Essen. . Immer mehr Lehrstellen bleiben unbesetzt, die Zahl der Metzgereien geht auch im Ruhrgebiet zurück. Laut Fleischerinnung gibt es nur eine Rettung.

Die bevorstehende Schließung einer familiengeführten Essener Metzgerei nach 86 Jahren hat viele traurige Reaktionen ausgelöst: Dabei ist das Aus nur ein weiterer Beleg für das grassierende Aussterben kleinerer Metzgerei-Betriebe – das sich auch in der Vielzahl unbesetzter Lehrstellen widerspiegelt.

Konkurrenz durch Supermärkte ist nicht der einzige Grund

Das bestätigt auch Josef Grüneböhmer, Geschäftsführer der Fleischerinnung Rhein-Ruhr, der mittlerweile nur noch 46 Betriebe aus Essen, Mülheim, Oberhausen und dem Kreis Wesel angehören: Anfang der 1990er-Jahre waren noch 150 Metzgereien in der Innung organisiert. Die Gründe für das Metzgerei-Sterben sind dabei vielfältig und nicht allein der wachsenden Konkurrenz durch Supermärkte und Discounter zuzuschreiben.

„Immer weniger Nachkommen sind bereit, den Familienbetrieb zu übernehmen. War es früher selbstverständlich, die Metzgerei der Eltern zu übernehmen, so wählen viele junge Leute heute oft einen anderen Berufsweg wie ein Studium“, hat Grüneböhmer beobachtet. Er ist selbst Schulleiter der Bildungsstätte im Frischezentrum Essen, bildet sein 36 Jahren Metzger und Fachverkäufer aus: „Die Schülerzahlen sind stark rückläufig. Hatten wir früher 500 Schüler allein aus Essen, sind es mittlerweile noch 130 aus dem gesamten Einzugsgebiet, auch aus dem Sauerland und vom Niederrhein.“

Ausbau von Catering und Mittagstisch-Angeboten als weiteres Standbein

Die Zukunft des Handwerks liegt aus Sicht Grünböhmers nicht allein in dem Verkauf von Wurst-und Fleischwaren: „Immer mehr Metzgereien haben sich in den vergangenen Jahren mit Catering und Angeboten wie dem Mittagstisch ein zweites Standbein aufgebaut.“ Dieses gelte es weiter auszubauen – und den Servicegedanken stärker als bislang zu verinnerlichen, sagt Grüneböhmer: „Der gesamte Außer-Haus-Bereich wird an Bedeutung gewinnen, weil die Kunden ihn stärker nachfragen.“ Nicht zuletzt könnten die Betriebe durch ihre hohe Qualität und Transparenz punkten: „Unsere Innungsbetriebe können allesamt Auskunft über die Herkunft der Produkte geben“, sagt Großeböhmer. Das sei in Zeiten, in denen der Tierschutz an Bedeutung gewinne, ein wichtiges Kriterium.