Essen. Eine Entscheidung zur Thyssenkrupp-Aufzugsparte naht. Der finnische Konzern Kone ist weiter im Rennen. Vom Rivalen Schindler kommt Störfeuer.

Die Gespräche mit möglichen Käufern der Thyssenkrupp-Aufzugsparte gehen nach Angaben der IG Metall in die entscheidende Phase. „Die Beschäftigten erwarten bis Ende Februar Klarheit, wohin die Reise geht“, teilte die Gewerkschaft mit. In Konzernkreisen heißt es, für den 27. Februar sei eine Sitzung des Aufsichtsrats geplant. In der Thyssenkrupp-Aufzugsparte sind mehr als 50.000 Menschen beschäftigt, fast jeder dritte Mitarbeiter des Konzerns. Neben Finanzinvestoren ist der finnische Thyssenkrupp-Konkurrent Kone weiterhin im Rennen.

Kone hat nach eigenen Angaben eine Offerte in der Größenordnung von etwa 17 Milliarden Euro für Thyssenkrupp Elevator vorgelegt. Ein Konsortium um den Vermögensverwalter Blackstone bietet Insidern zufolge rund 16 Milliarden Euro. Auch die Essener RAG-Stiftung ist in das Bieterrennen eingestiegen und unterstützt eine Offerte eines Bieterkonsortiums, das von den Finanzinvestoren Advent und Cinven geführt wird. Neben einem Verkauf lotet Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz auch die Chancen für einen Börsengang der Aufzugsparte aus.

Wird Thyssenkrupp Elevator zerschlagen?

Kone hat als sogenannter strategischer Investor große Potenziale für Einsparungen, etwa in der Verwaltung und im Vertrieb. Als denkbares Szenario gilt auch eine Herauslösung des Europageschäfts durch den Finanzinvestor CVC, der gemeinsam mit Kone ins Rennen um die Thyssenkrupp-Sparte gegangen ist. Zum Team von CVC gehören der in der Finanzszene bekannte frühere Deutschlandchef der Investmentbank Goldman Sachs, Alexander Dibelius, und der frühere Evonik-Finanzvorstand Wolfgang Colberg, der aktuell unter anderem einen Sitz im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp hat.

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Mit Blick auf eine mögliche Abspaltung des Europageschäftes, die von Kone geplant sein soll, um Kartellvorbehalte umgehen zu können, sagt der NRW-Chef der IG Metall, Knut Giesler: „Je strategischer ein möglicher Erwerber ist, desto höher muss die Absicherung der Beschäftigten sein.“ Giesler, zugleich Vize-Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp Elevator, betont: „Ein Zerschlagen oder Filetieren kommt für uns nicht in Frage. Das ist kein überlebensfähiges Szenario.“ Gerade die globale Aufstellung von Thyssenkrupp Elevator sei „ein wichtiger Teil des Erfolgs“ des Unternehmens. Gieslers Wort hat Gewicht, denn gegen den Willen der IG Metall dürfte es keinen Deal geben.

IG Metall fordert „hohe Transaktionssicherheit für den Restkonzern“

Nach Angaben der Gewerkschaft haben die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp Elevator einen Tarifvertrag und Vereinbarungen erarbeitet, die Grundlage für einen möglichen Verkauf sein sollen. Dazu gehörten eine Beschäftigungs- und Standortsicherung für die deutschen Belegschaften über mehrere Jahre.

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Im Fall einer Übernahme durch Kone wird eine harte kartellrechtliche Prüfung erwartet. Da Thyssenkrupp schnell Kapital zur Stabilisierung der Bilanz benötigt, soll Kone angeboten haben, unmittelbar nach einer Einigung drei Milliarden Euro an den angeschlagenen Essener Stahl- und Industriegüterkonzern zu überweisen. „Was Thyssenkrupp jetzt braucht, ist eine hohe Transaktionssicherheit für den Restkonzern und keine Hängepartie für die nächsten ein bis zwei Jahre“, betont Giesler.

Kone-Konkurrent Schindler kündigt Klagen an

Auch Konkurrenten von Kone und Thyssenkrupp machen Druck. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters hat der am Bieterrennen nicht beteiligte Schweizer Schindler-Konzern angekündigt, Kone im Fall eines Zuschlags mit Kartellklagen zu überziehen. „Wir gehen davon aus, dass weitere Wettbewerber Klagen einreichen würden, weil ein Zusammenschluss von Kone mit Thyssenkrupp Elevator zu groß wäre“, so Verwaltungsratsmitglied Alfred Schindler. „Da können wir kein Auge zudrücken.“

Investoren hoffen auf einen hohen Preis für die Aufzugsparte. Auf Basis einer ersten Sichtung der Angebote potenzieller Käufer gehe sie davon aus, dass Investoren den Unternehmenswert „von über 15 Milliarden Euro bestätigen“, sagte Vorstandschefin Merz während der Hauptversammlung in Bochum. Spekulationen zu möglichen Kaufpreisen sind allerdings viel höher gewesen. Nach den Äußerungen der Konzernchefin fiel die Thyssenkrupp-Aktie zunächst deutlich.