Essen. . Gastronomie kombiniert mit einer exklusiven Markthalle ist ein beliebtes Konzept. Trotzdem ist das Bistro am Essener Großmarkt recht unbekannt.
Das Essener Frischezentrum wirkt zunächst nicht wie ein Ort, an dem der Kunde überdurchschnittliche Kochkunst oder Aufenthaltsqualität vermutet. Nüchterne Hallen mit riesigen Parkplätzen zeigen, dass hier eher Einkäufer mit Großbedarf zu verkehren scheinen, weniger Feinschmecker. Ein typischer unspektakulärer Großmarkt eben. Mitten in dem Gebiet steht dann aber eine Halle, die sich schon optisch durch ihre bauliche Transparenz heraushebt. Hier gibt es nicht nur Lebensmittel gehobener Qualität in haushaltsüblichen Mengen zu kaufen, hier befindet sich auch ein Bistro, das einen Besuch wert ist.
Für den ganz kleinen Geldbeutel ist das Bistro eher nicht geeignet
Unter Essenern, die Wert auf gute Lebensmittel legen, ist sowohl der Einkaufsbereich wie auch die seit anderthalb Jahren bestehende Gastronomie noch so etwas wie ein Geheimtipp. Dabei liegt es ja nahe, Lebensmittel zu verarbeiten, die gleich nebenan frisch angeliefert werden, ein Konzept, das weltweit gut funktioniert. Allerdings muss gleich gewarnt werden: Für den ganz kleinen Geldbeutel sind Markt wie auch Bistro eher nicht geeignet.
Klassiker sind die Bouillabaisse in kleiner (16 Euro) und großer Ausführung (21 Euro), wobei diese typische Fischsuppe nach französischer Art mit Fischeinlagen nicht spart, durchaus also als komplette Mahlzeit durchgeht. Der Fisch-Grillteller ist ein anderer Dauer-Klassiker im Bistro, kommt mit Gemüse zu Tisch und kostet 27 Euro. Auch in der wöchentlich wechselnden Karte finden sich Gerichte, die es nicht an jeder Ecke gibt, etwa Kaninchenrücken (24 Euro) oder Lammhüfte (21 Euro).
Die Karte ist klein und kompakt, was in der Regel ein gutes Zeichen ist: Hier wird nicht aufgewärmt, sondern gekocht, wobei der Gast den Köchen teilweise zuschauen kann. Die offenen korrespondierenden Weine gibt’s dann zu Tarifen eher unter dem üblichen Restaurant-Niveau.
Am Tresen kann man unkompliziert miteinander ins Gespräch kommen
Das Bistro erfreut mit klarer, aber nicht unterkühlter Innenarchitektur. Einige Gäste sitzen an richtigen Tischen, andere an Barhockern, manche auch am Tresen, wo man unkompliziert miteinander ins Gespräch kommen kann. Für 48 Gäste ist maximal Platz, der Service ist schnell und unkompliziert, wie es sich für ein Bistro gehört. Der Genuss-Gemeinde kommt es auf ein paar Euro mehr oder weniger nicht so an, wie die vollen Einkaufswagen vor dem Bistro-Bereich belegen. Einkaufen und essen wird hier gerne kombiniert, was die eigentliche Stärke dieses Konzeptes ist.
In der Summe tagsüber eine echte Alternative zu Rüttenscheid und Co. Allerdings muss sich der geneigte Gast bequemen, den Essener Norden anzusteuern. Nur Mut, es lohnt sich.
- Frischeparadies Essen, Lützowstraße 24, Öffnungszeiten Markt: Mo-Fr 8-19 Uhr, Sa 8-16 Uhr; Öffnungszeiten Bistro: Mo-Mi 11-15.30 Uhr, Do, Fr 11-18 Uhr, Sa 11-15.30 Uhr. Tel. 0201-8313 437, www.frischeparadies.de