Essen/Gelsenkirchen. Uniper will das große Kohlekraftwerk in Gelsenkirchen-Scholven in zwei Jahren stilllegen. Auch für weitere Standorte gibt es genaue Zeitpläne.
Der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper will sein großes Steinkohlekraftwerk in Gelsenkirchen-Scholven in zwei Jahren stilllegen. Das Unternehmen plant eigenen Angaben zufolge, die bestehenden drei Steinkohle-Kraftwerksblöcke in Gelsenkirchen-Scholven und das Kraftwerk in der niedersächsischen Küstenstadt Wilhelmshaven mit einer Gesamtleistung von rund 1500 Megawatt bis Ende 2022 stillzulegen.
Bis spätestens Ende 2025 will Uniper weitere 1400 Megawatt an den Standorten im hessischen Staudinger und im nordrhein-westfälischen Heyden stilllegen. Das letzte Kohlekraftwerk von Uniper in Deutschland soll danach das umstrittene Kohlekraftwerk Datteln 4 sein.
Uniper-Chef Schierenbeck betont Planungssicherheit
„Durch unser Vorgehen gewinnen wir Planungssicherheit für unsere Kolleginnen und Kollegen an den Standorten“, sagte Uniper-Chef Andreas Schierenbeck. Ziel des Unternehmens sei, einen Beitrag „zu einem zügigen und nachhaltigen Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland zu leisten“.
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Die Gewerkschaft Verdi erklärte, vom Kohleausstiegsplan seien bei Uniper mindestens 2000 Arbeitnehmer direkt und indirekt betroffen. Dabei handele es sich um Beschäftigte von Uniper sowie Mitarbeiter von Zuliefer- und Dienstleistungsbetrieben, sagte Verdi-Konzernbetreuer Immo Schlepper im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Gewerkschaft forderte, die Stilllegungen dürften nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen. Nach Angaben von Verdi gibt es am Ruhrgebietsstandort in Gelsenkirchen-Scholven rund 240 Uniper-Mitarbeiter.
Auf Kohlekraftwerk in Gelsenkirchen-Scholven soll Gas folgen
Um die Zukunft des Kraftwerksareals langfristig zu sichern, baut Uniper in Gelsenkirchen eine Kraft-Wärme-Anlage mit zwei Gasturbinen und einem Dampfkessel. Damit sollen insbesondere die benachbarten industriellen Kunden versorgt werden, darunter der Aral-Mutterkonzern BP und das Chemieunternehmen Ineos.
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Uniper betonte, die geplanten Abschaltungen erfolgten freiwillig. Eine Teilnahme an den Ausschreibungen zur Steinkohlestilllegung werde Uniper „zu gegebener Zeit prüfen“, teilte das Unternehmen mit. Das Kohleausstiegsgesetz sieht vor, dass sich Betreiber von Steinkohlekraftwerken bis zum Jahr 2026 für Stilllegungen gegen Kompensationszahlungen bewerben können.
Gewerkschaft Verdi fordert Nachbesserungen
Uniper-Vorstandsmitglied David Bryson erklärte, das Unternehmen wolle nun mit den betroffenen Kollegen, ihren Betriebsräten und den lokalen Behörden „den besten Weg für die betroffenen Standorte“ sowie eine „Beschäftigungssicherung“ erarbeiten. Verdi-Konzernbetreuer Schlepper sagte, die Gewerkschaft sehe mit Blick auf das Kohleausstiegsgesetz noch erheblichen Nachbesserungsbedarf im parlamentarischen Verfahren. Dabei müsse es insbesondere um die „nicht vollständig geregelte soziale Absicherung der Beschäftigten“ gehen.
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Auch den Plan, dass es ab dem Jahr 2027 keine Entschädigungen für die Stilllegungen von Steinkohlekraftwerken geben soll, sieht Verdi kritisch. Dass die Entscheidung des Uniper-Vorstands freiwillig und trotz noch möglicher Änderungen im Gesetz jetzt getroffen werde, verstärke den zeitlichen Handlungsdruck extrem, sagte Immo Schlepper.