Essen. . Karstadt-Eigner René Benko sieht sich als Retter der angeschlagenen Warenhauskette Kaufhof. Benko stellt klar: Die Marke Kaufhof soll bleiben.
Lange Zeit hat René Benko geschwiegen. Der österreichische Unternehmer, der die beiden deutschen Warenhausketten Karstadt und Kaufhof verbinden will, zeigt sich selten in der Öffentlichkeit und gibt kaum Interviews. Erstmals seit fünf Jahren habe er nun zugestimmt, sich befragen zu lassen, berichtet das „Handelsblatt“, das Benko eine große Bühne bereitet. In dem Gespräch wirbt der mit 41 Jahren noch vergleichsweise junge Investor eindringlich für den geplanten Zusammenschluss der Traditionshäuser.
Eine große Verantwortung spüre er für die Beschäftigten, Kunden, Lieferanten und die Innenstädte, sagt Benko. Er spricht von Pflicht und harter Arbeit angesichts der anstehenden Aufgaben. Zugleich betont er die Chancen, die sich durch ein Bündnis von Karstadt und Kaufhof bieten. „Wir sind vom Warenhaus als solchem zutiefst überzeugt“, beteuert Benko. „Die Innenstädte haben eine goldene Zukunft, glauben Sie mir!“
Um zu untermauern, dass er es ernst meint mit dem komplexen Handelsgeschäft, führt der als Immobilien-Investor groß gewordene Unternehmer das Beispiel Karstadt an. Vor vier Jahren hat Benko den Warenhauskonzern vom glücklosen US-Unternehmer Nicolas Berggruen übernommen. „Wir hatten damals fertig ausgehandelte Sozialpläne für die Schließung von 25 Filialen in der Schublade. Aber wir haben trotzdem um jede einzelne Filiale gekämpft. Schließlich mussten wir am Ende nur drei Warenhäuser tatsächlich schließen“, führt Benko aus. Mittlerweile eröffne Karstadt in Berlin sogar wieder zwei neue Filialen. Das zeige: „Man kann das Geschäft nicht nur retten, sondern sogar ausbauen.“
Nach der Fusion „keine Massenschließungen“
Nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof werde es „nicht zu Massenschließungen kommen“, verspricht Benko. „Natürlich müssen wir sanieren, aber wir werden wie bisher um jede Filiale kämpfen und versuchen, sie in die schwarzen Zahlen zu führen. Das ist uns bei Karstadt ja auch gelungen.“ Spekulationen zu einem möglichen Abbau von 5000 Arbeitsplätzen bezeichnet Benko als „unverantwortlich“. Es sei „viel zu früh für solche Diskussionen“.
Beide Warenhausketten werden ihre Namen behalten, kündigt Benko an. „Es sind enorm kraftvolle Marken“, sagt er zur Begründung. Ausweichend reagiert er auf die Frage, wo sich die künftige gemeinsame Firmenzentrale befinden soll – in Köln oder Essen. Mit „solchen Details“, so Benko, wolle er warten, bis das Kartellamt den Fall geprüft habe. Die Wettbewerbshüter müssen noch zustimmen, damit Benkos Unternehmen Signa und der kanadische Kaufhof-Eigentümer HBC ihr Bündnis besiegeln können. Bis dahin bleiben Karstadt und Kaufhof Konkurrenten.
„Es geht hier um die Rettung des Unternehmens“
Wenig Zurückhaltung legt Benko an den Tag, wenn es darum geht, die Lage von Kaufhof zu beschreiben. Dem Eindruck, dass die Kanadier das Unternehmen ziemlich heruntergewirtschaftet hätten, könne er leider nicht widersprechen. „Ohne den Zusammenschluss mit Karstadt hat Kaufhof alleine keine Zukunft“, betont Benko. „Es geht hier um die Rettung des Unternehmens.“ Bei Kaufhof seien „fast exakt die gleichen Fehler gemacht“ worden wie bei Karstadt vor dem Einstieg von Signa. „Vermutlich dachte man, alte Rezepte aus Amerika ließen sich eins zu eins auf Deutschland übertragen. Aber das ist einfach nicht der Fall.“
Offiziell ist mit Blick auf das Bündnis von Signa und HBC zwar von einer „Fusion unter Gleichen“ die Rede, gesteuert wird das Geschäft aber vom Benko-Vertrauten und Karstadt-Chef Stephan Fanderl. Teil des neuen Gemeinschaftskonzerns sollen sämtliche Warenhäuser von Kaufhof und Karstadt sowie das Einzelhandelsgeschäft von HBC in Belgien und in den Niederlanden sein, außerdem die Kette Karstadt Sports und der Lebensmittel- und Gastronomiebereich beider Unternehmen (Dinea, Galeria Gourmet, Karstadt Feinkost und Le Buffet). Damit geht es um mehr als 240 Standorte und 32 000 Mitarbeiter. Signa soll 50,01 Prozent der Anteile an der Gesellschaft halten, HBC 49,99 Prozent.
„Uns war wichtig, dass wir die alleinige Kontrolle über das operative Geschäft bekommen“, betont Benko. „Wir haben Karstadt saniert und stabilisiert – darum geht es nun auch beim Kaufhof.“