Düsseldorf. Media Markt und Saturn haben bereits 3000 Stellen abgebaut. Die Filialen sollen kleiner werden und weniger Artikel in den Regalen stehen.
Vor einigen Wochen hat die Ceconomy AG ihre schicke neue Konzernzentrale im angesagten Düsseldorfer Medienhafen bezogen. Doch hinter den Kulissen der Muttergesellschaft der kriselnden Elektronikketten Media Markt und Saturn brodelt es. 3000 Stellen sind im abgelaufenen Geschäftsjahr bereits einem Sparprogramm nach Unternehmensangaben zum Opfer gefallen. 2000 davon in Deutschland, allein 600 in Ingolstadt. Von dort aus steuert die Media Markt Saturn Holding das operative Geschäft der international rund 1000 Filialen.
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100 Millionen Euro Personalkosten hat die Firma im Geschäftsjahr 2018/19, das im September zu Ende gegangen war, bereits eingespart. Was sonst noch auf Mitarbeiter und Kunden zukommen wird, will der neue Ceconomy-Chef Bernhard Düttmann aber erst am 26. März 2020 verkünden.
Mit seinem überraschenden Wechsel vom Aufsichtsrat in den Vorstand im November hat Düttmann den bisherigen Zeitplan kurzerhand abgeräumt. Das Zukunftskonzept, das sein Vorgänger Jörn Werner auf den Weg gebracht hatte, reichte Düttmann offenbar nicht aus. Bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag in Düsseldorf gibt der Ceconomy-Chef stattdessen die Devise „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“ aus.
Ceconomy will die Kosten senken
Gleichwohl lässt Düttman an diesem frühlingshaften Tag kurz vor Weihnachten durchblicken, wie er die mit schwachen Umsätzen und Gewinnen kämpfenden Ketten Media Markt und Saturn aus der Krise führen will. Er strebt eine „wettbewerbsfähigere Kostenstruktur“ an und will die Filialen umbauen. Statt großer Flächen von 3000 Quadratmetern strebt Düttmann Durchschnittsgrößen von 1700 bis 1800 Quadratmetern an. Auch die Zahl der Artikel in den Regalen will er reduzieren – von 8000 auf 5000.
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Das weckt Ängste unter den 62.000 Mitarbeitern. Im April 2019 hatte Ceconomy ein Sparprogramm von 204 bis 224 Millionen Euro aufgelegt. Darin enthalten sind 34 Millionen Euro für Abfindungen, die man den reihenweise ausgeschiedenen Top-Managern gezahlt hatte. Nach Angaben von Finanzchefin Karin Sonnenmoser liegt das „Kosten- und Effizienzprogramm voll im Plan“. Erlöst wurden darüber bislang aber nur 190 Millionen Euro.
Zwei Chefs in einem Konzern
Bei all seinen Planungen muss sich der Ceconomy-Vorstand allerdings mit Ferran Reverter verständigen. Der quirlige Chef der Media Markt Saturn Holding spricht kein Deutsch, hat in dem komplizierten Ceconomy-Konstrukt aber ein gewichtiges Wort mitzureden. Nach der Abspaltung vom Handelskonzern Metro im Sommer 2017 hat das Unternehmen qua Satzung sozusagen zwei Chefs. Das erleichtert das Tagesgeschäft nicht gerade, wie Düttmann einräumt, und ist Teil des Komplexitäts-Problem, mit dem alle Beteiligten zu kämpfen haben.
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An der Rivalität mit dem Spanier Reverter, berichten Insider, soll der hoffnungsvolle Einstieg von Jörn Werner, der zuvor ATU und Conrad geleitet hatte, gescheitert sein. Seine Amtszeit dauerte nur wenige Monate. Düttmann will offenbar aus den Fehlern lernen und sich besser mit Reverter absprechen. Am Dienstag lässt er durchblicken, dass er sich vorstellen könne, nicht nur übergangsweise die Ceconomy zu leiten.
Reverter versucht am Dienstag dagegen, den verunsicherten Mitarbeitern die Ängste zu nehmen. „Die Verkleinerung der Filialen geht nicht über Nacht“, sagt der Spanier. Er kündigt eine tiefgehende Analyse aller 1000 Märkte an. „Wir müssen uns auch die Mietverträge ansehen“, so Reverter. Eine Halbierung der Flächen sei schon deshalb nicht rasch machbar. Nach den Vorstellungen des Media-Saturn-Chefs soll es in den Läden künftig vor allem stark nachgefragte Artikel geben, im Online-Shop dagegen das gewohnt breite Sortiment.
Mehr Service in den Filialen
In den Filialen wollen Media Markt und Saturn die bislang vernachlässigten Service-Angebote ausbauen. An den sogenannten Smartbars richten Mitarbeiter für Kunden Notebooks und Smartphones ein, bieten Bildschirm-Schutz und Reparaturarbeiten an. „Während die Kunden einen Kaffee trinken gehen“, wie Ceconomy-Chef Düttmann betont. Seit dem Sommer gibt es in den Elektronikmärkten neue Versicherungsangebote und erweiterte Garantien. „Die Nachfrage nach diesen Dienstleistungen steigt stark“, so Düttmann.
Nach seinen Angaben zahlen sich auch Investitionen in das Online-Angebot aus. „Mit Media Markt und Saturn zusammen verfügen wir schon jetzt über den drittgrößten Webshop in Deutschland“, berichtet Düttmann. Über eine App will das Unternehmen dem Trend Rechnung tragen, dass immer Menschen per Smartphone einkaufen.
Unter dem Strich bleibt 2018/19 in der Einschätzung des Ceconomy-Chefs aber nur ein „Jahr der Stabilisierung“. Der Umsatz stieg leicht um 0,2 Prozent auf 21,46 Milliarden Euro. Operativ, also beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit), konnte das Unternehmen mit 402 Millionen Euro nur wenig mehr als im Vorjahreszeitraum verdienen. Das trifft die Aktionäre, die erneut auf die Ausschüttung einer Dividende verzichten sollen. Das empfehlen Aufsichtsrat und Vorstand der Ceconomy gleichermaßen.
Der Verzicht dürfte vor allem die Hauptanteilseigner, die im Ruhrgebiet sitzen, schmerzen: Das Duisburger Familienunternehmen Haniel hält 22,7 Prozent an Ceconomy und die Essener Stiftung Meridian 14,33 Prozent. Sie vertritt die Interessen der Duisburger Handelsfamilie Schmidt Ruthenbeck. Düttmann macht ihnen aber Hoffnung. Es soll das letzte Mal sein, dass die Dividende ausfällt.