Essen. . Neues Logo, viele Pläne – so spricht der Chef des Evonik-Aktionärs RAG-Stiftung, Bernd Tönjes, über Thyssenkrupp und Warenhaus-Investor Benko.

Auf die Kohle folgt Kupfer – zumindest als Farbe im neuen Logo der Essener RAG-Stiftung. „Zeitenwenden“ steht auf dem Jahresbericht, den Stiftungschef Bernd Tönjes präsentiert. Das veränderte Erscheinungsbild ist auch Ausdruck eines Neuanfangs im Jahr eins nach der Schließung der letzten deutschen Steinkohlenzechen. Tönjes, der die Stiftung seit dem Ausscheiden des schwer erkrankten früheren Bundeswirtschaftsministers Werner Müller führt, will nach dem Ende einer industriellen Ära nach vorne blicken, „Zukunft stiften“, wie es im Geschäftsbericht heißt, den Tönjes bei einer Pressekonferenz auf dem Essener Welterbe-Gelände Zollverein präsentiert.

Die zentrale Aufgabe der RAG-Stiftung ist, die Folgekosten des Bergbaus zu finanzieren. So muss beispielsweise das Grubenwasser gepumpt und gereinigt werden. Darüber hinaus will die Stiftung daran mitwirken, den Wandel im Ruhrgebiet zu gestalten. „Wir verstehen uns auch als Impulsgeber“, sagt Tönjes. „Wir wollen in acht bis zehn Jahren sagen können: Das Ruhrgebiet hat die Transformation geschafft.“

Folgekosten des Bergbaus höher als zunächst erwartet

Zunächst einmal sind allerdings die Folgekosten des Bergbaus als ursprünglich erwartet. Im Laufe des vergangenen Jahres hatte Stiftungschef Tönjes bereits angekündigt, dass die ursprünglich veranschlagten 220 Millionen Euro pro Jahr für die sogenannten „Ewigkeitsaufgaben“ in der Anfangszeit nicht reichen werden. „Dies hat sich bestätigt“, berichtet Tönjes nun. Für das laufende Jahr rechnet die Stiftung mit Kosten in Höhe von knapp 300 Millionen Euro. Da die Stiftung „finanziell gut aufgestellt“ sei, könne sie die Mehrbelastung tragen.

Negativ zu Buche schlage, dass die RAG-Stiftung noch nicht ihr neues Grubenwasserkonzept habe umsetzen können, erklärt Tönjes. Die Pläne lagen unter anderem beim NRW-Umweltministerium und der Bezirksregierung Arnsberg zur Prüfung. Dabei ging es etwa um die Wasserhaltung in den Bergwerken Haus Aden und Auguste Victoria sowie Gutachten zum PCB-Einsatz unter Tage. Verzögerungen gibt es auch im Saarland, wo die RAG ebenfalls Zechen betrieben hat.

Viele Geschäftsaktivitäten – auch mit Warenhaus-Investor René Benko

Vergangenes Jahr hatten die letzten deutschen Steinkohlenzechen ihren Betrieb eingestellt. Die RAG-Stiftung bereitet derzeit einen Anstieg des Grubenwassers vor. Sorgen der Menschen angesichts möglicher Gefahren nehme die Stiftung „sehr ernst“, betont Tönjes. „An oberster Stelle stehen für uns der Schutz der Menschen und des Trinkwassers.“

Die RAG-Stiftung ist Mehrheitsaktionär des Essener Chemiekonzerns Evonik und am Gelsenkirchener Wohnungsunternehmen Vivawest sowie zahlreichen Mittelständlern beteiligt. Geschäftliche Verbindungen gibt es auch zum österreichischen Warenhaus-Investor René Benko, der die Fusion von Karstadt und Kaufhof vorantreibt. Unlängst war Benko zu Gast auf Zollverein in Essen.

Das Vermögen der RAG-Stiftung beträgt rund 17 Milliarden Euro. Allein im vergangenen Jahr seien 912 Millionen Euro für die Ewigkeitslasten in die Kasse gekommen. Allein durch den Verkauf eines Evonik-Aktienpakts nahm die Stiftung 458 Millionen Euro ein. Dafür musste sie sich allerdings von 3,5 Prozent des Evonik-Grundkapitals trennen. Tönjes betont, die Stiftung werde „weiter einen signifikanten Anteil an Evonik halten“.

Stiftung will Abhängigkeit von Evonik-Dividende verringern

Zur Strategie der Stiftung gehört auch, die Abhängigkeit von den Evonik-Dividenden mittel- bis langfristig zu verringern und das Kapital breit gestreut zu investieren. Ob er sich den Kauf von Thyssenkrupp-Aktien vorstellen könne, wird Tönjes gefragt: „Wir prüfen natürlich alle Optionen“, antwortet er und fügt hinzu: „Wir haben aber im Moment nicht die Absicht, bei Thyssenkrupp einzusteigen.“

Als Themen, denen sich die RAG-Stiftung widmen wolle, nennt Tönjes unter anderem Stadterneuerung und Mobilität sowie Firmengründungen und Ansiedlungen. „Wir sehen das Ende des Steinkohlenbergbaus als Aufbruchsignal“, betont er.