Essen. Karstadt wird das Schutzschirmverfahren meistern, sagt sein Generalbevollmächtigter Geiwitz. Der Corona-Shutdown dürfe nur nicht zu lange dauern.

Der Warenhausriese Galeria Karstadt Kaufhof wird die Corona-Krise meistern, wenn die Kaufhäuser nicht zu lange geschlossen bleiben müssen – davon geht Wirtschaftsprüfer Arndt Geiwitz aus, der Generalbevollmächtigte des Konzerns im Schutzschirmverfahren. Karstadt hatte vergangene Woche beim Essener Amtsgericht diese mildere Variante eines Insolvenzverfahrens beantragt, um sich in der Corona-Krise vor dem Zugriff der Gläubiger zu schützen.

„Karstadt wird gut durchs Schutzschirmverfahren kommen“

„Dank der Leistungen des Gesellschafters bin ich zuversichtlich, dass Galeria Karstadt Kaufhof gut durch dieses Schutzschirmverfahren kommen wird“, sagte Geiwitz im Gespräch mit unserer Zeitung. Er arbeitet mit dem Insolvenzrechtler Frank Kebekus, dem Gesellschafter und dem Karstadt-Management am Insolvenzplan, den auch das Schutzschirmverfahren vorsieht. „Die Moral in der Truppe ist toll, der Kampfeswille stark und der Gesellschafter die ganze Zeit an Bord“, sagte Geiwitz, Letzteres mit Blick auf den österreichischen Eigner Renè Benko.

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Wie für alle von den Corona-Maßnahmen betroffenen Handelsunternehmen sei es aber auch für Karstadt von entscheidender Bedeutung, wie lange die Läden geschlossen bleiben müssten. „Wir sind in der Lage, den Shutdown noch eine längere Zeit durchzustehen“, sagte Geiwitz. Sollte die Bundesregierung die Restriktionen aber bis in den August hinein aufrecht erhalten, werde es schwierig. Der Generalbevollmächtigte hofft, dass die Einzelhändler bis Ende April wieder öffnen dürfen.

Ende des Shutdowns ersehnt

Darüber wollen Bundesregierung und die Länder nach Ostern entscheiden, bisher zeichnet sich keine einheitliche Linie ab. Während Kanzlerin Angela Merkel und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder eher zurückhaltend sind, was eine schnelle Aufhebung der Restriktionen angeht, ließ NRW-Regierungschef Armin Laschet zuletzt durchblicken, dass eine Fortsetzung des Shutdowns über den 20. April wohl nicht in Frage komme.

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Karstadt verliert seit Schließung seiner Warenhäuser Mitte März nach eigenen Angaben jede Woche gut 80 Millionen Euro Umsatz. Die allermeisten der gut 28.000 Beschäftigten sind in Kurzarbeit. Nachdem Milliardär Benko Karstadt für die Bewältigung der Krise weitere 140 Millionen Euro zugeschossen hat und die Kosten durch Kurzarbeit, Mietzahlungsstopp und Gläubigerschutz drastisch gesenkt wurden, sind die kommenden Wochen bis zum Frühsommer finanziell abgesichert.

„Karstadt hat den Turnaround geschafft“

Der erfahrene Sanierungsexperte Geiwitz hat viele große Verfahren hinter sich, darunter die Schlecker-Pleite. Für Karstadt ist er aber optimistisch, der Warenhausriese sei stabil aufgestellt. Karstadt habe den Turnaround bereits geschafft, und die Übernahme des Kaufhof sei auch aus heutiger Sicht sinnvoll gewesen, die Synergien könnte man jetzt heben, wenn nicht die Corona-Krise dazwischen gekommen wäre.

Der Karstadt-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz ist guter Dinge.  
Der Karstadt-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz ist guter Dinge.   © HO | SGP

Was den Sanierungsplan im Vergleich mit Schutzschirmverfahren in normalen Zeiten erschwere, seien die vielen Ungewissheiten. „Wir müssen die Corona-spezifischen Kosten antizipieren, weil wir noch nicht wissen, wie die Auflagen aussehen, wenn wir wieder öffnen dürfen“, sagte Geiwitz. Dabei wird es etwa um eine Mundschutz-Pflicht und Abstandsregeln gehen sowie darum, wie viele Mitarbeiter gebraucht werden, um das sicherzustellen. Zudem sei schwer vorhersehbar, wie sich das Konsumverhalten nach dem Shutdown entwickle.

Die Lage von Karstadt wirft auch ein Licht auf den staatlichen Rettungsschirm, der kleine wie große Unternehmen durch die Krise bringen soll. Die staatliche KfW-Bank sichert Kredite großzügig ab, trägt bis zu 90 Prozent der Ausfallrisiken. Bisher wurden bereits KfW-Corona-Kredite von mehr als 20 Milliarden Euro beantragt, den Großteil davon machen zwölf Anträge von großen Unternehmen aus, allein der Tourismus-Riese Tui benötigt 1,8 Milliarden Euro.

Kritik an staatlichem Rettungsschirm

Auch Karstadt wollte unter den staatlichen Rettungsschirm schlüpfen – vergebens. Der Generalbevollmächtigte Geiwitz betont, das sei nicht an Karstadt gescheitert, sondern an den nach wie vor geltenden Regularien der Banken. Die hätten für das Tragen des Restrisikos Sicherheiten und Zinsen verlangt, die völlig inakzeptabel und auch unangemessen gewesen seien. Obwohl allein die Corona-Krise für die aktuellen Probleme von Karstadt verantwortlich sei, hätten die Banken den Antrag geprüft wie in normalen Zeiten. „Die Bundesregierung will das Richtige, tut aber das Falsche“, sagte Geiwitz zum Rettungsschirm. Da der Schirm nicht helfe, wenn die Banken nicht bereit seien, ein kleines Restrisiko zu übernehmen, müsse der Staat die Risiken eben zu 100 Prozent übernehmen.