Essen. Metro plant Kurzarbeit, weil Gastro-Umsätze wegbrechen. Eine Öffnung für Endkunden wie in Mecklenburg-Vorpommern ist in NRW aber nicht in Sicht.
Ihre Supermarktkette Real hat die Metro gerade erst verkauft, jetzt blickt der Großhändler neidisch auf das Endkundengeschäft. Mit Restaurants, Hotels und Kantinen haben viele der wichtigsten Kunden der Großmärkte geschlossen, entsprechend hart die Corona-Krise auch die Metro. Weil in diesem Bereich der Umsatz um 75 Prozent weggebrochen ist, bereitet Metro derzeit Kurzarbeit insbesondere im Gastrosegment vor. Helfen könnten Ausnahmegenehmigungen zur Öffnung der Großmärkte auch für Normalverbraucher. Doch die ist in NRW nicht in Sicht.
Ausnahmen in Österreich, Holland und Portugal
Die Metro hat nur eine Großhandelslizenz für Betriebe, welche die Waren entweder selbst verarbeiten (Gastronomie, Catering) oder weiterverkaufen (Kioske) sowie für Unternehmen und Behörden. Einen Zugang für Endkunden während der Corona-Krise müssten die zuständigen Behörden genehmigen, in Deutschland sind das die Länder. Mecklenburg-Vorpommern hat die Öffnung der Metro-Märkte für Endverbraucher bis zum 19. April erlaubt. In Österreich, Portugal und den Niederlanden darf Metro seine Großmärkte bereits landesweit öffnen.
„Wir glauben, dass die Metro gerade in dieser Phase einen zusätzlichen Beitrag zur Grundversorgung der Bevölkerung leisten kann, gerade weil die Menschen in unseren großen Märkten die Abstandsregelungen gut einhalten können“, begründet ein Unternehmenssprecher den Wunsch, vorübergehend auch an Endkunden verkaufen zu dürfen. Er betont, Metro wolle sich auch künftig „vollständig auf die Gastronomie und die unabhängigen Händler“ konzentrieren, man wolle „nur in dieser Krisensituation helfen und unsere Infrastruktur breiter zur Verfügung stellen“.
Freiberufler griffen bei Metro bereits beherzter zu
Aber natürlich geht es auch um zusätzliche Einnahmen. Wie groß das Potenzial wäre, lassen die zu Beginn der Corona-Krise massiv gestiegenen Umsätze mit normalen Unternehmern fern der Gastronomie und Hotellerie erahnen: Um „phasenweise mehr als 50 Prozent“ sei der Verkauf an so genannte SCO-Kunden (Dienstleister, Unternehmen, Behörden) gestiegen, teilte der Metro-Vorstand vergangene Woche mit. Allerdings lässt dieser Trend inzwischen nach. Dass die Metro-Karten vor allem von Freiberuflern und Selbstständigen mitunter genutzt werden, um für den eigenen Privathaushalt und auch für Freunde einzukaufen, ist ein offenes Geheimnis.
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Doch die Hoffnung, nach Mecklenburg-Vorpommern würde ein Bundesland nach dem andern folgen, erfüllt sich bisher nicht. „Wir sind mit einigen Ländern in Kontakt“, heißt es dazu lediglich. Im Heimatland Nordrhein-Westfalen darf sich Metro dagegen wenig Hoffnung auf eine Ausnahmegenehmigung machen. Wie das NRW-Wirtschaftsministerium auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte, sollen „die vorhandenen Regelungen bis auf weiteres für alle gelten“. Demnach sind keine Änderungen für Großhändler geplant. Im Ministerium wird man wohl auch an die Supermärkte und Discounter denken, die alles andere als erfreut wären, wenn ihnen die große Metro nebenan Kunden abgreift.
Metro bereitet Kurzarbeit vor
Die Metro wird demnach nicht um Kurzarbeit herumkommen, zumal selbst eine vollständige Öffnung für Endkunden die Verluste in Gastronomie und Hotellerie nicht wettmachen würde, wie aus dem Umfeld des Unternehmens zu hören ist. Eigenen Hochrechnungen zufolge kostet jeder weitere Monat im aktuellen Corona-Modus mit geschlossenen Restaurants und verwaisten Hotels die Metro eine halbe Milliarde Euro Umsatz, erklärte der Vorstand in einer Mitteilung an Investoren.
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Von Kurzarbeit betroffen sein dürften vor allem das Gastrosegment, die Verwaltung und die Depots für die Zustelldienste. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat laufen noch. Dem Vernehmen nach geht es dabei auch um die Frage der Aufstockung des Kurzarbeitergeldes, das 60 oder 67 Prozent (für Eltern) des Nettoentgelts beträgt. Verdi fordert in allen Handelsbranchen eine Aufstockung durch die Arbeitgeber auf mindestens 90 Prozent. Dies sei für die Unternehmen leistbar, weil sie in dieser Krise von den Sozialbeiträgen für solche Zahlungen befreit werden.