Essen. Jeder kann Tausende kg Kohlendioxid im Jahr sparen, auch vom Sofa aus, sagen Experten. Was am meisten hilft und am bequemsten geht – die Top Ten.

Die große Koalition will am Freitag ihren großen Wurf zum Klimaschutz vorlegen. 300 Millionen Tonnen des Treibhausgases CO2 müsste Deutschland bis 2030 weniger ausstoßen. Was jeder einzelne tun kann, um seinen ganz persönlichen Klima-Fußabdruck zu verkleinern, steht freilich fest.

Die zehn größten Einsparmöglichkeiten für Bürger hat die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online zusammengestellt. Wer sie befolgt, kann demnach jedes Jahr Tausende Kilogramm an CO2 einsparen. Aktuell stößt jeder Bundesbürger im Durchschnitt rund 9000 kg Kohlendioxid pro Jahr aus – fast doppelt so viel wie der globale Pro-Kopf-Durchschnitt.

CO2 sparen mit diesen zehn Tricks

„Wir brauchen nicht nur ambitionierte Ziele für den Klimaschutz in Deutschland. Wir müssen klar benennen, was wirksam ist und was nicht. Nur dann können wir alle gemeinsam für viel weniger CO2 sorgen“, sagt co2online-Geschäftsführerin Tanja Loitz. Viele Schritte zu mehr Klimaschutz kostete den Einzelnen weder besonders viel Zeit noch Geld. Die zehn wirksamsten Maßnahmen für Privatleute und wie viele kg CO2 sie jeweils pro Jahr sparen würden:

  • 1. Fliegen vermeiden (Übersee): 3.560 kg CO2
  • 2. mit Biogas heizen: 1.500 kg
  • 3. Photovoltaik aufs Dach: 1.200 kg
  • 4. vegan ernähren: 1.010 kg
  • 5. Ökostrom nutzen: 590 kg
  • 6. per Fahrrad statt Auto zur Arbeit: 470 kg
  • 7. Heizungsrohre dämmen: 350 kg
  • 8. Elektroauto statt Benziner fahren: 320 kg
  • 9. Fassade dämmen: 290 kg
  • 10. Heizung erneuern: 240 kg

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Die Einsparsummen daheim sind in dieser Rechnung für einen durchschnittlicher Haushalt in einem Einfamilienhaus mit 110 Quadratmetern und drei Personen berechnet worden. Die Klimaexperten haben auch für Mieter (70 Quadratmeter Wohnung im Mehrfamilienhaus, zwei Personen) ein paar Tipps, mit denen leicht viel Treibhausgas vermieden werden kann:

  • Sparduschkopf nutzen: 210 kg
  • richtig lüften (Stoßlüften statt Fenster kippen): 170 kg
  • per Bahn oder Bus statt mit dem Auto verreisen: 140 kg
  • programmierbare Thermostate verwenden: 130 kg

Fliegen ist besonders schlimm fürs Klima

Den größten Effekt hat der Verzicht aufs Fliegen: Wer etwa eine Woche Mallorca bucht, belastet die Atmosphäre ab Düsseldorf auf Hin- und Rückflug mit 680 kg CO2. Dabei sind es nur 260 kg an direkten CO2-Emissionen durch das Verbrennen des Kerosins.

Hinzu kommen aber noch viele weitere negative Auswirkungen, etwa Ozonbildung sowie durch die Bildung der Kondensstreifen und hoher Schleierwolken. Das Reiseziel Athen schlägt mit 1000 kg CO2 pro Kopf zu Buche, ein Flug nach New York mit 3740 kg. So rechnet es zumindest die Organisation atmosfair vor, die anbietet, Kompensationszahlungen für einen Flug zu leisten, die dann in Klimaprojekte investiert werden. Für einen Mallorca-Flug etwa kann man sich für 16 Euro ein reineres Gewissen kaufen.

Die Kondensstreifen am Himmel sind laut Experten klimaschädlicher als der Treibstoffausstoß selbst. Die Partikel lassen in der Höhe Eiskristalle entstehen, die sich stundenlang halten und die Wärmeabgabe der Erde ins All verringern.
Die Kondensstreifen am Himmel sind laut Experten klimaschädlicher als der Treibstoffausstoß selbst. Die Partikel lassen in der Höhe Eiskristalle entstehen, die sich stundenlang halten und die Wärmeabgabe der Erde ins All verringern. © Getty Images | Leon Neal

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hält langfristig allein den negativen Effekt der Kondensstreifen und der daraus entstehenden Zirruswolken für klimaschädlicher als den Treibstoffausstoß der Flugzeuge. Die Partikel in den Streifen und Wolken beeinflussen den Wärmehaushalt der Erde negativ. Bei der derzeit erwarteten Vervierfachung des globalen Flugverkehrs bis 2050 wäre der Klimaeffekt entsprechend verheerend, warnen die DLR-Forscherinnen Lisa Bock und Ulrike Burkhard.

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Die Rußpartikel der Triebwerke lassen in Höhen von acht bis zwölf Kilometern Wasser gefrieren, die entstehenden Streifen halten sich stundenlang am Himmel. Zwar blocken sie einerseits die Sonnenstrahlen und wirken damit kühlend auf die Erde. Doch umgekehrt verhindern sie auch die Wärmeabstrahlung der Erdoberfläche. Dieser Effekt sei größer als die Kühlung, heißt es in ihrer Studie. Sie schätzen, der Treibhauseffekt durch Kondensstreifen werde sich bis 2050 verdreifachen.

Wechsel zu Ökostrom und Biogas hilft

Den zweitgrößten Klima-Hebel haben die Bürger laut co2online mit dem Wechsel zu Ökostrom und klimaneutralem Biogas in der Hand – damit ließen sich insgesamt mehr als 2000 kg CO2 vermeiden und damit fast ein Fünftel des gesamten Pro-Kopf-Verbrauchs. Ein Anbieterwechsel dauere nur wenige Minuten – „Klimaschutz vom Sofa aus“ nennt das die Beratungsgesellschaft, die von der EU-Komission und dem Bundesumweltministerium unterstützt wird.

Veganes Essen spart Treibhausgase, die bei der Aufzucht von Tieren entstehen – ob für die Mast oder die Milcherzeugung.
Veganes Essen spart Treibhausgase, die bei der Aufzucht von Tieren entstehen – ob für die Mast oder die Milcherzeugung. © dpa | Monika Skolimowska

Häufig unterschätzt werde auch der Einfluss der Ernährung auf das Klima, meinen die Experten. Dafür müsse man auch nicht zwangsläufig ganz auf Fleisch verzichten – allein die Reduzierung des Konsums tierischer Produkte könne im Schnitt die Entstehung von 470 kg CO2 vermeiden, heißt es. Wer sich vegetarisch ernähre, spare 790 kg, wer nur vegane Speisen verzehre, sogar 1.010 kg.