Essen/Duisburg. In der Thyssenkrupp-Stahlsparte sollen 2800 Arbeitsplätze wegfallen. Bislang war von 2000 Jobs die Rede. Stark ist Duisburg betroffen.

Angesichts der schweren Krise des Essener Traditionskonzerns Thyssenkrupp zeichnen sich tiefe Einschnitte bei der Belegschaft ab. So sollen mehr Arbeitsplätze in der Stahlsparte wegfallen als bislang bekannt. Dem Grobblech-Werk in Duisburg-Hüttenheim droht die Schließung.

Wie aus einem Flugblatt der IG Metall hervorgeht, sollen nach Vorstellungen des Vorstands mittlerweile 2800 Stellen im Stahlgeschäft gestrichen werden. Bislang war von 2000 Jobs in diesem Bereich die Rede. Arbeitsplatzabbau in den Stahlwerken trifft vor allem NRW mit großen Thyssenkrupp-Standorten in Duisburg und Bochum.

Die Pläne zum Abbau von 2800 Stellen bis Ende des Jahres 2026 wurden unserer Redaktion in Konzernkreisen bestätigt, davon rund 1000 Jobs in der Verwaltung. Nach Angaben der IG Metall fordert die Konzernführung von der Belegschaft auch den Verzicht auf tarifliche Leistungen wie freie Tage und Geld. Zudem sei eine „harte Regelung zu Versetzungen“ geplant.

„So kann es dort nicht weitergehen“

Eine Entscheidung, ob das Thyssenkrupp-Grobblechwerk in Duisburg-Hüttenheim geschlossen wird, soll spätestens im Juni fallen. „Mit der neuen Option, einen Verkauf oder die Fortführung bis 30. Juni zu prüfen, schaffen wir die nötige Klarheit“, sagte Thyssenkrupp-Personalvorstand Oliver Burkhard unserer Redaktion. Er sagte zu: „Wir werden den Mitarbeitenden in jedem Fall einen Arbeitsplatz an anderer Stelle im Stahl anbieten.“

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Thyssenkrupp-Beschäftigte in Hüttenheim legten am Freitagmorgen aus Protest spontan die Arbeit nieder. „Wir verstehen die Verärgerung in Hüttenheim. Aber wir müssen ehrlich sein. So kann es dort nicht weitergehen“, sagte Burkhard. Im Grobblech-Werk, in dem Stahlbleche unter anderem für die Bauindustrie, den Schiffbau oder Pipelines hergestellt werden, fallen seit einiger Zeit Verluste an.

IG Metall fordert einen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 2030

Die IG Metall fordert einen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis zum Jahr 2030, wie aus dem Flugblatt für die Beschäftigten hervorgeht. Das Management habe bislang lediglich eine Job-Garantie für die nächsten drei Jahre angeboten.

In einem Brief an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) betonte Standort-Betriebsratschef Mehmet Göktas, dass zusätzlich zu den 800 Grobblech-Jobs „mehrere Hundert weitere Arbeitsplätze“ an anderen Thyssenkrupp-Standorten sowie bei den Duisburger Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) vom Werk in Hüttenheim abhängig seien. SPD-Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty forderte Laschet dazu auf, sich für die Mitarbeiter einzusetzen.

Gespräche mit Dillinger Hütte und Salzgitter

Thyssenkrupp strebe für das Grobblech-Werk einen Verkauf oder eine Partnerschaft mit einem anderen Unternehmen an. Wenn dies nicht gelinge, sei auch „eine Schließung nicht auszuschließen“, sagte Finanzchef Johannes Dietsch bei der Vorlage der Quartalsbilanz am Donnerstag. In Konzernkreisen hieß es, es habe bereits Gespräche mit den Grobblech-Produzenten Salzgitter und Dillinger Hütte gegeben. Sollte im Juni eine Entscheidung für eine Schließung des Werks Hüttenheim fallen, sei eine Aufgabe des Betriebs bis zum Jahr 2022 möglich.

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In den ersten drei Monaten unter der Führung der neuen Vorstandschefin Martina Merz hat Thyssenkrupp tiefrote Zahlen geschrieben. Von Oktober bis Dezember vergangenen Jahres verbuchte der angeschlagene Essener Traditionskonzern einen Verlust in Höhe von 372 Millionen Euro, wie aus der Zwischenbilanz hervorgeht. Im Vorjahresquartal hatte Thyssenkrupp noch 60 Millionen Euro Gewinn erzielt.

„Wir stehen im Stahl vor enormen Herausforderungen“, sagte Thyssenkrupp-Personalvorstand Burkhard unserer Redaktion. „Viel muss getan werden, viel wird investiert werden müssen. Wenn wir Spitzenklasse wieder erreichen wollen, müssen alle ihren Beitrag leisten.“