Düsseldorf. Corona belastet Media Markt und Saturn nicht nur wirtschaftlich. Wegen einer emotionalen Äußerung entschuldigt sich der Chef bei Mitarbeitern.

Der 26. März war schon lange rot im Kalender von Ceconomy-Chef Bernhard Düttmann angestrichen. An diesem Tag wollte er den großen Befreiungsschlag für die kriselnden Elektronikketten Media Markt und Saturn verkünden. Doch dann kamen Corona, die Schließung nahezu aller Filialen und schließlich rote Zahlen im zweiten Quartal des Geschäftsjahrs. Jetzt verhandelt Düttmann mit der KfW-Bank über einen staatlichen Absicherungskredit in Höhe von zwei Milliarden Euro.

Es sind schwere Wochen für den 61-jährigen Manager, der eigentlich nur übergangsweise die Ceconomy führt. Um die komplizierten Gespräche mit der KfW vorzubereiten, harrte Düttmann selbst mit Fieber und Schüttelfrost in seinem Büro im Düsseldorfer Medienhafen aus. Denn er selbst hatte sich mit dem Coronavirus infiziert. Inzwischen gehe es ihm aber wieder gut, heißt es aus dem Unternehmen.

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In einer Mail von Anfang April informierte Düttmann seine Mitarbeiter, dass er an Covid-19 erkrankt sei und äußerte darin gleich sein „Entsetzen“ über Prozesse innerhalb der Gesundheitsbehörden. „So schlimm wie allgemein behauptet wird, ist es bei weitem nicht“, schrieb der Ceconomy-Chef laut „Lebensmitteilung“ über die Symptome der Erkrankung und appellierte an die Belegschaft: „Glauben Sie nicht den Daten, die gezeigt werden.“

Ceconomy-Chef Düttmann selbst an Corona erkrankt

Düttmanns steile Thesen sorgten unter den Mitarbeitern für Entsetzen und einigen Wirbel. Fünf Tage später schickte der Manager deshalb eine Entschuldigungsnote, die unserer Redaktion vorliegt, hinterher: „Die Mail war geprägt vom persönlichen Ärger gegenüber Verantwortlichen vor Ort, die sich zunächst geweigert hatten, meine Familie trotz aller Symptome zu testen“, schreibt Düttmann. „Meine Mail war sehr emotional formuliert und zeigte deutlich meine Verärgerung. Dieses persönliche Erlebnis und die damit verbundene Enttäuschung hat allerdings in einer offiziellen Mail nichts zu suchen. Ich nehme Ihre Kritik an und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meine Entschuldigung annehmen.“

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Der Betriebsfrieden bei Ceconomy scheint diesbezüglich wiederhergestellt. „Die Krise hat uns fest im Griff, und wir müssen alles tun, um Ceconomy aus der Krise wieder in die Normalität zu führen“, lenkt Düttmann nun den Blick wieder nach vorn. Der Kassensturz, den der Vorstand in der vergangenen Woche machte, zeigt den Ernst der Lage. Nach vorläufigen Zahlen brach das bereinigte operative Konzernergebnis (Ebit) in den Monaten Januar bis März auf minus 131 Millionen Euro ein. Im Vorjahr hatte die Muttergesellschaft von Media Markt und Saturn noch einen Gewinn von 26 Millionen Euro erzielt. Jetzt also rote Zahlen. Beim Umsatz erwartet der Konzern einen Einbruch um rund 6,6 Prozent. Dabei hatte das Jahr mit einem Plus von 3,7 Prozent im Januar und Februar hoffnungsvoll begonnen.

881 der 1025 Filialen in Europa geschlossen

Doch ab Mitte März mussten beide Ketten wegen Corona 881 von 1025 Filialen schließen. Allein in Ungarn, Portugal, Schweden und in den Niederlanden ging der Verkauf zum Teil eingeschränkt weiter. Mit den am Montag in Kraft getretenen Lockerungen im deutschen Handel prüft auch Media Saturn, ob der Verkauf auf begrenzten 800 Quadratmetern wieder angefahren wird. In der Regel sind die Elektronikmärkte größer. Einige Bundesländer dulden allerdings, dass die Händler Ladenflächen abteilen. In NRW, dem Heimatmarkt von Media Markt und Saturn, ist das bislang nicht möglich.

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Rund 20.000 Ceconomy-Mitarbeiter befinden sich seit Beginn des Shutdowns in Kurzarbeit. Führungskräfte haben nach Konzernangaben freiwillig auf Teile ihrer Gehälter verzichtet. Während das stationäre Geschäft so gut wie zum Erliegen kam, boomte der Onlineshop. Media Markt und Saturn verbuchten im März digital ein Umsatzplus von 98 Prozent. Nachgefragt waren insbesondere Geräte für das Homeoffice wie Webcams und Monitore, aber auch Haushaltsprodukte wie Gefriertruhen und Hochdruckreiniger für den Frühjahrsputz.

Verhandlungen über Milliarden-Kredit der KfW

Um Kosten zu sparen, hat Ceconomy Mietzahlungen vorerst ausgesetzt. Die Verhandlungen über einen Milliarden-Kredit von der KfW laufen. „Die aktuelle Situation ist herausfordernd, aber sie wird als Katalysator für die Transformation unseres Geschäftsmodells dienen“, gibt sich Vorstandschef Düttmann zuversichtlich. Wie Media Saturn künftig gegen den Rivalen Amazon zu punkten gedenkt, will der Ceconomy-Chef nun nach der Krise verkünden. Wann das sein wird, ist freilich völlig offen. Zuletzt hatte der Vorstand angekündigt, dass Filialen verkleinert, Beratungs- und Service-Angebote ausgebaut werden sollen.