Essen. Autobahnen, Brücken, brennende Halden: Die Heitkamp Unternehmensgruppe ist stark in NRW aktiv. Nun will sie erstmals „Kompakt-Asphalt“ einsetzen.
Das Logo der Herner Heitkamp Unternehmensgruppe ist an vielen Stellen in NRW zu finden. Projekte laufen zum Beispiel auf der Bochumer Opel-Fläche und in der Essener Karstadt-Zentrale. Das größte Einzelprojekt ist aktuell der Ausbau der A1 in Leverkusen im Zuge des Baus der neuen Rheinbrücke. Hier ist Heitkamp mit einem 59 Millionen Euro schweren Auftrag beim achtspurigen Ausbau der Autobahn beteiligt. „Wir liegen voll im Zeitplan und wollen pünktlich Ende 2020 fertig sein“, sagt Firmenchef Jörg Kranz. Eine Besonderheit ist, dass Heitkamp die Autobahn durch eine Deponie baut. Entsprechend aufwändig sind die Arbeitsschutz- und Sicherheitsvorkehrungen.
„Unser Geschäft entwickelt sich gut“, berichtet Kranz. „Der Bedarf an vernünftiger Infrastruktur ist immens.“ Heitkamp ist auf Vorhaben rund um Autobahnen, Brücken, Flughäfen und Industrieflächen spezialisiert. Der langjährige Heitkamp-Manager Kranz hat das Unternehmen im Jahr 2012 gemeinsam mit der Dortmunder Familie Stricker übernommen, als sich die Herner Traditionsfirma in einer schwierigen Situation befand. Seit dem Neustart vor sieben Jahren habe sich die Zahl der Mitarbeiter von 270 auf jetzt rund 400 erhöht, berichtet der 59-jährige Firmenchef, der mittlerweile als Mehrheitseigentümer die Geschäfte führt.
Heitkamp-Zentrale im ehemaligen Ärztehaus der RAG
Derzeit ist Heitkamp im ehemaligen Ärztehaus der RAG auf dem Gelände der Zeche Pluto in Wanne-Eickel untergebracht. Im nächsten Jahr will Heitkamp direkt gegenüber eine neue Firmenzentrale für knapp 200 Büro-Arbeitsplätze bauen, kündigt Kranz an. Die Planungen seien weit fortgeschritten.
Besorgte Nachfragen aus der Branche habe er aufgrund der Abwicklung des Dortmunder Betriebs Heitkamp Bauservice mit rund 40 Mitarbeitern erhalten, berichtet Kranz. „Da geht es um ein ganz anderes Unternehmen mit anderen Eigentümern“, betont er. Die Dortmunder und die Herner Firma haben lediglich die selben Wurzeln – sie sind aus dem 1892 gegründeten Wanne-Eickeler Traditionsunternehmen Heitkamp hervorgegangen.
„Unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt“, sagt Kranz. In diesem Jahr strebt die Unternehmensgruppe eine im Vergleich zum Vorjahr leicht verringerte Bauleistung von mehr als 100 Millionen Euro an.
Arbeiten auf dem Opel-Gelände in Bochum laufen
Bei der Sanierung der Karstadt-Zentrale gehe es unter anderem um den Rückbau und die Entsorgung von Asbest, berichtet der Heitkamp-Chef. Auf dem ehemaligen Bochumer Opel-Gelände ist Heitkamp daran beteiligt, die Fläche baureif zu machen „Die Arbeiten laufen noch“, sagt Kranz. Für die Post-Tochter DHL habe das Herner Unternehmen bereits mehr als 200.000 Quadratmeter hergerichtet.
Hinterlassenschaften des Bergbaus beschäftigen Heitkamp ebenfalls. „Wir sanieren auch brennende Halden“, sagt Kranz mit Blick auf Ansammlungen von Kohle, die sich unter bestimmten Bedingungen selbst entzündet. „Wir waren in der Vergangenheit in Bottrop aktiv, aktuell kümmern wir uns um zwei brennende Halden im Saarland.“
Tests mit Kompakt-Asphalt bei der Sanierung der A57
Die Liste der Referenzen von Heitkamp ist lang und reicht vom Dortmunder Phoenix-See über die A40-Erneuerung bis zur Sanierung der Landebahn des Flughafens Köln-Bonn. Bei der Sanierung der A57 in Höhe Alpen/Sonsbeck am Niederrhein testet Heitkamp erstmals einen Kompakt-Asphalt. „Ziel sind schnellere Arbeiten und eine längere Haltbarkeit“, sagt Kranz. „Die Besonderheit ist, dass zwei Asphaltschichten in einem Arbeitsgang und nicht – wie sonst üblich nacheinander – aufgetragen werden.“
Eine wichtige Rolle spielt der Staat als Auftraggeber. „90 Prozent der Aufträge im Erd- und Straßenbau kommen von Bund und Land“, erläutert Kranz. Die Projekte seien in aller Regel europaweit ausgeschrieben. „Der Anbieter mit dem niedrigsten Preis setzt sich durch. Aus meiner Sicht wäre es sinnvoller, wenn bei der Auftragsvergabe Kriterien wie Qualität und Zuverlässigkeit eine stärkere Rolle spielen.“
Der Erneuerungsbedarf bei Brücken, Straßen und Schleusen sei weiterhin hoch, sagt der Heitkamp-Chef. „Es ist schon viel passiert in Deutschland und NRW, aber die Anstrengungen müssen unvermindert weitergehen.“ Die Konjunktur trübe sich ein und negative Folgen für die Steuereinnahmen seien absehbar. „Es wäre aber fatal, wenn der Staat nun bei den Ausgaben für die Infrastruktur sparen würde.“