Düsseldorf. Wenige Wochen vor dem Verkauf beschert Real der Mutter Metro einen dicken Gewinn. Warum die Kette von der Corona-Krise profitiert.

Anfang Juni soll der Verkauf der SB-Warenhauskette Real an den russischen Investor SCP endgültig über die Bühne gehen. Auf den letzten Metern beschert die ungeliebte Tochter dem Mutterkonzern Metro noch einmal Freude und klingelnde Kassen – ausgerechnet wegen der Corona-Krise.

Von Januar bis März erlebten die 266 Real-Filialen einen Zulauf wie lange nicht. Der Umsatz stieg auf vergleichbarer Fläche um 8,7 Prozent auf 1,71 Milliarden Euro. Im Quartal des Vorjahres wies die Bilanz noch ein Minus von 5,1 Prozent aus. Und nach langer Zeit der roten Zahlen verdient die Metro auch wieder Geld mit Real: Der Gewinn ohne die Berücksichtigung von Zinsen, Steuern, Abschreibungen und sonstigen Finanzierungsaufwendungen lag bei 67 Millionen Euro. Zum Jahresauftakt 2019 hatte die Kette noch sechs Millionen Euro Miese eingefahren.

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„Wir sehen eine außerordentlich positive Entwicklung bei Real“, sagt Metro-Chef Olaf Koch. „Auf den großen Flächen kann man Abstand abhalten.“ Der Ansturm auf die Läden habe sich auch im April und Anfang Mai fortgesetzt. Und Koch liefert gleich die Begründung mit: Während Warenhäuser und Elektromärkte über Wochen ganz schließen mussten und danach nur auf 800 Quadratmetern wieder verkaufen durften, gab es für Real mit seinem breiten Sortiment an Textilien, Küchenbedarf und Elektrogeräten keinerlei Einschränkungen.

Minister Altmaier gibt Real-Verkauf frei

Die Erfolge bei Real werden aber nicht mehr lange der Metro zugute kommen. Nach Kochs Angaben hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Montag den Verkauf der Kette mit ihren 34.000 Mitarbeitern an den russischen Investor SCP freigegeben. Da auch die EU-Kommission längst grünes Licht gegeben hatte, geht der Metro-Chef davon aus, dass Real ab Anfang Juni SCP gehören wird. Die Erwerber wollen nach bisherigen Planungen einen kleinen Teil der Filialen selbst weiterbetreiben, einige Dutzend schließen. 88 Märkte sollen an Kaufland, 53 an Edeka weiterverkauft werden, sollte das Kartellamt die Genehmigung erteilen.

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Mit dem Verkauf von Real will sich die Metro ganz vom Geschäft mit Endkunden verabschieden. Vorstandschef Koch unterstrich am Donnerstag, dass der Einkauf ohne Metro-Karte in den Großmärkten nur „temporär“ möglich sein werde. „Das wird im Laufe des Mai auslaufen“, sagte er. Um die Versorgung während der Corona-Krise sicherzustellen, hatte die NRW-Landesregierung der Metro eine Ausnahmegenehmigung erteilt und diese jetzt noch einmal um eine Woche verlängert. Im Großhandel dürfen normalerweise nur Gewerbetreibende einkaufen. „Wir konnten in der Krise viele Gewerbekunden reaktivieren“, so Koch.

Metro-Geschäft mit Gastronomen eingebrochen

Dafür brach jedoch das Geschäft mit Gastronomen und Hoteliers während des Shutdowns zusammen. Metros Umsatz mit Belieferungen sank im ersten Quartal um 5,3 Prozent, während der Handel mit Lebensmitteln vor allem in Deutschland um 4,8 Prozent kräftig wuchs. Olaf Koch zeigt sich besorgt um die Gastronomie. „Die Branche braucht mehr Gehör. Europaweit gibt es eine erhebliche Bedrohung der Betriebe“, sagte er im Hinblick auf ihre wirtschaftliche Bedeutung mit europaweit 1,8 Millionen Unternehmen und 420 Milliarden Euro Umsatz. Während der Krise habe die Metro ihre Kunden auch in Fragen beraten, wie sie von staatlichen Hilfsprogrammen profitieren können.

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Nach den von der Politik beschlossenen Lockerungen rechnet Koch jetzt wieder mit einem „dynamischen Anstieg“ des Geschäfts mit der Gastronomie. Die Abstandsregelungen in den Restaurants verhinderten allerdings, dass die Betreiber wieder rasch auf ihre gewohnten Umsätze kämen. „Jetzt ist die Stunde der flexiblen Struktur“, sagte der Manager im Hinblick auf die Belieferung der Gastronomen mit Lebensmitteln. Die Metro sei darauf vorbereitet, auch kleinere Mengen zu liefern.

Zuwächse in Deutschland und Russland

Insgesamt steigerte die Metro zwischen Januar und März ihren Umsatz um 1,8 Prozent auf sechs Milliarden Euro. Vor allem in Osteuropa, Russland und Deutschland zog das Geschäft kräftig an. Deutlich schlechter war die Entwicklung im restlichen Westeuropa, wo rund zwei Drittel des Metro-Umsatzes auf die Gastronomie entfallen. Ohne den Real-Gewinn verbuchte der Düsseldorfer Handelskonzern aus fortgeführten Aktivitäten einen Verlust von 116 Millionen Euro. Das Minus fiel damit doppelt so hoch aus wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.