.
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„Geschlossene Läden sind das Schlimmste, was einem Händler passieren kann“, sagt Düttmann. Media Markt und Saturn seien gut auf den Shutdown vorbereitet gewesen. Der Krisenstab habe bereits tagt, nachdem im Januar die ersten Lieferprobleme aus Asien aufgetaucht waren. Mit der eigenen Kreditlinie von knapp einer Milliarde Euro und den 1,7 Milliarden Euro aus dem KfW-Konsortialkredit sei das Unternehmen gut gewappnet – auch für den Fall, dass es zu einer zweiten Infektionswelle kommen sollte.
„Überbordende Nachfrage“ nach dem Shutdown
Ob der Rückschlag kommen wird, wie sich die Kunden verhalten und welche Wucht die befürchtete Rezession haben wird – die Unsicherheiten sind auch für Ceconomy groß. Düttmann will deshalb auf den kleinen Erfolgen aufbauen. „Wir beobachten im Moment eine überbordende Nachfrage“, sagt er. Die Kunden holen nach, was im Shutdown nur eingeschränkt möglich war und kaufen alles, was sie für ihr Homeoffice, die Unterhaltung zwischendurch und den Online-Unterricht ihrer Kinder brauchen.
Ceconomy rechnet damit, dass der Online-Anteil am Gesamtumsatz auf 15 bis 20 Prozent wachsen werde. Das soll Folgen für die Filialen haben. Düttmann will die Verkaufsfläche auf durchschnittlich 1800 bis 1900 Quadratmeter schrumpfen. Momentan sind die Märkte im Schnitt noch bis zu 2700 Quadratmeter groß. Media Markt und Saturn hatten mit der Verkleinerung schon vor der Krise begonnen. Die Verhandlungen mit den Vermietern über Mietkonditionen dürften nun mehr Tempo in die Transformation bringen. Auch Werbung will Düttmann stärker ins Internet verlagern.