Essen. Die Gewerkschaft Verdi warnt den Warenhauskonzern, sich „hinter der Pandemie zu verstecken“ und deshalb Filialen zu schließen.

„Wir sind wieder für Sie da“, schreibt Galeria Karstadt Kaufhof am Montag nach Wochen der Schließung hocherfreut an seine Stammkunden. „Entdecken Sie jetzt das vollumfängliche Sortiment und unsere Markenvielfalt in Ihrer Lieblingsfiliale.“ Wie lange es die „Lieblingsfiliale“ noch geben wird, verrät der Essener Warenhauskonzern freilich nicht. Denn am selben Tag bereitet das Unternehmen seine Mitarbeiter in einem anderen Brief auf Personalabbau und Filialschließungen vor.

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Mit zahllosen Klagen hatte sich Karstadt Kaufhof gegen die von der Politik verordnete Zwangsschließung zu wehren versucht. Doch auch nach den bundesweiten Lockerungen kommt der Einzelhandel nicht wieder richtig in Schwung. Die Menschen sind nicht in Konsumlaune. Die im Schutzschirmverfahren eingesetzten Sanierer Frank Kebekus und Arndt Geiwitz befürchten deshalb, dass sich der durch Corona erlittene Umsatzausfall von einer halben gut und gern auf eine Milliarde erhöhen könnte. Dem Niedergang scheinen sie nun mit harten Einschnitten begegnen zu wollen.

„Der Shutdown ist nur eine Ausrede“

Die Strategie will ihnen die Gewerkschaft Verdi allerdings nicht durchgehen lassen: „Man darf sich jetzt nicht wie ein Feigling hinter der Pandemie verstecken. Dem Unternehmen ging es schon vorher schlecht“, gibt Orhan Akman zu bedenken. „Der Shutdown ist nur eine Ausrede, um Personalkosten zu reduzieren.“ Akman weiß, wovon er redet. Der Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel bei Verdi sitzt als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat von Galeria Karstadt Kaufhof und beobachtet das Auf und Ab der Warenhäuser seit Jahren.

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Der Gewerkschafter zeigt sich tief enttäuscht, dass so anerkannten Sanierern wie Kebekus und Geiwitz nichts weiter einfalle, als zur Linderung der Krise Stellen abzubauen. „Es ist einfallslos und von wenig Phantasie geprägt, jetzt wieder die angeblich alten ,Lösungen’ auf den Tisch zu legen“, sagt Akman bitter. „Wenn Personalabbau und Filialschließungen in der Vergangenheit zu Erfolgen geführt hätten, wäre Karstadt Kaufhof heute ein Top-Unternehmen.“

Betriebsrat fürchtet Aus für 60 Filialen

Für Verdi ist es völlig unverständlich, dass das Unternehmen nicht einmal Zahlen nennt, wie viele Filialen und Arbeitsplätze auf der Streichliste stehen. Der Betriebsrat befürchtet, dass bis zu 60 der 174 Warenhäuser vor der Schließung stehen könnten. „Die Herren Geiwitz und Kebekus sind dringend aufgefordert zu liefern und offenzulegen, wie viele und welche Filialen sie schließen wollen. Chaotischer kann man den Job nicht machen“, meint Akman.

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Er wirft den Managern Verantwortungslosigkeit vor. Die 24.000 Mitarbeiter seien durch die Corona-Krise ohnehin schon verunsichert. Kebekus und Geiwitz haben bis Juni Zeit, dem Essener Amtsgericht einen Sanierungsplan vorzulegen.