Ruhrgebiet. Viele Läden werden wegen des Coronavirus vorläufig schließen müssen. Sie warten auf Ansagen der Politik. Supermärkte sollen auch sonntags öffnen.
Der Metzger an der Fleischtheke in einem Mülheimer Supermarkt hat seinen Humor noch nicht verloren. „Ich gehe ins Homeoffice“, sagt er am frühen Montagmorgen und muss selbst laut über sich lachen. Um kurz vor sieben Uhr steht schon eine lange Kundenschlange an der Kasse. Beim Discounter in der Nähe gibt es kaum noch Parkplätze. Trotz des Appells der Politik, auf Hamsterkäufe zu verzichten, decken sich die Menschen ein – körbeweise.
Die Verunsicherung in der Bevölkerung wird immer größer. Am frühen Sonntagabend lässt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) durchblicken, dass auch Einkaufscenter möglicherweise schließen müssen. Doch der Erlass des Gesundheitsministeriums, der am Montag Mittag den Kommunen zugestellt wird, ist schwammig. „Auch zu Einrichtungshäusern und Einkaufszentren (…) ist ab dem 16.03.2020 der Zugang zu beschränken und nur unter Auflagen zu erlauben. Der Aufenthalt ist nur zur Deckung des dringenden oder täglichen Bedarfs zu gestatten“, heißt es darin umständlich bürokratisch.
Unmut in den Kommunen
Das Ministerium von Karl-Josef Laumann (CDU) tut sich auf Anfrage schwer, die Anweisung zu präzisieren. Ratlosigkeit auch bei den Kommunen, die den Handelserlass umsetzen müssen – und zwar rasch. In Mülheim etwa bereitet die Stadtverwaltung eilig eine „Allgemeinverfügung“ vor, die per Amtsblatt an Geschäftsinhaber verbreitet werden soll. Der Krisenstab, der sich mit dem Erlass aus Düsseldorf beschäftigt, ist wenig begeistert, dass nun das Ordnungsamt womöglich auch noch kontrollieren muss, ob sich Händler auch wirklich an das Verkaufsverbot halten.
Das Wirrwarr zieht Kreise. Der Handelsverband NRW wartet ebenso sehnsüchtig auf eine klare Ansage aus Düsseldorf wie die Betreiber der zahlreichen Einkaufszentren im Ruhrgebiet. „Stand jetzt haben die Center regulär geöffnet und der Betrieb läuft unter Berücksichtigung sämtlicher zusätzlicher Schutz- und Hygienemaßnahmen weiter“, sagt Julian Kalcher von der Unibail-Rodamco-Westfield Group. Das Unternehmen betreibt das Centro in Oberhausen, den Ruhrpark in Bochum, das Palais Vest in Recklinghausen und die Düsseldorf Arcaden. „Sollten die Behörden neue konkrete Maßnahmen anordnen, werden wir diese umgehend umsetzen und darüber informieren“, so Kalcher. Doch die Anweisungen lassen auf sich warten.
Wie die Einkaufscenter reagieren
„Die wichtigste Aufgabe ist aktuell die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen und zu minimieren“, betont auch Alexander Crüsemann, NRW-Chef des Center-Betreibers ECE, zu dem das Rhein-Ruhr-Zentrum in Mülheim, die Thier-Galerie in Dortmund, der Limbecker Platz in Essen, die Kö-Galerie in Düsseldorf und die City-Galerie Siegen gehören.
Die Shopping-Malls spüren längst die Auswirkungen der Corona-Krise. „Selbstverständlich wird es aufgrund der aktuellen Entwicklungen zu Umsatzeinbußen in den Centern kommen“, räumt Crüsemann ein. Wie groß die Belastung am Ende sein wird, hänge von der Länge des Zeitraums ab, in dem es Einschränkungen gebe. „Die Besucherfrequenzen in den Centern haben sich seit Ausbruch der Corona-Krise zunächst sehr uneinheitlich entwickelt. Rückgänge und Zuwächse bei den Besucherzahlen haben sich an den einzelnen Tagen abgewechselt“, sagt Crüsemann. „Insgesamt sind die Besucherzahlen aber natürlich aufgrund der aktuellen Entwicklung verhaltener als üblich und gehen inzwischen aufgrund der zunehmenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens zurück.“
Zuwächse verzeichnen dagegen die Händler, die Lebensmittel, Hygiene- und Gesundheitsartikel verkaufen. Geht es nach der Empfehlung der Bundesregierung vom Abend, sollen Supermärkte, Discounter, Drogerien, Apotheken und Futtermittel-Anbieter vorerst auch sonntags öffnen dürfen. Rewe und Penny betonen am Montag, dass keine Lieferengpässe zu befürchten seien. Die Gewerkschaft Verdi ruft die Händler dazu auf, ihre Mitarbeiter vor einer möglichen Ansteckung mit Corona ordentlich zu schützen. „Die Beschäftigten im Handel leisten derzeit Großartiges, sie stellen die Versorgung der Bevölkerung sicher“, erklärt Verdi-Chef Frank Werneke.
Keine Einschränkungen soll es auch für Baumärkte geben. Trotz aller Sorgen um Corona beginnt schließlich in dieser Woche der Frühling.