Essen. Thyssenkrupp machen die Pandemie-Folgen zu schaffen. In der Corona-Krise verbucht der Konzern mehr als 1,3 Milliarden Euro als Verlust.
Die Folgen der Corona-Pandemie treffen den Essener Konzern Thyssenkrupp mit voller Wucht. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2019/2020 verbuchte der Essener Industriekonzern einen Verlust von mehr als 1,3 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Dienstagmorgen mitteilte. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte Thyssenkrupp bereits rote Zahlen geschrieben und ein Minus von 93 Millionen Euro gemacht. Im Stahlgeschäft leidet der Revierkonzern unter anderem darunter, dass große Autobauer wie VW wegen der Pandemie zwischenzeitlich ihre Werke geschlossen hatten. Den aktuellen Fehlbetrag begründete Thyssenkrupp zudem mit den Kosten für die laufende Sanierung.
Frisches Geld soll im Sommer durch den Verkauf des Aufzuggeschäfts mit mehr als 50.000 Mitarbeitern in die Kasse des Konzerns kommen. In der Zwischenzeit ist Thyssenkrupp auf einen Kredit der Staatsbank KfW angewiesen. Am 8. Mai hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge eine Kreditlinie über eine Milliarde Euro aus dem KfW-Sonderprogramm abgeschlossen. Neben der KfW seien auch weitere Geldhäuser an dem Bankenkonsortium beteiligt.
Thyssenkrupp: Weitere Verluste in den kommenden Monaten erwartet
„Die Corona-Pandemie stellt uns vor gewaltige Herausforderungen“, sagte Thyssenkrupp-Vorstandschefin Martina Merz. „Noch ist das ganze Ausmaß der Krise für unsere Geschäfte nicht vollständig absehbar. Aber bereits jetzt wird deutlich, dass die wirtschaftlichen Beeinträchtigungen sehr tiefe Spuren hinterlassen werden.“
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Die Aussichten sind trübe. Bereits jetzt sei absehbar, dass bei Thyssenkrupp infolge der vorübergehenden Werksschließungen der Autobauer der Umsatz vor allem im zweiten Halbjahr deutlich zurückgehen werde, teilte das Unternehmen mit. Im dritten Quartal sei ein Verlust „im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich wahrscheinlich“ und ein Verlust „bis zu gut einer Milliarde Euro nicht auszuschließen“.
Vorstandschefin Merz sieht „etliche Fortschritte“
Vorstandschefin Merz betonte allerdings auch, der Konzern habe in den vergangenen Monaten „etliche Fortschritte beim Umbau gemacht“. Das Aufzuggeschäft sei verkauft und eine Umsetzung der „Stahlstrategie“ begonnen worden. Die Sanierung laufe. „Also, da geht einiges voran“, sagte Merz. „Corona bremst zwar die Entwicklung, aber wir drücken weiter aufs Tempo.“
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Aktuell sind mehr als 30.000 Mitarbeiter von Thyssenkrupp weltweit in Kurzarbeit oder in einem vergleichbaren Status. Die Zahl werde in den kommenden Wochen voraussichtlich noch zunehmen, hatte das Unternehmen vor wenigen Tagen berichtet.
Hohe Verluste für Thyssenkrupp insbesondere im Stahlgeschäft
Wie das Unternehmen in der Halbjahresbilanz mitteilte, machten sich insbesondere die schwache Autokonjunktur sowie Preis- und Mengeneinbußen im Stahlgeschäft negativ bemerkbar. Der Auftragseingang von Thyssenkrupp sei um acht Prozent auf 15 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Der Umsatz des Konzerns fiel den Angaben zufolge um vier Prozent auf 15,9 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn (bereinigtes Ebit) rutschte ab und lag bei einem Minus von 443 Millionen Euro – im Vergleich zu einem Gewinn von 55 Millionen Euro im Vergleichszeitraum.
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In allen Einheiten von Thyssenkrupp müsse die Leistungsfähigkeit gestärkt werden, mahnte Merz in dem Schreiben an die Mitarbeiter. Sie sprach davon, dass die „Performance“ des Unternehmens „noch schneller besser werden“ müsse. „Die Fortschritte in den Geschäften sind bisher sehr unterschiedlich. Und – ganz ehrlich – in Summe noch lange nicht ausreichend. Wenn wir da unser Niveau nicht zügig und erheblich verbessern, dann helfen uns alle bisher gemachten Fortschritte nichts.“