Düsseldorf. Der Verkauf der Kette Real steht kurz bevor. Der Erwerber will offenbar weniger Filialen schließen als geplant. Weniger Einnahmen für die Metro.
Die SB-Warenhauskette Real steht kurz vor dem Verkauf. Die Konzernmutter Metro und das deutsch-russische Konsortium um die Investorengruppe SCP und den Gewerbeimmobilien-Investor X+Bricks haben sich in der Nacht grundsätzlich geeinigt, den Kaufvertrag aber noch nicht unterschrieben. Die gute Nachricht: X+Bricks und SCP wollen nach Informationen unserer Redaktion weniger Real-Märkte schließen. Die schlechte: Metro wird an dem Verkauf der Kette weniger verdienen.
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Metro teilte am frühen Morgen mit, dass sie mit der deutschen X+Bricks und dem in London sitzenden Finanzinvestor SCP mit russischen Wurzeln eine „kommerzielle Einigung“ erzielt habe. Einzelheiten will der Düsseldorfer Handelskonzern dem Vernehmen nach am Donnerstag mitteilen. An diesem Tag tritt auch der Aufsichtsrat zusammen, der den Verkauf von Real absegnen muss. Am Freitag dann will Metro-Chef Olaf Koch bei der Hauptversammlung vor seine Aktionäre treten, um Vollzug melden zu können. Der Real-Verkauf hatte sich zuletzt hingezogen und intern für Unruhe gesorgt.
Metro verdient weniger am Real-Verkauf
Koch wird seinen Anteilseignern allerdings auch erklären müssen, dass die lange ersehnte Trennung vom Supermarktgeschäft weniger Geld in die eigene Konzernkasse spülen wird. In der Mitteilung der Metro ist von 300 Millionen Euro die Rede – bei einem Unternehmenswert von einer Milliarde Euro. Bislang war der Konzern von einem Mittelzufluss in Höhe einer halben Milliarde Euro ausgegangen. Insider vermuten, dass Metro mit dem Preis heruntergehen musste, weil das Geschäft von Real zuletzt in die roten Zahlen gerutscht war. Vorsorglich kündigte die Metro an, dass man trotzdem „weiterhin“ mit Nettoeinnahmen in Höhe von 1,5 Milliarden rechne – aus dem Verkauf der Mehrheit am China-Geschäft und eben Real.
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Koch hatte während des zähen Verkaufsprozesses immer wieder betont, dass er sozialverträgliche Lösungen anstrebe. Mit dem Betriebsrat hat er eine Freiwillige Gesamtbetriebsvereinbarung ausgehandelt. Sie sieht Mindestabfindungen im Falle von betriebsbedingten Kündigungen vor. Deshalb dürfte es im Sinne Kochs sein, dass das Erwerber-Konsortium aus X+Bricks und SCP weniger Real-Märkte als die bislang geplanten 40 schließen will. Nun sollen „weniger als 30 Filialen“ vor dem Aus stehen sollen. So ist es in einem Brief nachzulesen, den Koch am Dienstag an alle Real-Mitarbeiter richtete. Einige dieser aktuell besonders verlustträchtigen Standorte sollen aber offenbar verkleinert oder umgestaltet werden. Auch die Düsseldorfer Real-Verwaltung steht vor Einschnitten.
„Mindestens“ 50 Real-Märkte wollen X+Bricks und SCP nach Angaben des Metro-Chefs „für mindestens 24 Monate“ selbst betreiben. Dafür wollen die Investoren eine neue Gesellschaft gründen. Metro teilte mit, dass sie weiterhin vorübergehend Dienstleistungen etwa in den Bereichen Logistik, Personalverwaltung und Immobilien-Management anbieten werde, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Die Mitarbeiter sollen zu den jeweils geltenden Tarifbedingungen übernommen werden.
Weiterverkauf an Kaufland und Edeka
Der Großteil der jetzt noch 277 Real-Filialen soll allerdings an Wettbewerber weitergereicht werden. Kaufland hat Interesse an rund 100 Standorten, Edeka an 87. Auch Tegut und Globus wollen Real-Märkte erwerben. Jeden Einzelfall muss allerdings das Bundeskartellamt prüfen und wird dafür Zeit brauchen. Der Verkauf von Metro an SCP und X+Bricks ist bereits bei der EU-Kommission angemeldet.
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Grünes Licht aus Brüssel würde der Metro reichen, sie wäre ihr Sorgenkind Real dann mit allen verbleibenden Kartell-Risiken auf einen Schlag los. Koch rechnet damit, dass die SCP-Gruppe Mitte des Jahres neuer Eigentümer von Real sein werden. Hinter ihr steht die einflussreiche russische Oligarchen-Familie Evtushenkov, die neben zahlreichen anderen Beteiligungen auch die Mehrheit am russischen Telekommunikationsriesen Sistema hält.
Der Real-Betriebsratsvorsitzende Werner Klockhaus hatte unlängst davor gewarnt, dass durch den Verkauf bis zu 10.000 Stellen bei Real wegfallen könnten. Metro-Chef Koch hatte die hohe Zahl zurückgewiesen. Ob sich die verunsicherten Beschäftigten nun mehr Hoffnung machen können, weil weniger Filialen geschlossen werden sollen, blieb zunächst unklar. Metro teilte mit, dass noch nicht alle Einzelheiten ausgehandelt seien.